Für Naturliebhaber

Filmkritik zu "Serengeti": Glückliches Afrika

Zugegeben: Ein Bergfim ist "Serengeti", der gerade in den Kinos angelaufen ist, nicht. Aber wie gehen mal davon aus, dass Bergliebhaber zu 99 Prozent auch Naturliebhaber sind. Und die werden von dem Streifen begeistert sein. So wie ALPIN-Chefredakteur Bene Benedikt, der "Serengeti" schon gesehen hat. Lesen Sie seine Kritik.

Filmkritik zu "Serengeti": Glückliches Afrika

Doch, es gibt Berge in diesem Film! Auch wenn es kein wirklicher Bergfilm ist - aber in jedem Fall ein grandioses Werk! "Serengeti" nimmt uns mit in die Weiten Afrikas, zu einer Tierwelt, die seit undenklicher Zeit eine Wanderung mit den Jahreszeiten vollzieht, und lässt uns sprachlos staunen.

Vom Fuße der Vulkane, die das Grasland der Serengeti zum Indischen Ozean hin abschirmen, machen sich Jahr für Jahr fast zwei Millionen Antilopen, Gazellen, Gnus und Zebras auf den Weg: Durch dornige Buschländer folgen sie dem Wechsel der Jahreszeiten, immer auf der Suche nach fruchtbaren Weiden und immer auf der Hut vor ihren Feinden: Löwen, Leoparden, Geparden, Hyänen, Krokodilen.

Schon vor fünfzig Jahren hat der Frankfurter Zoodirektor und Fernsehfilmer Bernhard Grzimek mit dem Oscar-gekrönten Film "Serengeti darf nicht sterben" diesem Naturschauspiel ein beeindruckendes Denkmal gesetzt. Nun kommt eine neue Dokumentation in die Kinos, die einen vom ersten Moment an mit gewaltigen, nie gesehenen Bildern in den Bann zieht.

Unglaubliche Aufnahmen

Unter der Regie von Reinhard Radke fing ein deutsch-britisches Team schier unglaubliche Aufnahmen ein: Unter einem Himmel voller pulsierender Sterne sind Löwen bei Nacht auf Jagd - atemlos folgen wir ihren Schemen im Halbdunkel und fragen uns, wie solche Aufnahmen ohne Scheinwerfer und ohne Langzeitbelichtungen möglich sind. Fressen und Gefressenwerden berühren einen ganz unmittelbar. Besonders drastisch: die Zeitlupenaufnahmen des Krokodils, das ein Gnu an der Wasserstelle schnappt - und dann doch wieder loslassen muss.

Auch bei den verlangsamten Nilpferden werden unsere Nerven zum Zerreißen gespannt. Erst recht bei den Flucht- und Verfolgungsszenen mit unglaublichen Massen von Tieren, die teils über die Kameras springen. Die Tierbilder wechseln mit großartigen Himmelsbildern: Mal erhellt ein Riesenmond zögernd die Leinwand - jeder Krater so groß wie ein Zimmer -, dann steigt im Zeitraffer die Sonne aus dem dämmrigen Grasland.

Enormer Aufwand

Regisseur Reinhard Radke zu seiner Arbeitsweise: Einen Dokumentarfilm zu drehen, "hat zwar einen enormen Zeitbedarf, führt aber manchmal zu eindrucksvollen, gelegentlich gewalttätigen Bildern … der Urdramen, die sich hier noch immer jeden Tag abspielen. Und obwohl der Schnitt den Blick lenkt, bekommt der Zuschauer eine Ahnung davon, wie komplex das Verhältnis zwischen Räuber und Beute sein kann."

Trotz vieler blutrünstiger Szenen gibt es auch immer Passagen, die dem Zuschauer "ein Gefühl für den Rhythmus des Lebens in der Serengeti geben", Passagen, "die zum Schauen und Träumen einladen, ohne hinter jedem Busch Tod und Gefahr zu signalisieren". Und so stehen hinter jeder Film-Minute das 60-Fache an gedrehte Minuten.

Die Technik war exzellent, aber nicht zu kompliziert, damit das Filmteam beweglich genug blieb, um den Herden folgen zu können: eine hochauflösende Videokamera mit zwei extrem scharf zeichnenden Objektiven: ein Weitwinkel-Zoom und ein Tele-Zoom, dessen Endbrennweite einer Kleinbild-Leistung von 2500 mm entspricht.

Die Zeitraffer entstanden mit einer Canon-Fotokamera, weil diese (für den Sternenhimmel) mehr Empfindlichkeit liefert als eine Filmkamera. Die Zeitlupen wurden mit einer neuen Spezialkamera aus deutscher Produktion aufgenommen, die 2000 Bilder pro Sekunde liefert.

Den Text spricht Hardy Krüger jr., eine Eloge an diese archaische Landschaft, die zu bewahren, Aufgabe der Menschheit ist. "Wenn ein Löwe im rötlichen Morgenlicht aus dem Gebüsch tritt und röhrend brüllt, dann wird auch Menschen in fünfzig Jahren das Herz weit werden." Bernhard Grzimek

Text: Bene Benedikt / Fotos: Universum Film