Nirgendwo sonst prägt ein 6000er- Riese eine Stadt mehr als in La Paz. Obwohl gut 90 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, ist der Illimani zugleich "Hausberg" und Wahrzeichen der bolivianischen Hauptstadt.
Um seine Entstehungsgeschichte ranken sich zahlreiche Mythen. So soll der indianischen Legende nach der Berg Mururata versucht haben, den Illimani an Größe zu übertrumpfen, worauf der Illimani erzürnt diesem das schneebedeckte Haupt abschlug. Der abgetrennte Kopf befindet sich - nach Glaube der Indios - seither 200 km weiter westlich in Gestalt des erloschenen Vulkans Sajama.
Mit 6462 Meter ist der Illimani nicht nur der höchste Berg der Cordillera Real ("Königskordillere"), sondern auch der zweithöchste Berg Boliviens. Aus vier Gipfeln über der 6000 Meter Marke bestehend, bildet das riesige Illimani-Massiv einen Gebirgsstock für sich. Allein die Südwand verfügt über eine Basisbreite von 15 Kilometer. Sie ist gleichzeitig auch die höchste Eis- und Felsflanke des Andenlandes.
Superlativ Südwand
Trotz ihrer gewaltigen Ausmaße blieb die Südwand des Illimani lange Zeit bergsteigerisches Sperrgebiet. Die französische Bergsteigerlegende Lionel Terray gab 1952 nach einer Erkundung des Gebietes zu Protokoll, dass "derjenige, der die furchterregende und gewaltige Südwand des Illimani durchsteigt, erst noch geboren werden" müsse.
1972, exakt 20 Jahre nach Terrays respektvoller Bemerkung, schafften zwei seiner Landsmänner, Alain Mesili und Xavier Jaquier, die Erstbegehung der Südwand. 2006 gelang es einem japanischen Spitzenbergsteigerteam, den Giri-Giri Boys, der Südwand drei äußerst schwierige Routen abzutrotzen. Keine dieser Erstbegehungen wurde bis dato wiederholt.
Berg-Premiere
Florian Hill, 25-jähriger Nachwuchsalpinist aus dem Tiroler Oberland, hat sich nun mit dem Mittenwalder Extrembergsteiger Robert Rauch (geb. 1958) zusammengetan, um am Illimani-Massiv ein weiteres Kapitel Alpingeschichte zu schreiben.
Das etwas "ungleiche" Paar möchte den Illimani über seine Südwand zu besteigen und anschließend das komplette Massiv, mit drei weiteren Gipfeln über 6000 Metern, überqueren. Eine in klettertechnischer- wie in konditioneller Hinsicht wahre Tour de Force, die auf ihre Premiere wartet.
Für Anmarsch, Akklimatisierung und Durchführung des Projekts veranschlagen die beiden Bersgteiger gute acht Wochen - es sei denn das Wetter macht der Expedition einen Strich durch die Rechnung. Wenn Möglich möchten Florian Hill und Robert Rauch die Südwand über eine neue Route besteigen. Man darf gespannt sein.