Rottmoser und Palzer siegen im französischen Pelvoux

EM im Skibergsteigen

Josef Rottmoser und Toni Palzer holten am bei der Europameisterschaft der Skibergsteiger im französischen Pelvoux zwei Goldmedaillen für Deutschland. "Der Tag begann ganz normal und endete mit einem unbeschreiblichen Gefühl. Ich bin so stolz, dass ich die erste Goldmedaille im Herrenbereich für Deutschland holen durfte", sagte Josef Rottmoser.

EM im Skibergsteigen
Erstes Gold für Deutschland bei den Senioren: Josef Rottmoser.
Erstes Gold für Deutschland bei den Senioren: Josef Rottmoser.

Bei eisigen minus 17 Grad konnte die Strecke vor dem Start besichtigt werden. Eine flache Piste führte über 20 Höhenmeter in das steiler werdende Gelände, welches in vier Spitzkehren bewältigt werden musste. Danach befestigten die Athleten in der Wechselzone mit flinken Bewegungen die Skier auf dem Rucksack, bevor es in die lange steile Tragepassage überging. Oben angekommen galt es, die Felle schnellstmöglich abzuziehen und sich in die Abfahrt zu stürzen. "Der sehr eng gesteckte Riesenslalom bereitete mir keine Schwierigkeiten, aber die letzten Meter ins Ziel mussten geskatet werden. Ich wusste, dass wird eine Schinderei", schilderte Josef Rottmoser seine Eindrücke von der Strecke.

Im 30 Sekunden Abstand starteten die 50 Teilnehmer auf die Strecke. Nur die 30 Schnellsten qualifizierten sich für das Viertelfinale. "Vor dem Start um zehn Uhr hatte ich einen gefühlten Puls von 150. Ich war ziemlich aufgeregt", stellte Josef Rottmoser rückblickend fest. Den flachen Abschnitt überwand er problemlos und auch die technisch anspruchsvollen Spitzkehren bereiteten ihm keine Schwierigkeiten. Beim Befestigen der Ski am Rucksack saß jeder Handgriff. Das intensive Training und die hundertmal einstudierten Handgriffe haben sich ausgezahlt. In der Abfahrt überholte Rottmoser noch einen vor ihm startenden Teilnehmer aus Andorra. "Im Ziel hatte ich ein gutes Gefühl. Wenig später erfuhr ich, dass ich mit 2.56.7 Minuten die drittschnellste Qualifikationszeit erreicht hatte."

Eine Stunde später starteten in den Viertelfinals jeweils sechs Skibergsteiger gegeneinander. Nur die ersten beiden konnten sich für das Halbfinale qualifizieren. "Im Viertelfinale habe ich eine starke Gruppe erwischt, konnte mich aber vom Start weg absetzen und souverän weiterkommen", beschreibt Josef Rottmoser den fordernden Wettkampf gegen fünf europäische Topathleten.

Knappe Entscheidung in der Wechselzone: Josef Rottmoser auf dem Weg zur Goldmedaille.
Knappe Entscheidung in der Wechselzone: Josef Rottmoser auf dem Weg zur Goldmedaille.

Im Halbfinale wartete eine noch stärker besetzte Gruppe. Der Start gelang Josef Rottmoser sehr gut, in den Spitzkehren erwischte er allerdings die etwas glattere Spur und musste kämpfen. Der Schweizer Marcel Marti übernahm die Führung, Josef Rottmoser folgte ihm dicht. Beim Fellwechsel aber klemmte der Reißverschluss am Rennanzug des Rosenheimers. Wertvolle Sekunden gingen dabei verloren und der Schweizer Martin Anthamatten skatete auf der Zielgeraden an Josef Rottmoser vorbei.

"Ich war ziemlich enttäuscht, dass ich ausgeschieden war. Für mich war das wie ein Debakel", schilderte er seine Emotionen. "Auf dem Weg Richtung Hotel schrie mir ein Schweizer hinterher, dass ich schnellstmöglich an den Start zum Finale antreten solle", erinnert sich Josef Rottmoser, "da ein Schweizer Skibergsteiger wegen eines Verstoßes gegen das Reglement disqualifiziert worden sei. In diesem Moment war ich zum einen ziemlich glücklich, auf der anderen Seite wusste ich, wie erschöpft ich schon war. Ich dachte mir nur, den anderen geht es auch nicht anders und ging zum Start", sagte Josef Rottmoser.

"Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, die erste Goldmedaille für Deutschland im Herrenbereich zu holen": Josef Rottmoser auf dem Stockerl ganz oben.
"Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, die erste Goldmedaille für Deutschland im Herrenbereich zu holen": Josef Rottmoser auf dem Stockerl ganz oben.

Im Finale hatte er einen besseren Start und sich für die griffigere Spur entschieden. Als erster absolvierte er die Tragepassage und die am Rand mitlaufenden Kollegen der deutschen Mannschaft feuerten ihn mit Leibeskräften an. Auf den letzten Metern im Aufstieg kam der Italiener Robert Antonoli gefährlich nah. "In der Wechselzone vor der Abfahrt war ich so erschöpft, dass ich Sterne gesehen habe", sagte Josef Rottmoser über seinen körperlichen Zustand. Mit den Worten "als ich meine beiden Felle in der Hand hatte und diese verstaut habe, stach ich in die finale Abfahrt, drehte mich kurz um und lachte. Wenige Sekunden später fand ich mich im Ziel wieder, wo mich meine Mannschaftskollegen überrumpelt hatten", erklärte Josef Rottmoser seine letzten Meter auf dem Weg zur Goldmedaille. Josef Rottmoser holte damit den ersten großen Titel im Skibergsteigen bei den Senioren für Deutschland.

Atemlos: Toni Palzer während der Tragepassage beim Einzelwettbewerb.
Atemlos: Toni Palzer während der Tragepassage beim Einzelwettbewerb.

Am Dienstag holte sich dann - fast schon erwartungsgemäß - Toni Palzer die Goldmedaille im Einzelwettbewerb der Junioren. Die über 970 Höhenmeter im Aufstieg verlaufende Strecke forderte mit ihren beiden Tragepassagen den Athleten alles ab. Toni Palzer setzte sich gleich zu Beginn an die Spitze des Feldes und sicherte sich einen Start-Ziel-Sieg. Nachdem die Sprintwertung am Montag aufgrund eines technischen Fehlers nicht optimal verlaufen ist, war die Freude über die Goldmedaille umso größer.

Die Europameisterschaften im französischen Pelvoux dauern bis zum kommenden Wochenende und die Athleten vom Regionalstützpunkt Skibergsteigen Berchtesgadener Land erhoffen sich noch weitere Medaillen.

Die Europameisterschaft der Skibergsteiger dauert noch bis zum kommenden Wochenende. Beim DAV-Team stehen die Chancen auf weitere Medaillen gut.

Text: Johannes Schmid Foto: Christian Gamsjäger

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