100 Schutzengel und ein Wunder am Egger Muttekopf

Skitourengeher überlebt 500-Meter-Absturz

Wie durch ein Wunder hat ein Skitourengeher Ende März einen 500-Meter-Absturz am Egger Muttekopf in den Lechtaler Alpen überlebt. Noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass der Abgestürzte bei seinem Rekordsturz nahezu unverletzt geblieben ist: Der Tiroler zog sich lediglich Prellungen und Erfrierungen zu.

Skitourengeher überlebt 500-Meter-Absturz
Fast zu unglaublich, um wahr zu sein: Absturzverlauf des Tourengehers am Muttekopf (2311m)
Fast zu unglaublich, um wahr zu sein: Absturzverlauf des Tourengehers am Muttekopf (2311m)

Der am Egger Muttekopf abgestürzte Tourengeher, selbst Ausbilder und erfahrener Bergsteiger, stand Vormittags auf dem Gipfel des 2311 Meter hohen Egger Muttekopf. Um einen besseren Talblick zu bekommen, stieg er deshalb zu einem kleinem Plateau. Dieses "Plateau" stellte sich in Wirklichkeit als Schneewechte heraus, die bis zu acht Meter über den Abhang ragte.

Ehe er seinen Fehler korregieren konnte, brach der Alpinist durch die Wechte, stürzte die rund 60 Grad steile Gipfelrinne ab, fiel über eine senkrechte Felswand, schlitterte durch eine weitere Rinne, bis er schließlich rund 500 Höhenmeter tiefer in einem Lawinenkegel zum liegen kam.

Doch damit nicht genug: Der Mann aus Reutte wurde von einer nachfolgenden Lawine begraben, aus der er sich jedoch mit Mühe selbst befreien konnte. Das Glück des Tourengehers war nach überlebtem Absturz und der Selbstrettung aus der Lawine noch nicht erschöpft. Da er alleine unterwegs gewesen war, hatte zunächst niemand von seinem Unfall Notiz genommen. Der Verunglückte konnte zwar einen Notruf absetzen, allerdings ohne seine genaue Position mitteilen zu können, da die Verbindung rasch abbrach. Etwa zur gleichen Zeit alarmierten besorgte Arbeitskollegen die Polizei.

Wenig später entdeckten Suchmannschaften in Bschlabs im Lechtal das Auto des Verunfallten. Auch ein Rettungshubschrauber der Polizei beteiligte sich an der Suchaktion. Als der Hubschrauber über einer Schneewechte am Egger Muttekopf schwebte, entdeckte der Pilot ein gut zwei Meter breites Loch. Zur Wechte hin führte eine Aufstiegsspur, von ihr weg keine.

Der Tourengeher war tatsächlich hier abgestürzt. Die beiden Piloten müssen wohl kaum ihren Augen getraut haben, als sie mit dem Hubschrauber zum Wandfuß flogen und das Licht einer Stirnlampe sahen: Das Absturzopfer war noch in der Lage, seine Retter selbst einzuweisen. Pilot Hans Schlager attestierte dem Verunfallten „eiserne Nerven“.

Der Skitourengeher dürfte mit seinem 500-Meter-Sturz vermutlich einen neuen Rekord im höchsten Absturz ohne Todesfolge aufgestellt haben. Als bisheriger "Spitzenreiter" galt der 2006 am Broad Peak tödlich verunglückte Spitzenalpinist Markus Kronthaler, der einen 120 Meter-Sturz vom Stripsenjoch im Kaisergebirge überlebte.

Foto: Charly Winkler