K2: Endgültige Aufgabe

Kaltenbrunner: "Es hat nicht sollen sein"

Der K2 sollte ihr elfter 8000er werden, doch das Wetter machte Gerlinde Kaltenbrunner einen Strich durch die Rechnung. Der letzte Versuch, den 8611 Meter hohen Berg zu besteigen, scheiterte endültig am vergangenen Samstag. Lesen Sie Ralf Dujmovits Aufzeichnungen der letzten Funksprüche.

Kaltenbrunner: "Es hat nicht sollen sein"

17:40 Uhr

Gerlinde meldet sich: drei Stunden haben sie gerastet in Lager III, Schnee geschmolzen und ein wenig gegessen. Sie fühlen sich erholt und möchten in den nächsten Minuten weiterklettern. "Im Zelt ist dieses Gefühl relativ" meinte sie, " beim Weiterklettern werden wir merken, wie gut wir uns erholen konnten. Wirklich geschlafen haben wir nicht". Und etwas kalte Füße hat sie - die jetzt dann beim Weitersteigen hoffentlich wieder wärmer werden. Mit dem vielen Neuschnee werden sie sicher 6 - 7 Stunden zur Schulter brauchen. Alle sind guter Dinge. Bis später!! Zur Fotogalerie Kaltenbrunner und Dujmovits am K2 20:15 Uhr

David hat vorausgespurt und meldet sich am Funk während er auf Gerlinde wartet, die das Spuren übernehmen wird: "Der Schnee ist nur an wenigen Stellen tief - teilweise ist noch unsere alte Spur von vor einigen Tagen anzutreffen. Mir geht es gerade richtig gut", meint er. Sie kommen gut voran.

Auf meine Frage, wer die etwas tiefer zu sehenden Lichter seien, meint er, dass die Slowaken noch ein Zelt in Lager III abgebaut hätten und dadurch etwas verzögert weg gekommen seien.

Jetzt hoffe ich, dass die Verhältnisse weiterhin so gut bleiben und dass die Sieben nicht zu spät die Schulter erreichen werden. Oben wollen sie zwei bis drei Stunden schlafen - soweit das auf fast 8000 m geht - und wenn alles passt dann weiter in Richtung Gipfel starten.

Das Wetter sieht perfekt aus für morgen - kein Wölkchen am Himmel; wenn ich das bei der Dunkelheit richtig erkenne.

23:45 Uhr

Gehe aus dem Zelt um zum wiederholten Mal zu sehen, wie weit die kleine Lichterkette inzwischen gekommen ist. Eigentlich müssten sie es bald geschafft haben – der Abstand zum höchsten Punkt der Schulter wird geringer

Abschied vom Karakorum. Bild: Ralf Dujmovits.
Abschied vom Karakorum. Bild: Ralf Dujmovits.

11. August 2007

02:00 Uhr

Immer noch ist kein Funkspruch eingetroffen. Gehe wieder vor’s Zelt und sehe nun die Lichter der Stirnlampen am höchsten Punkt der Schulter. Es muss unendlich anstrengend gewesen sein, wenn sie so lange gebraucht haben. Hoffentlich sind sie bald am Lagerplatz um ausrasten zu können.

02:15 Uhr

Gerfried Göschl von der österreichischen Gruppe meldet sich; er war mit seinen Mannen – darunter auch der Schweizer Bergführer-Kollege Kilian Volken – am 09. August zum Lager II des Abruzzen-Grats aufgestiegen und gestern bis Lager III am Abruzzen-Grat.

Der Plan war eigentlich in der Nacht zur Schulter zu steigen, um dort Gerlinde und die anderen im Aufstieg zum Gipfel zu treffen. „Wir drehen um“ sagt Gerfried angestrengt „sind nur noch zu zweit, die anderen haben schon umgekehrt. Und zu zweit schaffen wir die Spurarbeit nicht mehr.“ Auf 7600 m ist ihr Umkehrpunkt gekommen – sie haben sich wacker geschlagen. Enttäuschung tönt aus seiner Stimme. Aber sie werden gesund wieder ins Lager III kommen und heute im Laufe des Tages ins Basislager absteigen können. So wertvoll. Zur Fotogalerie Kaltenbrunner und Dujmovits am K2 02:30 Uhr

Endlich, endlich höre ich Gerlindes Stimme: zwar müde aber immerhin. Sie und David sind schon im Minizelt, das in Lager IV auf 7700 m deponiert war. Nur ganz miserabel aufgebaut mit völlig schrägem Untergrund haben sie es. „Bei dem starken Wind auf der Schulter nicht anders zu machen“, meint sie müde. David und Daniel waren zuerst am Lagerplatz angekommen. Nicht ganz dort, wo wir das letzte Mal waren; etwas tiefer in einer Scharte, wo ziemlich der Wind pfeift. Daniel und Fabrizio versuchen ein weiteres Zelt aufzustellen. „Es geht mir nicht ganz so gut“ sagt Gerlinde „bin während des Aufstiegs mehrfach eingeschlafen. Wollen jetzt versuchen ein wenig zu schlafen.“ So weit das ohne Schlafsack auf fast 8000 m auf einer halben, dünnen Isomatte geht.

05:45 Uhr

Gerlinde meldet sich etwas frischer als um 2:30 Uhr. Ca. 1 Stunde nur hätte sie geschlafen. Das Zelt war einfach zu eng und zu schlecht aufgebaut. Fabrizio und Daniel haben draußen im Freien biwakiert, da sie ihr Zelt wegen des starken Windes nicht aufbauen konnten. David sei schon losgegangen um sich etwas weiter oben in den ersten Sonnenstrahlen aufwärmen zu können. „Möchte gleich nachfolgen, muss mir aber erst noch die kalten Fusszehen massieren." Seit ihrer Gasherbrum II Besteigung hat Gerlinde immer wieder Probleme mit den damals ziemlich heftig angefrorenen Zehen. Sage Gerlinde noch, dass ich sie mit und ohne K2-Gipfel liebe, „Bitte, bitte rechtzeitig umkehren“.