9. Internationales Bergfilm-Festival Tegernsee vom 19. - 23. Oktober 2011

Atemlose Stille, tosender Applaus und offene Worte

800 Zuschauer ließen sich am Mittwoch während des Eröffnungsabends des 9. Bergfilm-Festivals in fünf Tegernseer Kinosälen auf das Abenteuer Bergfilm ein. Die Jury hat die Aufgabe, bis am Samstag die Besten aus den 96 Bergfilmen auszuwählen. Zu sehen sind die Siegerfilme dann am Sonntag.

Atemlose Stille, tosender Applaus und offene Worte
Teil des Eröffnungsabends: Jochen Schmolls Porträt des 2010 verunglückten Kurt Albert. Bild: Thomas Plettenberg.
Teil des Eröffnungsabends: Jochen Schmolls Porträt des 2010 verunglückten Kurt Albert. Bild: Thomas Plettenberg.

Jeder im vollbesetzten Barocksaal hält den Atem an. Dabei passiert auf der Leinwand wenig. Das Einzige, was zu hören ist, ist die immer schwächer werdende Stimme einer im eisigen Sturm gefangenen Bergsteigerin. Und die Worte eines Bergretters, der verzweifelt versucht, den Handykontakt aufrecht - und die Alpinistin damit am Leben - zu erhalten. Der Abspann von "A Sleepless Night" ist längst fertig, noch immer herrscht tief betroffene Stille im Barocksaal, bevor der Applaus einsetzt und lauter wird. "Eine andere Perspektive, die man als Bergsteiger gerne ausblendet und die deshalb umso erschütternder ist, wenn man damit konfrontiert wird", so Festival-Direktor Michael Pause vom Bayerischen Rundfunk.

Starken Tobak haben auch die Zuschauer im Ludwig-Thoma-Saal zu verarbeiten, doch die Herangehensweise von Regisseurs Danny Boyle ist eine ganz andere: " 127 Stunden " - übrigens die erste Hollywood-Produktion, die in Tegernsee gezeigt wurde - ist ein dramatischer Kinofilm, der beim kritischen Publikum zwar für Spannung sorgte, aber nicht jeden überzeugt hat. "Einige meinten, dass das große Abenteuer dieses jungen Mannes, der seinen Arm opfern musste, um mit dem Leben davonzukommen, von zuviel klassischem Hollywood-Geplänkel überdeckt wurde", ist dem künstlerisch-technischen Leiter des Festivals, Sigi Menzel (BR) aufgefallen.

Klicken Sie sich durch unsere kleine Fotogalerie zu "127 Hours".

Was die Zuschauer neben der hohen Qualität und den eindrucksvollen Bildern immer wieder begeistert, ist die Anwesenheit von Protagonisten, Regisseuren und Darstellern. So zum Beispiel im Medius-Saal, wo nach atemberaubenden Flugbildern " Mensch und Fels im Ausnahmezustand " zu sehen sind. Warum man sein Leben so gänzlich dem Klettern verschreiben kann, will der Moderator nach dem Film von Extremkletterer Herbert Ranggetiner wissen. "Weil Klettern das Einzige ist, was ich wirklich gut kann", sagt der mit entwaffnender Offenheit, bevor sich der Extremkletterer von einem kurzen Film namens " Sarajevo Challenge " begeistern lässt. "Der Film ist nur acht Minuten lang, aber dermaßen vielschichtig und mit einer so intensiven Botschaft", sagt Ranggetiner fasziniert, nachdem ein mit unzähligen Rollen bestückter Mensch die vom Krieg fast zerstörte Bobbahn in Sarajevo hinuntergerast ist - so zumindest die vordergründige Geschichte.

Sich auf Neues einlassen und ungewöhnliche Perspektiven entdecken können die Zuschauer in Tegernsee noch bis Sonntag. Die international besetzte Jury hat nun die schwere Aufgabe, bis zur Schlussfeier am Samstag die Besten aus den 96 Bergfilmen auszuwählen. Zu sehen sind die Siegerfilme dann in der Matinee am Sonntag ab 9 Uhr. Das Programm ist am Samstag ab 22 Uhr im Internet nachzulesen.

Infos, Programm, Karten: www.bergfilm-festival-tegernsee.de