Nach dem Scheitern am K2

Kaltenbrunner/Dujmovits: Hoffen auf weiteren Versuch

Nur noch der K2 fehlt Gerlinde Kaltenbrunner. Schafft sie es auf den Gipfel, wäre sie die dritte Bergsteigerin auf allen 14 8000ern der Erde. Nur noch der K2? Nach erfloglosen Versuchen 2007 und 2009 musste Gerlinde gemeinsam mit Ehemann Ralf Dujmovits am Dienstag erneut umkehren. Doch die beiden sind guter Dinge, einen weiteren Versuch starten zu können, wie Ralf Dujmovits in seinem Newsletter aus dem Basislager des K2 schreibt....

Kaltenbrunner/Dujmovits: Hoffen auf weiteren Versuch

3. Newsletter K2 Expedition 2010

Liebe Freunde,

Bei stürmischen Bedingungen: Zeltaufbau am Platz von Lager II.
Bei stürmischen Bedingungen: Zeltaufbau am Platz von Lager II.

Schon 2007 hatten Gerlinde und ich vom K2 geschrieben: "Es hat nicht sollen sein". Auch 2009 war Gerlinde der Gipfelerfolg versagt. Ja, auch diesmal, bei unserem ersten Gipfelversuch 2010 können wir leider nichts anderes berichten.

Voller Zuversicht und Überzeugung waren wir am 24. Juli um 4.00 Uhr früh gemeinsam mit Frederik, seinem Teamkollegen Trey, dem Italo-Amerikaner Fabrizzio und drei polnischen Bergsteigern vom Basislager aufgebrochen. Durch den zuvor gefallenen Schnee hatten wir reichlich zu spuren, der starke Wind tat sein Übriges, wir kamen aber ohne Probleme an unserem Biwakplatz auf 6300m an.

Nach einer sehr stürmischen Nacht setzten wir tags darauf erst um 7.15 Uhr unseren Aufstieg bis 7100m fort. Noch wussten wir noch nicht, dass der Sturm den Bergsteigern am Abruzzengrat in Lager II alle Zelte zerstört hatte und sie wieder ins Basislager absteigen mussten.

Für die Fotogalerie des 1. Gipfelversuch der K2-Expedition 2010 von Kaltenbrunner/Dujmovits klicken Sie auf das Bild oder auf diesen Link. Bei uns an der Cesen-Route hatte der Wind zunächst ganze Arbeit geleistet, der Schnee war komplett verblasen, so dass wir bis 7100m gute Verhältnisse vorfanden. Zwar blieb uns jegliche Sicht verwehrt und es war sehr kalt, aber wir kamen gut voran und waren voller Hoffnung, dass sich das Wetter bessern würde.

An unserem Biwakplatz vom Akklimatisationsaufstieg angekommen, fixierten wir bei Sturm und Schneefall sofort das Zelt und versuchten, unsere nassen Daunenanzüge, Handschuhe, Fotozeug,… zu trocknen. Wir waren beide sehr gespannt, was uns am nächsten Tag erwarten würde.

Kurz vor Lager III legt sich das Gelände etwas zurück.
Kurz vor Lager III legt sich das Gelände etwas zurück.

Momente voller Mystik und Lebendigkeit

Gerlinde stellte sich den Aufstieg genau vor, kennt sie diesen doch sehr gut, jedoch sah diesmal wieder alles anders aus. Der Wind hatte zum Glück in den Morgenstunden nachgelassen, so dass wir energiegeladen und sehr optimistisch weiter stiegen. Gerlinde und ich waren voraus und leisteten uns leider einen "Verhauer". Gerlinde war überzeugt, dass wir uns auf ca. 7400m weiter links halten müssten, ich tendierte nach rechts. Wir verloren eine knappe Stunde, in der uns die Anderen einholten.

Die Route zeigte sich dieses Mal völlig anders: wenig Eis, viel brüchiger Fels und ab ca. 7500m immer wieder große Triebschneeansammlungen, die uns ein schnelles Vorwärtskommen unmöglich machten. Der Tag selbst war einmalig, wunderschön und wie von Charly angekündigt, windarm. Im Licht der tief stehenden Sonne leuchteten die umliegenden und auch fernen Gipfel in einem schier unwirklichen rot. Diese Momente - voller Mystik, Energie, Lebendigkeit - erfüllen unser Dasein unendlich.

Sehr spät erreichten wir knapp unterhalb der Schulter unseren vorgesehenen Biwakplatz. Notdürftig errichteten wir eine kleine Plattform für unser Zelt.

Für die Fotogalerie des 1. Gipfelversuch der K2-Expedition 2010 von Kaltenbrunner/Dujmovits klicken Sie auf das Bild oder auf diesen Link. Beide auf dem einzigen engen Liegeplatz sitzend, diskutierten wir, ob wir für den Gipfelversuch in dieser Nacht, genügend Regeneration hätten. Um Mitternacht erübrigte sich diese Frage dann ohnehin, als der Wind wieder stark zulegte… Durch die ungemütliche Rastposition und eisigen Zehen starteten wir sehr früh unseren Kocher, bevor wir uns um 8.30 Uhr an den Abstieg machten.

Kaum Enttäuschung: Gerlinde Kaltenbrunner ist schon wieder zuversichtlich.
Kaum Enttäuschung: Gerlinde Kaltenbrunner ist schon wieder zuversichtlich.

Kaum Enttäuschung bei Gerlinde

Zum 5. Mal war Gerlinde nun an der Schulter oder oberhalb, und trotzdem verspürte sie kaum Enttäuschung, nach der ich sie fragte. So ist sie: Vergangenes ist vergangen, gedanklich war sie schon wieder mit den Vorbereitungen für den nächsten Versuch beschäftigt.

Am Einstieg wartete unser Küchenhelfer "Serbas" mit Marillensaft (aus getrockneten Aprikosen zubereitet). Er sagte nur zu uns: "Inshallah next time", Hauptsache gut zurück". Ja er hat Recht. Im Abstieg waren wir mit häufigem Steinschlag und unterhalb von 6500m mit sehr viel Schmelzwasser konfrontiert, sodass wir sehr erleichtert waren, um 17.00 Uhr nach 3000 Höhenmeter Abstieg zwar müde aber gut im Basislager angekommen zu sein.

Um 19.00 Uhr lagen wir in unseren Schlafsäcken und erwachten am nächsten Morgen erst um 9.00 Uhr!! Drei Expeditionen vom Abruzzengrat packten heute früh ihr Basislager zusammen und verabschiedeten sich.

Für die Fotogalerie des 1. Gipfelversuch der K2-Expedition 2010 von Kaltenbrunner/Dujmovits klicken Sie auf das Bild oder auf diesen Link. Wir werden uns jetzt einige Tage ausrasten und hoffen, dass wir noch eine zweite gute Chance bekommen werden - und diese dann auch nützen werden können.

An alle ein ganz herzliches Dankeschön für's Daumen halten. Bevor es noch einmal losgeht melden wir uns wieder.

Inzwischen ganz herzliche Grüße aus dem im Moment völlig eingetrübten Basislager senden

Gerlinde und Ralf

Weitere News zur K2-Expedition 2010 von Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits:

Quelle und weitere Informationen: www.gerlinde-kaltenbrunner.at www.amical.de