10 Empfehlungen für Skitourengeher, Freerider und Schneeschuhwanderer

Zum Saisonstart: Die Tipps der Bergführer

Der erste Schnee ist da, die Ski sind aus dem Keller geholt und die Tourenhose passt immer noch. Jetzt kann es endlich losgehen, mit dem Start in die Skitourensaison 2013/14. Oder doch nicht? Die Bergführer vom Summit Club, der Bergschule des Deutschen Alpenvereins, sagen Ihnen, worauf Sie zu Saisonbeginn unbedingt achten sollten.

Zum Saisonstart: Die Tipps der Bergführer
Foto: OeAV/M.Melcher
Foto: OeAV/M.Melcher

Manfred Lorenz, Chefbergführer des DAV Summit Club:

"Auf Skitour oder auch auf eine Schneeschuhwanderung ins alpine Gelände zu gehen ohne Kenntnisse über Schnee und Lawinen, Gelände und Sicherheitsmaßnahmen ist Russisches Roulette. Eine optimale Sicherheitsausrüstung und das Wissen um die Minimierung des Risikos gehen Hand in Hand. Nur dann wird die Tour zum Genuss."

Thomas Geisler, München, DAV Summit Club - Alpenabteilung:

"Zum Beginn der Skitourensaison nicht nur die Ski entstauben, sondern ihren Zustand checken, ein scharfer Kantenschliff bringt Sicherheit auf Hartschnee. Der gewachste Belag erleichtert das Schwingen im Tiefschnee und eine korrekt eingestellte und gewartete Bindung löst dann aus, wenn es sein muss. Die Sicherheitsausrüstung muss man zu Hause prüfen, neue Batterien ins LVS einlegen, Zustand der Lawinensonde prüfen und ist die Schaufel noch ok?"

Robert Marz, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer/IVBV Allgäu:

"Wer ins Gelände geht, der muss seine LVS-Kenntnisse nicht nur auffrischen, sondern auch immer wieder üben! Nur einmal die Batterien prüfen ist zu wenig. Im Notfall muss jeder Handgriff ohne zu Überlegen sitzen. Es gibt spezielle Sicherheitstage beim DAV Summit Club und den Alpenvereinssektionen, vor allem am Beginn der Saison. Jetzt also einplanen! Das sollte einem ein sicherer Skitourenwinter wert sein."

Karl Wieser, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer/IVBV, Pinzgau:

"Ohne allgemeine Fitness geht nichts und die muss stimmen. Treppensteigen ist zu wenig. Tiefschneefahren lernt man nur durch Übung, das bedeutet fahren, fahren, fahren. Anfangen kann man, aber bitte auch hier mit Bedacht, am Pistenrand. Am Anfang sollte man ruhig einen Kurs 'von der Piste ins Gelände' mit einem geprüften Bergführer machen."

Walter Obergolser, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer/IVBV, Brixen:

"Auch Schneeschuhwanderer brauchen im alpinen Gelände immer eine Notfall-Ausrüstung. Anfänger können sich eine Notfall-Ausrüstung mit LVS-Gerät, Lawinensonde und Schaufel, ja bei den Alpenvereinssektionen ausleihen. Das LVS-Gerät gehört sicher an den Körper, nicht in die Tasche und Schaufel und Sonde in den Rucksack - nicht draußen. Die Handhabung muss sitzen. Der Beckengurt am Rucksack muss angelegt werden und bei steilerem Gelände gehören die Hände zur eigenen Sicherheit aus den Stockschlaufen."

10 Empfehlungen des OeAV

Foto: picture-alliance.com
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1. Gesund in die Berge: Skitouren sind Ausdauersport. Die wertvollen Belastungsreize für Herz und Kreislauf setzen Gesundheit und eine gute Selbsteinschätzung voraus. Vermeide Zeitdruck und wähle das Tempo so, dass niemand in deiner Gruppe außer Atem kommt. Achte auf Kraftreserven für die Abfahrt.

2. Sorgfältige Planung: Karten, Führerliteratur, Internet und Experten informieren über Länge der Tour, Höhendifferenz, Schwierigkeit und die aktuellen Verhältnisse. Besondere Beachtung verdient der Wetterbericht, da starker Wind und schlechte Sicht das Unfallrisiko stark erhöhen.

3. Lawinenlagebericht studieren: Informiere dich vor Antritt der Tour eingehend über die aktuelle Gefahrenstufe (Europäische Gefahrenskala für Lawinen in 5 Stufen). Achte besonders auf die Angaben zu den Gefahrenstellen (Wo ist es heute gefährlich?) und den Gefahrenquellen (Was ist heute die Hauptgefahr?).

4. Vollständige Ausrüstung: Passe deine Ausrüstung den winterlichen Verhältnissen an und achte auf ein geringes Rucksackgewicht. Für den Lawinen-Notfall sind LVS-Gerät, Schaufel und Sonde Standard, ebenso Erste-Hilfe-Paket, Biwaksack und Mobiltelefon. Ein Airbag-System erhöht die Überlebenschancen.

5. Regelmäßig Trinkpausen: Flüssigkeit, Energie und Pausen sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten. Heiße, isotonische Getränke sind ideale Durstlöscher und Wärmespender. Leicht Verdauliches, wie Müsliriegel, Trockenobst und Kekse, stillt den kleinen Hunger unterwegs.

6. Lawinenrisiko abwägen: Beim Erkennen der Lawinengefahr sind dem Menschen enge Grenzen gesetzt. Stütze deine Entscheidungen daher auf strategische Methoden der Risikoeinschätzung ("Stop or Go")* und lerne, Gefahrenzeichen im Gelände zu erkennen.

7. Abstände einhalten: Entlastungsabstände von 10 m beim Aufstieg in Steilhängen (mehr als 30°) reduzieren die Belastung auf die Schneedecke und steigern den Komfort bei Spitzkehren. Halte bei der Abfahrt grundsätzlich Abstände von mindestens 30 m ein und befahre sehr steile Hänge ( von über 35 °) einzeln.

8. Stürze vermeiden: Stürze bei der Abfahrt sind die häufigste Unfallursache auf Skitouren. Für die Schneedecke bedeuten sie zudem eine große Zusatzbelastung. Gute Skitechnik und eine dem Können angepasste Geschwindigkeit reduzieren das Risiko. Ein Skihelm kann vor Kopfverletzungen schützen.

9. Kleine Gruppen: Kleine Gruppen ermöglichen gegenseitige Hilfe und verringern das Risiko, Lawinen auszulösen. In der Gruppe zusammen bleiben. Achtung Alleingänger: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen. Daher immer vertraute Personen über Ziel, Route und Rückkehr informieren.

10. Respekt für die Natur: Keine Abfälle zurücklassen, Lärm vermeiden, Aufforstungsflächen nicht betreten, Schutz- und Sperrgebiete respektieren. Besondere Rücksicht auf Wildtiere im Winter! Zur Anreise Fahrgemeinschaften bilden oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

Quelle: Pressemitteilung DAV Summit Club / OeAV