"La Odisea de Magellane"

Video: Jasper am Monte Sarmiento in Feuerland

Am Ende der Welt, noch südlich der Magellanstraße, steht ein Berg, der bereits Charles Darwin in seinen Bann zog: Der Monte Sarmiento. Weit von der nächsten Ansiedlung entfernt und nur mit dem Schiff zu erreichen, hüllt sich der Berg meist in dicke Wolken. Stürme und schlechtes Wetter vereitelten schon manchen Besteigungs-Versuch. Lesen Sie den Bericht Robert Jaspers.

Ausgangspunkt unserer Expedition war Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt, am Beagle-Kanal. Von dort aus segelte ich zusammen mit Jörn Heller und Ralf Gantzhorn auf einer kleinen Yacht, der 16 Meter langen Tari II mit Skipper "Micki" Fischer und seiner Crew, ungefähr 300 Seemeilen (500 km) unserem entfernten Ziel entgegen.

Elf Tage dauerte die Seefahrt durch die stürmischen Gewässer bei Kap Horn, bis die Basis des Berges, die Bucht Caleta Escandallo, erreicht war.

Dort angelangt stellten sich uns zunächst zwei Hindernisse entgegen: Der Dank 6000 mm Niederschlag (10 Mal so viel wie in Deutschland) üppig wuchernde Regenwald und die bis ins Meer fließenden Gletscher. Mit viel Mühe konnten wir einen Weg durch Dschungel und Gletscherspalten finden, es fehlte jedoch weiterhin die entscheidende Schönwetterphase für einen Gipfelversuch.

Durch stürmische Gewässer: Mit einer kleinen Yacht 500 Klilometer zur Basis des Berges.

Angst beschert unruhige Nacht

Nach dem drei Anläufe in schlechtem Wetter scheiterten, drehte der Wind am 01. April auf Süd, eigentlich ein gutes Zeichen. Trotz weiterhin grauer Wolken stiegen wir auf, mussten uns allerdings auf halber Höhe den schlechten Wetterverhältnissen beugen: Bei Schneesturm und in einem gefürchteten "White Out" gruben wir uns in eine Schneehöhle ein.

Robert Jasper und Co am Monte Sarmiento — © Ralf Gantzhorn

Das Team

Extrembergsteiger Robert Jasper, Bergführer Jörn Heller und Bergfotograf Ralf Gantzhorn (v.l.) gelang Anfang April 2010 die Erstbesteigung der Nordwand des Monte Sarmiento, dem "weißen Bergriesen von Feuerland".

1 / 14

In solchen Schneehöhlen schlafe ich nie gut. Die Angst zu ersticken treibt mich automatisch alle zwei Stunden auf. Als ich aufwachte war der Eingang immer schon wieder zugeschneit und ich schaufelte bis ins Freie. Um 01:00 Uhr war das Wetter immer noch schlecht.

Reminiszenz und Hommage an den bekannten Seefahrer und Entdecker

Am 02.04 gegen 02:00 Uhr entdeckte ich dann den ersten Stern durch die Wolken, es war kaum zu glauben. Wir kochten, schmolzen Schnee, frühstückten, rein in die kalten Schuhe, dann ging es los. Im Dunkel der Nacht stiegen wir im Kegel der Stirnlampen durch gewaltige Spaltenzonen bis in die bis dato unbezwungene Nordwand des Monte Sarmiento.

Eisige Kälte und senkrechter, haltloser Anraumschnee machten uns zu schaffen. Es war sehr schwierig zischen den haushohen Eisbrüchen in komplizierter Routenführung einen Durchschlupf zu finden. Trotzdem erreichten wir gegen Mittag den Gipfel des Monte Sarmiento (Westgipfel 2145m).

Am Gipfel: Robert Jasper, Jörn Heller und Ralf Gantzhorn (v.l.).

Als Reminiszenz und Hommage an den bekannten Seefahrer und Entdecker tauften wir unsere im Alpinstil erstbegangene Route "La Odisea de Magellane" ("Die Odyssee Magellans"). Wir bewältigten dabei allein im Aufstieg eine Strecke von ca. 20 Kilometern und 3000 Höhenmetern, die Schwierigkeiten erreichten im Eis WI 4+. Auf- und Abstieg (vom Boot in der Caleta Escandallo gesehen) dauerten 39 Stunden.

Nach einer weiteren Woche auf See, schließlich mussten wir noch die berüchtigte Magellanstrasse queren , erreichten wir wohlbehalten und glücklich am 10. April den Hafen von Punta Arenas in Chile und waren damit wieder zurück in der Zivilisation.

Text: Robert Jasper Bilder: Ralf Gantzhorn (www.ralf-gantzhorn.de) Eine Bildergalerie von Ralf Gantzhorn finden Sie hier Weitere Informationen gibt's hier:

www.robert-jasper.de

Weitere Meldungen zu Robert Jasper auf alpin.de: