Neue Zweifel an Stangls "Trance" - Version

Hat Stangl erneut gelogen?

Die Causa Stangl erregt derzeit alpenweit die Gemüter. Wen wunderts? Die Alpin-Szene hat nach der K2-Beichte des "Skyrunners" ihren handfesten Skandal. Nach und nach werden immer mehr Details über Stangls gescheiterte K2-Expedition publik, auch die Spekulationen über den verheerenden Blackout des Steirers gehen weiter. Die Vorwürfe sind gravierend...

Hat Stangl erneut gelogen?

Auch nach der Pressekonferenz, bei der Christian Stangl gestanden hat, den Gipfel des K2 am 13. August nicht erreicht zu haben, sind bei weitem nicht alle Fragen geklärt. Stangl hatte auf der Pressekonferenz ausgeführt, er habe sich in einer Art Trancezustand auf 7.400 Metern tatsächlich eingebildet, auf dem höchsten Punkt des zweithöchsten Berges der Erde gestanden zu sein.

Zweifel an Stangls Version

Das erregt in der Szene heftigen Widerspruch. Vor allem der Bergsteiger Zsolt Torok lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er Stangls Erklärung für ausgemachten Blödsinn hält. Der Rumäne hielt sich zur besagten Zeit ebenfalls im Basislager des K2 auf und erhebt heftige Vorwürfe gegen den Steirer: Stangl sei nach seinen gescheiterten Versuchen gar nicht erst zu einem weiteren Gipfelversuch aufgebrochen. Vielmehr habe der Steirer den Betrug geplant, sei ins vorgeschobene Basecamp aufgestiegen, habe sich sich dort versteckt, zwei Tage abgewartet, sei dann wieder abgestiegen und habe frech behauptet, den K2 bestiegen zu haben!

Angebliche Indizien für diese These:

  • Stangl habe keine Ausrüstungsgegenstände mitgenommen.
  • Trotz ständiger Beobachtung der Wartenden im Basecamp sei von Stangl weder tagsüber etwas zu sehen, noch nachts Lichter wahr zu nehmen gewesen.
  • Nach seiner Rückkunft ins Basecamp informierte der Steirer die Wartenden zwar kurz, dass er den Gipfel erreicht habe, gab sich sonst aber wortkarg und reiste so schnell wie möglich ab, um, so seine Kritiker, weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen, die ihn hätten entlarven können.
  • Träger, die kurz darauf zum vorgeschobenen Basislager geschickt wurden, machten dort verräterische Entdeckungen: In der Nähe von Stangls Zelt wurden vergrabene Essensverpackungen und ein Buch gefunden, das Stangl angeblich gelesen haben soll, um die Langeweile zu bekämpfen.

Hatte Stangl also für den Fall eines erneuten, Scheiterns an "seinem" Schicksalsberg - einen Plan B in der Tasche? Gründe dafür wären auch leicht auszumachen: Die Angst davor, sich nach sieben vergeblichen Anläufen wieder ohne den K2 Gipfel aus dem Himalaya verabschieden zu müssen, verbunden mit der Sorge, diesen vielleicht nie mehr zu schaffen. Angst auch, im Wettrennen mit Hans Kammerlander um die "Seven Second Summits" - Krone weiter zurück zu bleiben, denn der Südtiroler hat mit dem K2 den schwersten Brocken der Liste bereits abgehakt. Angst auch wegen eventuell ausbleibender Sponsorengelder, weil "Versagen" vielleicht nicht ewig honoriert wird?

Im Zweifel für den Angeklagten

Was die finanzielle Seite anbelangt, so waren etwaige Sorgen Stangls wohl unbegründet. Trotz der Beichte um den vorgetäuschten Gipfelsieg am K2 haben beide Hauptsponsoren des 44-Jährigen, der Bergsport-Ausstatter Mammut und das Bauunternehmen Knauf, betont, die Kooperation mit dem "Skyrunner" fortsetzen zu wollen. Dies hänge jedoch, so Knauf-Sprecher Andreas Bauer von Stangls weiteren Zukunftsplänen ab.

Mammut-Sprecher Harald Schreiber meinte dazu: "Es gab keinen vergleichbaren Präzedenzfall in unserem Unternehmen. Aber wir stehen weiterhin zu Christian Stangl und es ist auch nicht geplant den Rechtsweg einzuleiten, um Geld zurückzufordern".

Christian Stangl hat sich unterdessen mit seiner Freundin auf eine Alm zurückgezogen und wil dort zur Ruhe kommen. Noch wurden seine Veranstaltungen und Vorträge aber nicht abgesagt.