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Klettersteig gehen

Klettersteige ermöglichen es auch dem schwindelfreien Normalbergsteiger, die Welt der Senkrechten zu erschließen. Aber auch einen Klettersteig sollte man nicht ohne Training oder ohne Erfahrung begehen. Zum einen, weil sich viele Klettersteige in alpinem Terrain befinden und damit auch alpinen Gefahren unterworfen sind. Zum anderen bedarf es doch gewisser Übung, das Handling am Klettersteig voll zu beherrschen.

Klettersteig gehen
Optimale Sicherung: die Kombination von Brust- und Hüftgurt.
Optimale Sicherung: die Kombination von Brust- und Hüftgurt.

Das geht beim Einbinden los. Ist das Klettersteigset jüngeren Datums, ist das Einbinden recht einfach. Mittels eines Ankerstichs wird das Set am Einbindepunkt des Gurtes befestigt. Noch besser ist es, auf die Kombination aus Brust- und Hüftgurt zu setzten (Bild rechts).

Ist es ein älteres Set, muss man sich mit dem Restseil einbinden, was schon etwas mehr Wissen voraussetzt. Vor allem muss man darauf achten, dass das Restseil (Bremsseil) auch so verstaut wird, dass es bei einem Sturz auch durch die Klettersteigbremse rutschen kann.

Besitzen Sie noch ein Set in V-Form, sollten Sie sich besser ein neues, modernes Set mit der Y-Form zulegen. Dann kommen noch der Helm auf den Kopf und die Handschuhe an die Hände und schon kann es losgehen.

Redundanz bei einem Sturz

Grundsätzlich werden bei der Verwendung eines Y-Klettersteigsets beide Karabiner in das Sicherungsseil eingehängt. Beim Umhängevorgang wird dann zuerst der eine, dann der andere Karabiner umgehängt. So ist die Sicherungskette nie unterbrochen. Bei dieser Methode sind, bis auf einen kurzen Moment beim Umhängen, immer zwei Karabiner in das Sicherungsseil eingeklinkt.

Damit schafft man sich eine Redundanz bei einem Sturz. Denn die Klettersteig-Karabiner können bei ungünstiger Belastung bei einem Sturz auch brechen.

Eiserne Regel: Immer nur einen Strank umhängen!
Eiserne Regel: Immer nur einen Strank umhängen!

Was zuerst?

Der Klettersteig-Neuling sollte sich zuerst Steige aussuchen, die nicht sonderlich exponiert sind und auf denen nur kurze, steilere Passagen vorkommen. Das Handling lässt sich hervorragend auch auf horizontalen Wegstücken üben. Da muss man sich nicht auf das Festhalten konzentrieren, sondern kann sich ganz mit dem Umhängen auseinander setzten.

Ist man mit dem ganzen Prozedere vertraut, kann man langsam die Schwierigkeit der Klettersteige steigern. Dabei sollte man vor allem auch auf die Länge und die Dauer achten. Denn besonders am Anfang bekommt man schnell "dicke Arme" wenn man es nicht gewohnt ist, sich an den Krampen und Leitern emporzuziehen. Vergleichen Sie die Zeitangaben im Führer mit der Zeit, die Sie benötigt haben. So lernen Sie schnell sich selbst einzuschätzen und können die Touren präziser planen.

Zustand des Klettersteiges

Leitern, Stifte, Krampen und viele Drahtseilsicherungen. Klettersteige werden italienisch Vie ferrate genannt.
Leitern, Stifte, Krampen und viele Drahtseilsicherungen. Klettersteige werden italienisch Vie ferrate genannt.

Klettersteige gibt es schon seit Jahrzehnten und somit ist der Zustand von Klettersteigen sehr unterschiedlich. Neue Klettersteige sind in der Regel vorbildlich eingerichtet. Auf älteren Klettersteigen lohnt es sich manchmal, zweimal hinzusehen. Ausgerissene Krampen oder Stifte, beschädigte Drahtseile oder gar ganze fehlende Passagen können aus einer genussreichen Klettersteigtour schnell ein ernstes Unternehmen werden lassen.

Auch Drahtseile, die mit Tape umwickelt sind, sollten mit Vorsicht genossen werden. Hier hat der Rost beste Voraussetzungen, zerstörerisch zu wüten. Vorstehende Drahtseil-Litzen sind meist nicht gefährlich, tun aber weh, wenn man mit der Hand reingreift, und sie zeugen auch nicht von einem guten Zustand des Klettersteigs.

Bei den Tourismusverbänden der jeweiligen Region oder bei den entsprechenden Bergführerbüros sollte man Auskunft über den Zustand der Klettersteige bekommen. Vorsicht ist vor allem nach dem Winter und auch nach heftigen Regenfällen (Gewittern) geboten!

Aus ALPIN 4/2004