Nach Lawinenunglück vom Karfreitag und Sherpa-Boykott

Everest: Regierung verlängert Besteigungserlaubnis

Als Reaktion auf den noch andauernden Sherpa-Streik im Zuge das tragischen Lawinenunglücks vom Karfreitag, bei dem 16 Nepalesen ihr Leben verloren hatten, möchte Kathmandu die Everest-Genehmigungen verlängern. Die nepalesische Regierung hofft mit der Maßnahme, die drohenden finanziellen Ausfälle für das Land in Grenzen halten zu können. Mehr als die Hälfte der sich derzeit im Basislager befindenden Expeditionen sollen damit begonnen haben, das Gebiet zu verlassen.

Everest: Regierung verlängert Besteigungserlaubnis
Schauplatz einer Tragödie: der Mount Everst. Bild: dpa.
Schauplatz einer Tragödie: der Mount Everst. Bild: dpa.

Am Donnerstag war Tourismusminister Bhim Acharya mit dem Helikopter ins Basislager geflogen, um mit den Sherpas über eine Wiederaufnahme ihrer Arbeit nach Beendigung der einwöchigen Trauerzeit zu verhandeln. "Hauptziel dieser Reise ist der Versuch, die Absage der Klettersaison zu vermeiden", so ein Vertreter der Vereinigung der Trekking-Verbände von Nepal, Keshav Pandey vor dem Besuch.

Hinter den Bemühungen der Regierung in Kathmandu steckt die Angst vor dem Verlust einer äußerst lukrativen Einnahmequelle: Der Expeditionstourismus lässt jährlich fast vier Millionen US-Dollar in die Staatskasse fließen. Das ist viel Geld für ein Land, das zu den 20 ärmsten der Erde zählt. Da allein 80 Prozent der Summe mit dem Everest erwirtschaftet wird, käme ein Komplettausfall der Saison am "Dach der Welt" einen finanziellen Supergau gleich.

Und so setzen die Regierungsvertreter alles daran, die Sherpas zum weitermachen zu bewegen. Auf offizieller Seite gibt man sich optimistisch, dass dies auch gelingt. Unberechtigt ist die Hoffnung nicht, denn in Kathmandu weiß man auch, dass die gut 400 Nepalesen, die als Hochträger, Köche, Icefall Doctors oder Climbing Sherpas im Dienste der über 30 internationalen Expeditionen stehen, dringend auf den Verdienst angewiesen sind.

Bereits jetzt wurden die Arbeitsbedingungen für die Sherpas verbessert. Sie sind nun mit mehr als 11.000 Euro versichert, dreimal so viel wie zuvor. Für etwaig notwendige medizinische Behandlung werden bis zu 3.000 Euro gezahlt.

Dennoch: "Die Meinungen gehen gerade auseinander. Wir sind tief betrübt über den Verlust unserer Brüder. Aber ich finde, wir sollten diejenigen nicht stoppen, die weitergehen möchten", skizziert Jangbu Sherpa die Stimmung im Basislager. Zahlreiche Expeditionsteams haben bereits das Basislager verlassen oder befinden sich gerade im Aufbruch.

Überlebte die Lawinenkatastrophe: Wangdi Sherpa (Foto: picture-alliance.com).
Überlebte die Lawinenkatastrophe: Wangdi Sherpa (Foto: picture-alliance.com).

Dazu gehören Medienberichten zufolge auch die Teams großer Anbieter wie RMI Expeditions, Adventure Consultants oder Alpine Ascents International. 15 Mannschaften sollen sich aber noch im Basecamp aufhalten, um die endgültige Entscheidung der Sherpas abzuwarten. Fällt diese negativ aus, werden auch sie endgültig die Heimreise antreten müssen.

Um sicherzugehen, dass die Devisenbringer in den nächsten Jahren an den Ort der Tragödie zurückkehren, hat man sich auf Seiten der Regierung dazu entschlossen, die Laufzeit der Besteigungserlaubnis (Kostenpunkt 11.000 US-Dollar) auf fünf Jahre zu verlängern. Wer innerhalb dieses Zeitraums einen zweiten Versuch am Everest unternehmen möchte, muss keine neue Genehmigung beantragen.

Die Hilfsorganisation "Himlayan-Trust" hat ein Spendenkonto für die Angehörigen der 13 Opfer eingerichtet. Wenn Sie die wirtschaftliche Not der hinterbliebenen lindern möchten, können Sie dies hier tun.

Reinhold Messner sagte zu dem Unglück gegenüber der Bild-Zeitung : "Die Sherpas starben für Menschen, die aus Prestige-Gründen auf den Mount Everest wollen, aber vom Bergsteigen keine Ahnung haben. Sie starben, um den Massentourismus zu ermöglichen." Und gegenüber der Nachrichtenagentur APA sagte Messner, dass man die Frage stellen muss, "ob der Bergsteiger-Tourismus am Mount Everest unter diesen Umständen vertretbar ist".

Seit der Erstbesteigung 1953 sind am Mount Everest bislang mehr als 300 Alpinisten ums Leben gekommen. Die Mehrzahl waren Sherpas.

Quellen: alanarnette.com / tagesschau.de / rp-online.de /planetmountain.com / n-tv.de / spiegel.de / dw.de

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