3.- 5. Januar 2008; Berner Oberland, Schweiz

Robert Jasper: Eistrilogie der besonderen Art

Die Trilogie, das Aneinanderreihen von verschiedenen Wänden, oder Routen, ist in der Geschichte des Alpinismus zu einer besonderen Spielform der Extremen geworden. Schon seit einiger Zeit träumte Robert Jasper von einer Eisfall-Trilogie der besonderen Art. Es berichtet seine Ehefrau Daniela Jasper.

Robert Jasper: Eistrilogie der besonderen Art
Faszination Eisklettern: Eine Eis-Trilogie mit Robert Jasper und Bernd Rathmayr. Foto: Klaus Fengler.
Faszination Eisklettern: Eine Eis-Trilogie mit Robert Jasper und Bernd Rathmayr. Foto: Klaus Fengler.

"Ich wollte ganz besondere Routen hintereinander klettern. Mir ging es mehr um die Ästhetik der Linie, als um reine Höchstschwierigkeiten. Eis- und Mixedrouten, große Klassiker, ich wollte auch einen persönlichen Bogen über die Eiskletterentwicklung der vergangenen 15 Jahre, die ja sehr rasant war, spannen". Das Erlebnis, wenn man mehrere Tage hintereinander klettert, ist anders: Durchhaltewille, Teamgeist und Motivation stehen an oberer Stelle, das Wetterglück ist aber immer existenziell beim Eisklettern.

Über Neujahr waren die Eisverhältnisse ideal. Zusammen mit Markus Stofer hatte Robert Jasper das bereits 2003 begonnene Projekt "Almendudler", eine ca. 350 Meter lange Mixedlinie über Kandersteg fertig eingerichtet und der Rotpunktdurchstieg sollte folgen. Da erfuhr Robert von Bernd Rathmayr, dass der Buchenbach im Lauterbrunnertal mit der Route "B.A.S.E" WI 6+, 450 Meter, von Ralph Jörg und Peter von Kanel am 29. und 31.12.07 erstbegangen wurde. Eine kühne Leistung der beiden Oberländer Locals. Die durchgehende Eintagesbegehung stand jedoch noch aus, und da die Kältewelle am 07.01.08 noch anhielt, versuchten Jasper und Rathmayr ihr Glück. Zur Fotogalerie Eistrilogie Schon 1996 hatten Robert und ich den Buchenbach oder B.A.S.E, wie die Route heute genannt wird, zusammen im Visier. Das Eis ereichte aber nie den Talboden, das Tauwetter im niedrigen Lauterbrunnertal war mal wieder schneller und so hofften wir vergebens. Durch die geringe Meereshöhe von nur 800 Metern ist das Eis im Lauterbrunnertal meist sehr röhrig, hohl und unangenehm zu klettern und die Absicherung ist oft sehr zweifelhaft.

Mit Stirnlampen und in Simultanklettertechnik lag das erste Drittel des außergewöhnlich hohen Eisfalls bald unter den beiden. Steiles röhriges Eis zwang Sie dann aber zum vollen sichern. In Wechselführung kletterten Robert Jasper und Bernd Rathmayer die letzten acht Seillängen, davon zwei Schlüsselseillängen im Eisgrad 6+. Ein phantastischer Wasserfall der durch eine grandiose Linie und seine außergewöhnliche Länge von 450 Metern besticht. Es gibt weltweit nicht viele Eisfälle dieser Art!

Zurück in Lauterbrunnen verkündete der Wetterbericht Föhnsturm, meist das Ende für jeden Eisfall. Sollte ein Versuch am "Almendudler" noch am nächsten Morgen möglich sein?

Trotz starkem Föhn wagten die beiden Eisfreaks begleitet von Fotograf Klaus Fengler, am nächsten Tag einen Versuch in Kandersteg. "Nur wenn man am Einstieg steht, kann man sagen, ob es noch geht, oder ob man besser die Finger davon lässt. Der Kältesee im Talgrund von Kandersteg hatte dem Föhn noch recht lange standgehalten und das Eis war gerade perfekt. Trotzdem war schnelles Klettern angesagt und zum Glück kannte ich die schwierigen Seillängen von vorherigen Versuchen. Mit den müden Armen wäre eine Rotpunktbegehung in diesem Grad (M9+/10-) sonst nicht mehr möglich gewesen", so Robert Jasper. Alles lief wie am Schnürchen und nach sieben Stunden war die Erstbegehung perfekt. Zur Fotogalerie Eistrilogie