Online-Extra zum Interview in ALPIN 05/2008

Peter Habeler: "Der Berg war halt immer vordringlich..."

Der 1942 im Zillertal geborene Peter Habeler schaffte spaktakuläre Erstbegehungen in den Rocky Mountains und bestieg den Mount Everst zusammen mit Reinhold Messner ohne Sauerstoff. Der Bergveteran im Interview mit Dirk von Nayhauß. Das ganze Interview finden Sie in ALPIN 05/08. Auf alpin.de präsentieren wir Ihnen bereits jetzt exklusiv einen Teil seiner spannenden Antworten.

Peter Habeler: "Der Berg war halt immer vordringlich..."

Alpin: War Bergsteigen wie eine Sucht?

Peter Habeler: Das ist für jeden eine Sucht.

Alpin: Du warst oft auch solo in den Bergen.

Peter Habeler: Ja, schon als Kind, und da habe ich gelernt, auch mal allein im Gebirge zu sein, ohne mir gleich in die Hose zu scheißen. Als 12-Jähriger war ich ohne Partner auf allen Hauptgipfeln des Zillertals. Gerade als Bergführer sollte ich das nicht propagieren, weil die Sache für den Alleingänger leicht schlecht ausgehen kann.

Aber es ist einfach herrlich, allein durch die Berge zu steigen: Ich bin gerne sehr schnell unterwegs, und so brauche ich auf niemanden zu warten, ich kann alles selber entscheiden. Ich bin gegenüber niemandem - außer vielleicht meinen Leuten zuhause - verantwortlich. Im Wilden Kaiser habe ich eine Reihe von Alleinbegehungen gemacht - das war einfach sensationell.

Alpin: Bist du ein Einzelgänger?

Peter Habeler: Ich glaube, die extremen Bergsteiger sind alle ein bisschen Einzelgänger.

Alpin: Und wenn du mit einer Gruppe unterwegs bist?

Peter Habeler: Ich gehe manchmal doch nicht ungern mit einer Gruppe, muss aber versuchen, der Beste zu sein. Das stärkt die Gruppe und macht die Sache sicherer.

Alpin: Bist du ehrgeizig?

Peter Habeler: Ja, und ich traue mich, das zu sagen. Ich musste als Kind ehrgeizig sein, um etwas zu erreichen. Ich habe auch immer sehr gerne trainiert.

Alpin: Was waren deine Ziele?

Peter Habeler: Ich wollte auf jeden einzelnen dieser Gipfel im Zillertal hinaufsteigen. Und ohne Ehrgeiz kommst du auch nicht auf den Everest rauf.

Alpin: Bist Du ein asketischer Typ?

Peter Habeler: Würde ich gar nicht so sagen, aber ich bin sehr einfach aufgewachsen. Schon damals war ich bescheiden in der Nahrungsaufnahme, ich habe noch nie viel gebraucht. Auch heute ernähre ich mich einfach: Kartoffeln, Teigwaren, Brot, Suppen, das tut dem Körper gut.

Ich glaube, dass die Einfachheit das Beste ist, das der Mensch haben kann - ob es nun um die Nahrung geht oder andere Bereiche des Lebens.

Alpin: Rente und Lehnsessel locken dich also nicht. Arbeitest du noch?

Peter Habeler: Klar, ich halte Vorträge, wobei ich gar nicht mehr so viel vom Everest erzähle, der geht mir so langsam auf den Keks. Und ich führe auch noch, bin da allerdings so eine Art Prominentenführer geworden, sei es für den Innenminister, unseren Bischof oder den ehemaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel.

Ich bin gerne mit Leuten unterwegs, die auch etwas erreicht haben, die sind oft unkompliziert und am leichtesten zu handeln.

Alpin: Gibt es etwas, das du bereust in deinem Leben?

Peter Habeler: Nein, ich weiß nicht, wie ich mein Leben anders hätte gestalten sollen. Die zwischenmenschlichen Beziehungen habe ich manchmal brutal behandelt, da würde ich vielleicht versuchen, manches anders zu machen.

Aber Gott sei Dank habe ich auch nie die Quittung bekommen. Der Berg war halt immer vordringlich, darunter haben die menschlichen Beziehungen gelitten. Ich bin immer so vorbei geschrammt.

Alpin: Was hätte passieren können?

Peter Habeler: Dass die Menschen, mit denen ich viele Jahre meines Lebens verbracht habe, nichts mehr von mir wissen wollten.

Meine ehemalige Frau Regina und ich, wir sind wie ein Herz und eine Seele, aber das hätte ja auch ganz anders laufen können. Der Kontakt zu ihr und anderen ist nicht abgebrochen - obwohl ich sie enttäuscht habe.

Das gesamte Interview lesen Sie in ALPIN 05/2008!

Weitere Online-Extras der Interviewserie extrem ehrlich: