Volle Säle und 6500 begeisterte Besucher in Tegernsee

Die Gewinner des 8. Bergfilm-Festivals Tegernsee

Mögen die Perspektiven auch ausgefallen, die Bilder brillant und die Leistungen spektakulär sein: Manche Filme verblassen, noch bevor man die Kinotüre hinter sich geschlossen hat. Andere, oft mit den einfachsten Mitteln produziert Filme, lassen einen Kinoabend zu einem unvergesslichen, hautnah erlebten Abenteuer werden. Bei 79 Beiträgen im Festival-Programm hatte die Jury die Qual der Wahl. Wir stellen Ihnen die Gewinner vor!

Die Gewinner des 8. Bergfilm-Festivals Tegernsee
Plakat des Siegerfilms des 8. Bergfilm-Festivals Tegernsee.
Plakat des Siegerfilms des 8. Bergfilm-Festivals Tegernsee.

Während sich die Festival-Besucher über die letzten milden Sonnenstrahlen freuen, bekommen die Jurymitglieder Lisa Eder (Regisseurin, Autorin) aus Deutschland, die Kamerafrau Sarah Senn-Hauser aus der Schweiz, der Journalist Augusto Golin (Italien), der Autor und Regisseur Aleksander Lwow (Polen) und der Journalist Klaus Wiendl (Deutschland) von den großartigen Tegernseer "Livebildern" mit überzuckerten Bergen, bunten Herbstlaub und tiefblauem See nur wenig mit.

Ihre Welt ist dunkel, zumindest solange, bis wieder ein neuer Film eingelegt ist und es auf dem riesigen Bildschirm hell wird.

Die Qual der (Aus)wahl

"Zuerst haben wir alle Filme einer Kategorie angeschaut, jeder hat für sich seine Eindrücke gesammelt, bevor dann jeder sein Votum abgegeben hat", beschreibt Lisa Eder die Arbeit der Jury. "Im Wesentlichen waren wir uns einig, was fast erstaunt, wenn man die Zusammensetzung der Jury betrachtet."

Auf der einen Seite die ambitionierte "Bergsteigerfraktion", die auch sportliche Leistungen mit in die Wagschale wirft, andererseits die Befürworter auch aus künstlerischer Sicht sauber produzierter Werke.

Szene aus "The Asgard Project" von Alastair Lee.
Szene aus "The Asgard Project" von Alastair Lee.

Obwohl man sich in der Jury einerseits weitgehend einig war, gab es genügend Stoff für intensive Diskussionen. Ein Beispiel, Mount St. Elias (Großer Preis der Stadt Tegernsee):

"Wir waren uns gleich einig, dass bei diesem Film das Gesamtergebnis absolut überzeugt. Sei es die Umsetzung der Dramaturgie oder die exzellente Kamera- und Tonarbeit", berichtet Sarah Senn-Hauser. "Eine so durchdachte, konsequente Dramaturgie ist gerade bei Filmen, bei denen extreme sportliche Leistungen im Vordergrund stehen, sehr selten zu finden."

Doch auch andere Filme, wie zum Beispiel Marianne Chauds Dokumentation "Himalaya - Le chemin du ciel" überzeugten. Marianne Chaud begleitet den achtjähriger Mönch in Zanskar geduldig und ohne Aufhebens - und ohne Kommentare. "Entstanden ist ein einzigartiger Dialog, der von der Emotionalität des Moments lebt", meint die Jury geschlossen.

"Mount St Elias" und "Le chemin du ciel": Zwei Filme, die eigentlich nur eine Gemeinsamkeit haben: Ihre hervorragende Qualität. Wie soll eine Jury nun gewichten? Was höher bewerten? Dass ein Film Gefühle transportiert? Die Führung der Kamera? Oder sind technisch geniale Bilder das entscheidende? Oder doch eine saubere journalistische Arbeit?

Marianne Chaud während der Dreharbeiten zu "Himalaya - Le chemin du ciel".
Marianne Chaud während der Dreharbeiten zu "Himalaya - Le chemin du ciel".

Big vs. minimal Budget

Als ob dies nicht schon schwer genug wäre, kommen dann auch noch Hintergrund-informationen hinzu: Während zum Beispiel dem Mount-St.-Elias-Team ein siebenstelliges Budget und eine Armada von Leuten zur Verfügung standen, war Ethnologin Marianne Chaud monatelang alleine mit einer Kamera in Zanskar unterwegs.

Aber dürfen diese Aspekte eine Rolle spielen für die Entscheidung einer Jury? Sollte bei der Beurteilung nicht allein das zählen, was der Zuseher auf der Leinwand zu sehen bekommt?

"Wir müssen hier ja den Film beurteilen und nicht die Entstehungsgeschichte" argumentiert Aleksander Lwow. Und Erfolg kann man sich auch beim Film nicht kaufen: Ein großer Mitarbeiterstab und viel Geld sind ja bei weitem noch keine Erfolgsgarantie - wie sich auch beim Tegernseer Festival schon des Öfteren bestätigt hat.

Aufgereiht: Jury, Bürgermeister und Gewinner sammeln sich um Schirmherr Heiner Geißler (Foto: Thomas Plettenberg)
Aufgereiht: Jury, Bürgermeister und Gewinner sammeln sich um Schirmherr Heiner Geißler (Foto: Thomas Plettenberg)

Alle Facetten des Bergfilms abgedeckt

Die Jury spult die Filme vor und zurück, diskutiert, findet Argumente, wägt ab und entscheidet. Als die Mitglieder nach vier Tagen in der dunklen Abgeschiedenheit wieder ins Sonnenlicht treten, haben sie ein Ergebnis in der Tasche, das auch den Künstlerischen Leiter des Festivals, Michael Pause (Bayerischer Rundfunk) überzeugt:

"Die Siegerfilme spiegeln alle Facetten des Bergfilms wieder und zeigen, warum dieses Genre nach wie vor so faszinierend ist. Diese Filme sind aber auch ein Zeichen dafür, wie unerschöpflich die Möglichkeiten sind, in den Bergen der Welt Stoff für neue, begeisternde Filme zu finden."

Quelle: Pressemitteilung Bergfilm-Festival Tegernsee

Die Preisträger 2010

Großer Preis der Stadt Tegernsee:

"Mount St. Elias" von Gerald Salmina (Österreich) erzählt die Geschichte der längsten Free-Ski-Abfahrt der Welt in Alaska.

Preis des DAV für den besten Alpinfilm der Kategorie "Erlebnisraum Berg":

"The Asgard Project" von Alastair Lee (Großbritannien) berichtet von der Erschließung einer neuen Route am Mount Asgard auf Baffin Island.

Bester Film in der Kategorie "Lebensraum Berg":

"Himalaya - Le chemin du ciel" von Marianne Chaud (Frankreich) erzählt vom Klosterleben als Reinkarnation eines Mönchs aus der Perspektive eines 8jährigen Jungen.

Bester Film in der Kategorie "Naturraum Berg":

"A Prayer for the Windhorse" von John Murray (Nepal/Irland) ist ein leiser, gefühlvoller Film über die abgeschiedene Welt der Bewohner eines Dorfes in Nepal.

Bester Film in der Sonderkategorie "Trendsport am Berg":

"Birdman of the Karakoram" von Alun Hughes und John Silvester (Großbritannien) ist die Geschichte eines Tandemflugs auf über 6500 Metern Höhe in unerforschtem Gelände.