"Die Alpen - Abenteuer Eiger Nordwand"

Robert Jasper: "Da ist der Tod immer dabei..."

Dienstagabend war es soweit: Der opulente IMAX-Film: "Die Alpen" feierte in Nürnberg Premiere. Robert und Daniela Jasper, Extrem-Bergsteiger und Protagonisten der US-Produktion, waren vor Ort. Wir haben uns mit dem symphatischen Ehepaar über den Streifen unterhalten und uns natürlich auch den Film angesehen. Lesen Sie Interview und Filmkritik...

Robert Jasper: "Da ist der Tod immer dabei..."
Bei den Dreharbeiten in der Eiger-Nordwand.
Bei den Dreharbeiten in der Eiger-Nordwand.

alpin.de: Wie ist die Produktionsfirma auf Euch gekommen?

Daniela Jasper: Die Produktionsfirma suchte ein Bergsteigerehepaar mit Kindern, das sich in der Eiger Nordwand gut auskennt. Da gibt es natürlich nicht gerade viele. Robert ist ein absoluter Experte in der Nordwand. Er hat sie immerhin schon über 15 mal durchstiegen und ich selbst bin auch schon dreimal über die Nordwand auf den Eiger. Und so klingelte eines abends in unserem Häuschen in der Schweiz das Telefon... Zur Fotogalerie IMAX-Film "Die Alpen" alpin.de: Wie war es bei den Dreharbeiten?

Robert Jasper: Ich war zum einen als Schauspieler in der Dreierseilschaft mit John Harlin III und Daniela in der Wand unterwegs. Zum anderen war ich als Bergführer für die Sicherheit des gesamten Teams und für das Management der Dreharbeiten verantwortlich. Das war schon eine ziemliche Belastung. Zumal das Filmteam anfangs das Ganze wohl ein wenig unterschätzt hatte. Wie steil, steinschlag- und lawinengefährdet die Nordwand ist und wie brutal schnell das Wetter umschlagen kann, war denen zunächst gar nicht bewusst. Ich bin sehr erleichtert und froh, dass alles gut und unfallfrei abgelaufen ist.

Abflug: Daniela Jasper wird vom Gipfel des Eigers mit dem Heli abgeholt.
Abflug: Daniela Jasper wird vom Gipfel des Eigers mit dem Heli abgeholt.

alpin.de: Wie real sind die Aufnahmen? Was ist gestellt?

Daniela Jasper: Zunächst: Wir sind tatsächlich mit John innerhalb von drei Tagen über die Heckmair-Route durch die Nordwand gestiegen. Mit allen Gefahren und Widrigkeiten, die diese immer noch äußerst anspruchsvolle Tour mit sich bringt. Da ist nichts gespielt. Wir hatten Helmkameras dabei und wurden von der Kleinen Scheidegg aus sowie mit Hilfe von Helikoptern gefilmt.

Danach wurden darüber hinaus mit hohem technischen Aufwand weitere Aufnahmen in der Nordwand gemacht, in denen Schlüsselszenen "nachgestellt" wurden. Dabei wurden, um die Geschichte interessanter zu machen, auch dramaturgische "Kniffe" eingebaut, etwa dass ich Rückenprobleme bekomme und vom Gipfel mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden muss. Im Film sieht man, dass ich nicht gerade ein schmerzverzerrtes Gesicht mache, sondern meinen ersten Heli-Flug ziemlich genieße...

Familienbild: Daniela Jasper (2. v. l.) mit Robert (r.) sowie John Harlin III mit Frau und Tochter.
Familienbild: Daniela Jasper (2. v. l.) mit Robert (r.) sowie John Harlin III mit Frau und Tochter.

alpin.de: Wie war es mit John Harlin III, der seinen Vater in der Nordwand verloren hat, als er gerade mal neun Jahre alt war?

Daniela Jasper: Für ihn war die Durchsteigung sicherlich eine Art Vergangenheitsbewältigung. Er war ja mit seiner Frau und seiner Tochter angereist und die haben, als es dann tatsächlich losging, beim Abschied geweint wie die Schlosshunde. Auch wir konnten uns dem nicht entziehen und haben mit John und seiner Familie getrauert. Dementsprechend war das auch für uns eine extreme Situation. Wir sind noch nie weinend in eine Wand eingestiegen. Und es war immerhin die Eiger-Nordwand. Da ist der Tod immer dabei. Das war schon ein wenig unheimlich. Zur Fotogalerie IMAX-Film "Die Alpen" alpin.de: Wie wirken auf Euch die Aufnahmen auf der großen IMAX-Leinwand?

Robert Jasper: Für uns ist es, wie wohl für jeden Berg- und Naturliebhaber, einfach toll, diese grandiosen Aufnahmen auf so einer gigantischen Leinwand präsentiert zu bekommen. Auch ich habe, trotz all meiner Eiger-Erfahrungen, vor allem durch die spektakulären Helikopter-Luftaufnahmen völlig neue Einblicke und Perspektiven der 1800 Meter hohen Nordwand bekommen.