Interview mit Christian Klant

"Die Stellungnahmen machen mich betroffen"

Christian Klant hat die Stellungnahmen der Elvia und des DAV auf seinen offenen Brief gelesen. alpin.de befragte den 25-Jährigen daraufhin nach seiner Einschätzung der Dinge.

"Die Stellungnahmen machen mich betroffen"
Christian Klant. Foto: privat
Christian Klant. Foto: privat

alpin.de: Du hast die Stellungnahmen von Elvia und dem DAV gelesen. Ist die Sache damit für Dich erledigt?

Christian Klant: Die Stellungnahmen auf meinen offenen Brief machen mich betroffen. Der Wunsch hinter meinem Schreiben war und ist, Situationen wie diese in Zukunft zu verhindern. Da in den Stellungnahmen für mich völlig neue Informationen auftauchen, weiß ich nicht so recht, was ich von der Sache halten soll.

Für mein Gefühl ist die Sache erst dann erledigt, wenn klargestellt ist, wann und was eine Expedition ist und wenn Christophs Eltern das Geld erstattet bekommen haben.

alpin.de: Wer hat damals die Kosten für die vergebliche Rettungsaktion übernommen? Und wie hoch waren diese?

Christian Klant: Die Kosten der Suchaktion sind von Christophs Eltern übernommen worden. Von den ganzen Kleinigkeiten einmal abgesehen belaufen sich die Kosten für Hubschrauber und Suchmannschaft auf 23.000 US-Dollar. Da die Elvia die Übernahme der Kosten abgelehnt hat, wird die Angelegenheit wohl vor Gericht ausgetragen werden.

alpin.de: Die Elvia-Versicherung lehnt die Kostenübernahme ab, da der Salcantay in Anbetracht seiner technischen Schwierigkeit und der Tatsache, dass die Gipfelregion vergletschert ist, als Expeditionsberg einzustufen sei. Der vereinbarte Schutz des Alpinen Sicherheitsservice hätte daher von vornherein keinen Versicherungsschutz für die Tour zum Gipfel geboten. Teilst Du die Einschätzung, der Salcanty sei ein Expeditionsberg?

Christian Klant: Zweifelsohne ist die Gipfelregion des Salcanty vergletschert. Doch alleine dies macht ihn meiner Meinung nach nicht zu einem Expeditionsberg.

Der Salcantay - ein Expeditionsberg? Foto: privat
Der Salcantay - ein Expeditionsberg? Foto: privat

Nach meinem Wissensstand ist nach Definition des DAV ein Berg als Expeditionsberg einzustufen, wenn er über 7000m und/oder "von außerordentlicher Schwierigkeit" ist. Mit etwas mehr als 6200m ist der Salcantay von der 7000m Grenze weit entfernt. Warum die vergletscherte Gipfelregion ihn zum Expeditionsberg machen soll ist mir schleierhaft. Auch die Schwierigkeit unserer Aufstiegsroute über den Nordwest-Grad ist meiner Meinung nicht von "außerordentlicher Schwierigkeit".

Es gibt in den Alpen eine Vielzahl von Gipfeln und Touren, die wesentlich schwieriger einzustufen sind als unsere Aufstiegsroute auf den Salcantay. Unser Basislager ist von der letzten mit einem Geländewagen zu erreichenden Stelle ca. 6-8 Stunden Fußweg entfernt und somit auch nicht abgelegener als manch Biwak in den Alpen.

Was ich interessant finde ist, dass nach der Stellungnahme der Elvia auch einige der Alpengipfel als Expeditionsberg einzustufen sind, denn auch dort sind vergletscherte Gipfelregionen keine Seltenheit. Somit ist der Versicherungsschutz über den DAV anscheinend auch bei einigen Gipfeln in den Alpen nicht gegeben.

alpin.de: Die Stellungnahme des DAV zielt in eine ähnliche Richtung wie die der Elvia. Hier heißt es, Du und Christoph wärt im Vorfeld darauf aufmerksam gemacht worden, dass es sich bei der geplanten Tour um eine Expedition handelt, und dafür eine separate Expeditionsversicherung abzuschließen ist. Entspricht dies auch Deiner Erinnerung?

Christian Klant: Diese Information ist uns erstmals durch die Stellungnahme des DAV bekannt gemacht worden. Ich selbst habe vor unserer Abreise keinen Kontakt zu Elvia oder DAV aufgenommen (wenn man mal vom Abschluss der Versicherung einmal absieht).

Inwieweit Christoph dies getan hat kann ich leider nicht sagen und ist wohl jetzt auch nicht mehr eindeutig klären, es sei denn der DAV hat Kopien des Schriftverkehrs. Auch die anderen Mitreisenden haben von solchen Informationen nichts gewusst. Andernfalls hätten wir uns wohl alle auf die Suche nach einer geeigneten Versicherung gemacht.

Leider ist von einer Expeditionsversicherung weder in den Informationen des DAV noch der Elvia etwas zu finden. Nur in den AGB der Elvia ist ein Vermerk aufgeführt, in dem erwähnt wird, dass kein Versicherungsschutz bei Expeditionen besteht.

Nach unserem Wissenstand handelte es sich bei unseren Besteigungen nicht um eine Expedition.

alpin.de: Nach den Erfahrungen, die Du gemacht hast: Was rätst Du Bergsteigern, die ähnliche Projekte geplant haben?

Christian Klant: Wenn jemand den Wunsch verspürt, in Peru oder sonst wo in der Welt gut vorbereitet und gut ausgerüstet einen Berg besteigen zu wollen, kann ich nur sagen: fahrt da hin und schaut Euch den Berg an. Wenn Ihr Euch sicher fühlt steht einer Besteigung meiner Meinung nach nichts im Wege. Es sollte allerdings auch klar sein, dass nicht nur in Peru eine Bergrettung wie in den Alpen mit Longline per Helikopter nicht möglich ist und nicht einmal immer ein Hubschrauber in der Nähe ist.

Nach den jetzigen Erfahrungen ist es auf jeden Fall ratsam schriftlich bei der jeweiligen Versicherung anzufragen, ob die geplante Tour auch abgedeckt ist.

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