Inventur

IMS-Kongress in Brixen: Eine Rückschau

Die Propheten kamen zum Berg. Aus aller Welt. In Brixen am Fuß der Plose fand zum dritten Mal das große internationale Bergsteigertreffen statt. ALPIN präsentierte mit und war vor Ort. Eine Rückschau von ALPIN-Redakteur Clemens Kratzer.

IMS-Kongress in Brixen: Eine Rückschau
Mit dabei: ALPIN-Chefredakteur Bene Benedikt als Podiumsgast (Foto: IMS).
Mit dabei: ALPIN-Chefredakteur Bene Benedikt als Podiumsgast (Foto: IMS).

Neu erfinden muss man sie nicht, die Berge, sei es in den Alpen oder Anden, den Rockies oder im Himalaya. Dennoch, nicht nur die Natur, das Klima, die Erfolge und Rekorde sind im steten Wandel, auch der Zeitgeist. Berge waren von jeher ein schwer zugänglicher, mühsamer Lebensraum, dann lockten sie die Neugierigen und Abenteurer und dann kamen die Massen, die Touristen dahinter her. Was kommt dabei heraus? Diskussions- und Klärungsbedarf.

Mit neuem Vortrag in Brixen: Stefan Glowacz (Foto: IMS).
Mit neuem Vortrag in Brixen: Stefan Glowacz (Foto: IMS).

Die Veranstalter in Brixen haben dafür ein hochkarätiges Forum geschaffen und die Köpfe, die dort im Oktober zusammensaßen, sie rauchten. Stichwort Showalpinismus, wie viel Leistung steckt hinter der Berg-Show? Berge und Spiritualität?

Früher waren Berge Sitz der Götter, welche Strahlkraft haben sie heute auf uns Menschen? Aber auch Bergschicksale und Alpinisten als Medienstars wurden einer kritischen Betrachtung unterzogen. Viel Theorie, viel Hirnschmalz, viel Emotion und viel Meinung.

Neben der Plattform Brixen hieß es aber auch: Bühne frei. Und sie zeigten sich, präsentierten ihre Leistungen, Abenteuer und Lebenslinien in Wänden, Landschaften, Gebirgen. Der US-Felsakrobat Chris Sharma hatte im ausverkauften Saal viel weibliches Klettervolk angelockt. Ihm folgte der Kletterprofi und Abenteurer Stefan Glowacz mit einem sehr emotionalen Vortrag, der auch den Tod seines "Bruders im Geiste" Kurt Alpert nicht aussparte.

Fesselte die Zuhörer: Die baskische Ausnahmekletterin Josune Bereziartu (Foto: IMS).
Fesselte die Zuhörer: Die baskische Ausnahmekletterin Josune Bereziartu (Foto: IMS).

Zwei Powerfrauen: die Eis- und Mixed-Kanone Ines Papert und das iberische Kletterwunder Josune Bereziartu gaben sich die Ehre.

Mit dem Südtiroler Simon Gietl, der als Lokalmatador aber auch als sehr unterhaltsamer Redner glänzte, und der Schweizer Muskelikone Roger Schaeli wurden dem Publikum zwei unterschiedliche Vertikalos der aktuellen Weltelite vorgestellt.

Aber natürlich punkteten vor allem auch die großen Namen der letzten Jahre und Jahrzehnte. Alexander und Thomas Huber, Beat Kammerlander, Marco Prezelj und der Luftakrobat Dean Potter. Doch die neue Generation zeigt, sie ist da, im Angesicht von Adam Ondra gab es dazu dann schließlich auch keine zwei Meinungen.

IMS-Walk: ALPIN-Redakteurin Petra Darchinger mit Rikar Ortegi, spanischer Spitzenkletterer und Lebensgefährte von Josune Bereziartu, bei der Wanderung auf die Plose (Foto: IMS).
IMS-Walk: ALPIN-Redakteurin Petra Darchinger mit Rikar Ortegi, spanischer Spitzenkletterer und Lebensgefährte von Josune Bereziartu, bei der Wanderung auf die Plose (Foto: IMS).

Höhepunkt zum Auftakt: Die Slackline-WM, die den Brixener Domplatz in einen Hexenkessel verwandelte. Michael Payton konnte sich den Weltmeistertitel sichern , sein Finalgegner, Andy Lewis, den Gewinn des Gesamtworldcup.

Und wie alle Jahre konnten die Besucher des Kongresses bei allerbestem Bergwetter mit ihren Bergidolen, denen sie am Vorabend noch im großen Saal lauschten, auf Berge und Hütten wandern.

Fazit: IMS ist längst mehr als ein Markenzeichen für modernes Bergsteigen gepaart mit guten Traditionen. Es ist eine jährlich wiederkehrende aber auch stets veränderliche - und dadurch auch sehr spannende - Nabelschau, Momentaufnahme und Inventur des Alpinismus - und ALPIN war aktiv mit dabei.

Text: Clemens Kratzer

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