Vom Makalu berichtet Ralf Dujmovits

Großer Rummel im Basislager

Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits peilen die nächsten Besteigungen an. Die 8000er-Frau steht vor ihrem zweiten Anlauf am Dhaulagiri . Geht alles gut, soll es zum K2 im Karakorum gehen. Ehemann Ralf ist derweil am 8485 Meter hohen Makalu zu Gange und meldet sich per Newsletter aus dem dortigen Basislager zu Wort.

Großer Rummel im Basislager
Das Basislager füllt sich.
Das Basislager füllt sich.

Makalu Expedition 2008

"Eigentlich wollte ich mich schon früher wieder vom Makalu melden - war aber nach meiner Rückkehr von Lager II (6650 m) drei Tage etwas angeschlagen. Da unser Materialtransport ins Hillary-Basecamp wegen des Hubschrauber-Absturzes ausgefallen war, hatte ich bis gestern weder meinen Daunenanzug noch einen warmen Basislager-Schlafsack. Üblicherweise benutze ich in den Hochlagern einen nur 800 g leichten Schlafsack, liege darin aber im Daunenanzug. Mangels desselben dachte ich mit ein paar Lagen mehr an Fleece und einer Primaloftjacke klar zu kommen. Was aber schon hier im Basislager auf 5650 m bei -10 Grad nicht wirklich wärmt, funktioniert 1000 m höher auch nicht optimal. Und wie in den Alpen eine Biwaknacht "durchzuschnattern" (ist das noch badisch oder schon verständliches Hochdeutsch?) war mit der Anstrengung der hinzukommenden Höhe auch nicht ganz einfach.

Auf jeden Fall habe ich zwei atemlose, mit vielen Gymnastikübungen zur Wärmung des Körpers und besonders der Füße aufgeheiterte Nächte hinter mir. Um 17:00 Uhr verschwindet die Sonne, um 8:30 kommt sie wieder - hier auf die Nordseite des Makalu. Macht 13 1/2 Stunden Gefriertruhe - und das hat mich einen rauen Hals gekostet und was sonst noch so zu einer richtigen Erkältung gehört. Heute kann ich zumindest schon wieder reden - gestern war unser Koch wahrscheinlich froh, dass ich mal überhaupt keinen Ton herausgebracht habe.

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Schön ist es auf jeden Fall - oben am Berg. Ich war alleine oben, habe die Ruhe, den Frieden und die Aussicht in den beiden Hochlagern genossen. Im Lager II war ich völlig alleine. Hier unten im Basislager ist mega-mäßig der Bär los! Jeden Tag noch mehr Gruppen, die eintreffen und jeden Tag noch mehr Leute, die - darf ich es sagen? - hier eigentlich nicht viel verloren haben. Bergsteiger asiatischer Abstammung, die durch Ihre Sherpas auch noch im fast ebenen Gelände Fixseile verlegen lassen, eine Militär-Expedition eines europäischen Inselvolks, deren Mitglieder teilweise zum ersten Mal Steigeisen an den Füssen haben (musste es filmen, sonst würde ich es später selbst nicht glauben), Schnaps-verkaufende einheimische Händler im Basislager und vieles mehr, was ich nicht aufzählen möchte.

Ob ich mit den von mir und meiner Firma angebotenen, professionell geführten oder geleiteten Expeditionen zu den niedrigen 8000ern nicht auch einen Teil zur Kommerzialisierung des Höhenbergsteigens beigetragen habe, frage ich mich, während ich hier sprachlos (s.o.) dem immer tiefer sinkenden Niveau zuschaue. Nach der Schließung der chinesischen Nordseite des Everest - Kulminationspunkt des bergsteigerischen Grauens - ist der Makalu in diesem Frühjahr für viele Sauerstoff-Bergsteiger zum Ausweichziel geworden. Vergangenes Frühjahr - also 2007 - waren hier drei Brasilianer, ihr Sherpa und ihre Sauerstofflaschen sowie ein Franzose unterwegs - das war's! Dieses Frühjahr dürften es um ein mehr als 100-faches mehr werden. Toni Hiebeler war es, der vor 25 Jahren als einer der Ersten von einer bewussten Kanalisierung des Bergsteigens sprach. Gut für ihn, dass er nicht wusste, von was er wirklich sprach. Hallo Chinesen, macht bitte bald den tibetischen Normalweg des Everest wieder auf!"

Vom Makalu berichtet Ralf Dujmovits

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Weitere Informationen:

Weitere Informationen auf Alpin.de: Kaltenbrunner wagt es erneut