ALPIN: Du bist 46 Jahre alt. Spürst du das Alter?
Nives Meroi: Sagen wir es so: Ich kann es selber nicht fassen, dass ich nicht mehr die Jüngste bin. Ich denke immer, ich hätte noch mein ganzes Leben vor mir.
ALPIN: Andere Bergsteiger in deinem Alter berichten, dass sie nun länger bräuchten, um sich von anstrengenden Besteigungen zu erholen.
Nives Meroi: Nein, im Himalaja gehst du ohnehin sehr langsam. Und wenn ich dort bin, geht es mir einfach gut. Dort stört mich eigentlich gar nichts, nicht einmal, im Basecamp auf dem steinigen Untergrund zu schlafen. Anders in Italien: Hier habe ich häufig irgendwelche Wehwehchen.
ALPIN: Woran liegt das?
Nives Meroi: Im Basecamp und am Berg ist das Leben bestimmt nicht leichter, aber einfacher, natürlicher. Zurück in Italien, wird man dauernd abgelenkt, dauernd gibt es etwas zu tun - man kommt einfach nicht zur Ruhe. Dauernd ist man beschäftigt, zuweilen mit unwichtigen. Wenn du aber in den Bergen bist, weißt du, dass das Leben sehr schnell vorbei sein kann. Dort verstehst du den wahren Wert des Lebens.
ALPIN: Hättest du gerne eigene Kinder?
Nives Meroi: Früher dachte ich immer: Es ist zu früh für Kinder. Heute ist es zu spät. Was in der Zeit dazwischen passiert ist, das weiß ich nicht. Unser Leben war und ist so voll, Romano und ich haben nie ernsthaft über eigene Kinder nachgedacht.
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