Diskussion um Kletterethik

Der Standpunkt von Prof. Dr. Heinz Röhle

Der Standpunkt von Prof. Dr. Heinz Röhle
Seit 2005 Präsident des Deutschen Alpenvereins : Prof. Dr. Heinz Röhle. Bild: Marco Kost.
Seit 2005 Präsident des Deutschen Alpenvereins : Prof. Dr. Heinz Röhle. Bild: Marco Kost.

Dass der DAV den Bergsport nicht nur verwalten, sondern mit gestalten will, ist das Fazit des Bergsportkongresses in Dresden.

Dort wurden viele der drängenden Themen für den Spitzen- wie Breitenbergsport zwischen den Polen Gesellschaft und Natur angerissen.

Respekt für die Monumente der Alpingeschichte

Eines der Foren in Dresden befasste sich mit dem Massenandrang zum Steilfels, den alpinen Trends Klettersteig und Plaisir- oder sanierte Routen, denen gegenüber die klassischen Kletterrouten ins Hintertreffen zu geraten scheinen.

Tenor im Publikum und am Podium, bei Plaisir-Erschließern wie Klettersteigexperten, war der Respekt für diese Monumente der Alpingeschichte. Und der Wunsch, dass jede Disziplin ausreichend Platz im alpinen Raum haben solle - denn jede habe ihre Existenzberechtigung.

Dies entspricht auch der bisherigen Politik des DAV, die in Papieren wie der "Tirol Deklaration" oder den "Empfehlungen zur Sanierung alpiner Kletterrouten" dokumentiert ist. So engagieren sich DAV-Vertreter in regionalen Arbeitskreisen, die diskutieren, welche Alpinrouten auf welche Weise saniert werden sollen - und welche nicht.

Ende der 1990er Jahre entstanden viele solche Gruppen; teilweise haben sie sich wieder aufgelöst, nachdem eine als angemessen eingeschätzte Zahl von Routen saniert worden war. In den Tannheimer Bergen bildet sich derzeit ein Arbeitskreis, der sich um den Erhalt und die Pflege des erreichten Zustandes kümmern will, nicht um weitere Sanierungen.

Individualbergsteiger sowie DAV-unabhängige Initiativen, die Routen erschließen oder sanieren, sind aber leider nur durch Publikationen und Appelle erreichbar. Ihnen möchte der DAV vermitteln, dass Rücksicht auf die Werte und Traditionen des alpinen Kletterns, die sich eben auch in klassischen Routen manifestieren, notwendig ist - und dass man bei Erstbegehungen ausreichend Abstand zu bedeutenden Klassikern halten sollte.

Alpines "Abenteuerklettern" wird immer elitär bleiben

In Dresden wurde unter anderem darüber diskutiert, ob solche Marksteine der Klettergeschichte als Kletter-Kulturerbe in einer Liste dokumentiert werden sollten. Alpines "Abenteuerklettern" wird immer elitär bleiben und fordert mehr Kompetenzen von den Begehern. Es wird immer ambitionierte Kletterer geben, die solche Herausforderungen brauchen. Und "Breite braucht Spitze" : Solch komplexe Leistungen können auch "Normalbergsteiger" inspirieren. Und ohne vereinsinterne Diskussionen vorwegnehmen zu wollen:

Der DAV wird sein Möglichstes tun, dass alle Bergsportler im Gebirge ausreichend Raum finden, um nach ihrer Facon selig zu werden. Schreiben Sie uns, was meinen Sie?

Redaktion ALPIN

Planegger Str. 15

82131 Gauting

E-Mail: info@alpin.de