Zwischen Sensation, Perversion und Ernüchterung

Beschneite Skitourenroute sorgt für Streit

Die Zahl der Tourengeher, die Skipisten nutzen, wächst. Manche Skigebiete haben bereits spezielle "Tourengeher-Abende" im Angebot. Damit auch die Schneelage stimmt, lockt demnächst in den Ammergauer Alpen die erste beschneite Aufstiegsroute. Tolle Idee, Marketing oder die Perversion des Skitourengedankens? Ein ALPIN - Leser wollte es am Wochenende genau wissen. Lesen Sie seinen Kommentar.

Beschneite Skitourenroute sorgt für Streit

Mit einem Novum hoffen die Betreiber der Kolbensesselbahn nahe Oberammergau Skitourengeher auf die Piste zu locken. Ab dem 16. Dezember können Tourengeher auf einer eigenes angelegten Route entlang der Skipiste 450 Höhenmeter zur Kolbensattelhütte aufsteigen. Und das bei jedem Wetter! Der Einsatz von Schneekanonen wird für eine schneesichere Spur sorgen - laut Oberammergau Tourismus ein in den Alpen bisher einzigartiges Projekt. Was meinen Sie? Sind beschneite Skitourenrouten eine gute Idee? Stimmen Sie jetzt ab, sagen Sie uns Ihre Meinung im Forum oder geben Sie einen Kommentar auf unserer Facebook-Seite ab. Des Weiteren wurde ein knapp 20 Meter langer Tunnel angelegt, der die Tourengeher unter der Abfahrtspiste hindurchleitet. Eine Maßnahme, die auch dazu beitragen soll, das Nebeneinander von Skifahrern und Tourengehern zu verbessern.

Beide Gruppen können so von den Vorzügen und der Infrastruktur präparierter Pisten profitieren, ohne sich dabei in die Quere zu kommen. Weniger "Reibung" dürfte auch den Verantwortlichen beim DAV gefallen, denn hier beobachtet man den "ewigen Streit" zwischen Skifahrern und Tourengehern alles andere als gleichgültig.

Einmalig in Europa?

Noch vor der offiziellen Eröffnung am 16. Dezember wollte sich ein ALPIN-Leser von dem "Novum" einen ersten Eindruck verschaffen und nahm die Piste am vergangenen Wochenende unter seine Bretter. Hier sein ernüchterndes Statement:

"So sieht sie also aus, Deutschlands erste beschneite Skitourenpiste. Toll toll toll! Aufgrund der sehr widrigen Bedingungen war ich am Sonntag am Zahn/Oberammergau. Da fiel mir, nachdem ich eine Parkgebühr von 3 Euro abgedrückt habe, als erstes die fette Dynafit-Werbung auf. Und sonst?"

"Am Rand der Piste ist ein drei Meter breiter Streifen provisorisch abgetrennt. Genau diese Piste wird aber seit Jahren von vielen Tourengehern (oder besser: Pistengeher) zum Aufstieg genutzt. Beschneit wird die Piste auch schon seit Jahren."

"Okay, neu ist der ca. 15 Meter lange Tunnel, aber auf den hätte man auch verzichten können. Ich meine: viel TamTam um nichts. Außer das das Parken teurere geworden ist. Ich geh in Zukunft wohl wieder auf das Hörnle oder den Pürschling."

Deutliche Worte: Christine Margraf vom BN.
Deutliche Worte: Christine Margraf vom BN.

Perversion des Skitourengedankens?

Heftige Kritik an dem Projekt kam von Umweltschützern. Die Artenschutzreferentin für Südbayern beim Bund Naturschutz in Bayern (BN), Christine Margraf, geißelte das Projekt als Geldverschwendung und sagte: "Das halte ich für die Perversion des ursprünglichen Gedankens vom Erleben der Natur im Winter. Es ist ein weiterer Baustein in der technischen Entwicklung, mit der man die Berge dem Skifahren anpasst - und nicht das Skifahren den Bergen und dem Wetter."

Franz Greiner, Betriebsleiter der Kolbensesselbahn, hält dagegen: "Während früher Skibergsteiger die Einsamkeit der Gipfelwelt suchten, betreiben die meisten den Sport inzwischen als reines Fitnessprogramm und suchen die Pistennähe, damit sie ohne anspruchsvolle Tiefschnee-Herausforderungen wieder zurück ins Tal gelangen."

Was meinen Sie? Sind beschneite Skitourenrouten eine gute Idee? Stimmen Sie jetzt ab, sagen Sie uns Ihre Meinung im Forum oder geben Sie einen Kommentar auf unserer Facebook-Seite ab.