Schweizer Extrembergsteiger gelingt erstmals Besteigung eines 8.000ers

Ueli Steck am Gasherbrum II erfolgreich

Gut drei Jahre nachdem Ueli Steck zusammen mit Hans Mitterer und Cedric Hählen eine neue Route zum Ostgipfel des Gasherbrum II (7772m) erschließen konnte, stand der Schweizer Spitzenalpinist nun auf dem 8035 Meter hohen Hauptgipfel des Gasherbrum II. Es ist sein erster Achtausender! Hier schildert Ueli Steck den Gipfeltag und seine weiteren Pläne.

Ueli Steck am Gasherbrum II erfolgreich
Mächtiger Eisklotz: Der Gasherbrum II (8035) im Karakorum-Gebirge.
Mächtiger Eisklotz: Der Gasherbrum II (8035) im Karakorum-Gebirge.

Die Bedingungen sind alles anders als ideal. Nach einer viertägigen Pause im Basislager steigen Nicole und ich am 6. Juli erneut ins Lager 1 auf, das auf 5900 Meter liegt. Die Woche ist geprägt durch sehr wechselhaftes Wetter. Dabei ist ca. ein Meter Neuschnee gefallen.

Am 7. Juli wäre der weitere Aufstieg zum Zelt im Lager 2 auf 6500 Meter geplant gewesen. Die Lawinengefahr ist hoch. Wir verbringen einen stahlblauen Tag in Lager 1. Niemand steigt weiter. Am 8. Juli, um 6.00 Uhr in der Früh, steigen Nicole und ich weiter Richtung Lager 2. Es ist aber nicht sicher, ob es unter diesen Bedingungen überhaupt möglich ist, ins Lager 2 aufzusteigen.

Die Schneesituation ist immer noch prekär. Vorsichtig tasten wir uns vorwärts. Es sind sechs Stunden spuren bis zum Lager 2. Während meiner Akklimatisierung zuvor benötigte ich im Vergleich gerade einmal 2 ½ Stunden für denselben Weg. Das ist nun mal Höhenbergsteigen.

Das Lager 2 befindet sich an einer geschützten Stelle auf dem Grat. Unser Zelt steht ca. 100 Höhenmeter weiter höher als das der anderen Teams. Es ist nur sehr wenig eingeschneit. Der Ort scheint wirklich perfekt zu sein. Die anderen Zelte 100 Meter weiter unten sind tief im Schnee begraben.

Der Gipfelversuch

Am 9. Juli um 00.30 Uhr starte ich zu einem ersten Gipfelversuch. Der Mond leuchtet mir den Weg. Der gefallene Neuschnee bietet erheblichen Widerstand. Von 6500 Meter bis ca. 7000 Meter ist der Schnee hüfttief. Das Spuren ist sehr anstrengend. Zwischen 7000 und 7450 Meter kann ich auf die abgeblasenen Felsen ausweichen.

Das Klettern über den felsigen Grat ist zwar schwieriger, dafür aber weniger anstrengend als das Höhersteigen im hüfttiefen Schnee. Von Lager 4 quert die Normalroute unter der Gipfelpyramide nach rechts. Der starke Wind der letzten Tage hat seine Arbeit gut verrichtet. Die Traverse geht relativ leicht.

Schon einmal Gasherbrum: Steck mit Hans Mitterer und Cedric Hählen 2006 auf dem Ostgipfel (7772).
Schon einmal Gasherbrum: Steck mit Hans Mitterer und Cedric Hählen 2006 auf dem Ostgipfel (7772).

Auf dem Col erwartet mich den von Meteotest vorausgesagten Wind. Dieser bläst bis zu 50 km/h. Die Temperaturen fallen dabei auf ca. minus 25 Grad. Vom Col aus sind es noch ca. 300 Höhenmeter zum Hauptgipfel des Gasherbrum II. Der Letzte Aufstieg ist aber noch einmal alles andere als geschenkt. Wieder liegt der Schnee zum Teil fast bodenlos.

12 Stunden nachdem ich den warmen Schlafsack verlassen habe, ist der 8035 Meter hohe Gipfel erreicht. Nur gerade fünf Minuten verweile ich auf dem Gipfel. Es ist alles andere als gemütlich. Wind und Kälte treiben mich zum schnellen Abstieg. Dieser geht dafür etwas leichter im tiefen Schnee. Das Abrutschen ist eine wohlverdiente Erleichterung.

Der Abstieg bis zum Zelt dauert 2 ½ Stunden. Insgesamt bin ich 14 ½ Stunden unterwegs. Im Rucksack: 0.5 Liter Peronin, 0.5 Liter Minztee, 2 Oatmeal-Snacks und 4 Powergels. Am 10. Juli steigen Nicole und ich wieder ab ins Basislager.

Pläne

Der Gasherbrum II Hauptgipfel ist mein erster Gipfel an einem Berg über 8000 Meter. Ein einfacher Achttausender. Trotzdem ist dies die ideale Vorbereitung für mich zum eigentlichen Projekt im kommen Herbst: dem Makalu in Nepal, den ich über eine technisch anspruchsvolle Route solo begehen möchte.

In den nächsten Tagen werde ich noch einmal hochsteigen. Zum Training. Ich werde versuchen, den Gipfel zusammen mit meiner Frau Nicole zu erreichen. Die eigentliche Vorbereitung ist bereits gemacht. Ich bin zufrieden.

Text: Ueli Steck

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