ALPIN-Mitarbeiterin Rabea Zühlke lief mit

Zugspitz Trailrun Challenge: ALPIN war mit dabei

Am vergangenen Wochenende fiel der Startschuss zur Zugspitz Trailrun Challenge. Rund um die Zugspitze konnten sich Anfänger und Trailprofis in verschiedenen Distanzen messen. Für ALPIN-Mitarbeiterin Rabea Zühlke ging es mit der "Viking Vertical Challenge" direkt auf die Zugspitze. Wie es ihr bei dem knapp 16 kilometerlangen Lauf ergangen ist, lesen Sie in ihrem Bericht.

Zugspitz Trailrun Challenge: ALPIN war mit dabei
<p>Frisch und ausgeruht: ALPIN-Redakteurin Rabea Zühlke vor dem Start.</p>

Frisch und ausgeruht: ALPIN-Redakteurin Rabea Zühlke vor dem Start.

Erst war es nur ein lautes Atmen. Jetzt, nur ein paar Minuten später, ist es ein unüberhörbares Schnaufen. Ich drehe meine Musik lauter, schaue nach links: Hauke tut sich schwer auf den ersten Höhenmetern. Rechts überholt uns leichtfüßig eine kräftige, kleine Frau. Ich schaue noch einmal zu dem 27-jährigen Hamburger. Sein Blick ist starr, er schaut auf den Boden.

Stunden vorher: Um kurz nach sechs klingelt der Wecker. Draußen liegen dichte Wolken über den Bergen in Ehrwald. Es regnet. Starten werden wir wohl trotzdem wie geplant, denken Hauke und ich. Gegen acht Uhr eine SMS vom Veranstalter: "Starverschiebung wegen schlechtem Wetter auf 10 Uhr." Meine Nervosität steigt. Ein paar Mal entscheide ich mich um, welche Sachen ich in meinen Laufrucksack packe. Oben soll es wieder Neuschnee gegeben haben.

Mit dem Wetter hatte die Zugspitz Trailrun Challenge nur am Freitag Glück. Bei strahlendem Sonnenschein ertönte in Garmisch-Partenkirchen der Startschuss zur ersten Zugspitz Trailrun Challenge. Das ganze Wochenende gab es in Garmisch-Partenkirchen, Grainau und Ehrwald die verschiedensten Trail-Distanzen: Sprint, Kurzdistanz, Halb-Marathon und ein Marathon und der direkte Lauf auf die Zugspitze. Alles natürlich mit ordentlich Höhenmetern.

Doch wegen des schlechten Wetters kürzte Rennleiter Wolfgang Pohl den Marathon am Samstag ab. Die letzten 400 Höhenmeter von der Sonnalpin auf den Gipfel entfielen. Schnee, Eis und starker Wind auf der Zugspitze: Zu gefährlich für die Läufer.

<p>Die Pflichtausrüstung: Erste-Hilfe-Set, Rettungsdecke, lange Kleidung.</p>

Die Pflichtausrüstung: Erste-Hilfe-Set, Rettungsdecke, lange Kleidung.

Auch unser Lauf, der direkte auf die Zugspitze, wurde gekürzt: Ziel sollte wie am Samstag auf der Sonnalpin sein. Aus den 2127 Höhenmetern wurden also 1845 Höhenmeter und knapp 16 Kilometer. "Besser als 30 Grad und Hitze", sage ich zu Hauke, der am Startblock eher damit beschäftigt sich die drahtigen Läufer anzuschauen, statt sich über den bevorstehenden Lauf Gedanken zu machen. Für Hauke, der extra aus Hamburg gekommen ist, und mich ist es der erste Lauf auf die Zugspitze. Für Hauke sogar der erste Berglauf überhaupt.

Mit 182 Teilnehmern starten wir in Ehrwald, laufen Richtung Ehrwalder Alm zur Pestkapelle. Bis zur Ehrwalder Alm ist die Steigung mäßig. Trotzdem schnauft Hauke wie ein übergewichtiger, alter Mann beim Treppensteigen. Im Gegensatz zu ihm fühle ich mich gut. Und das, obwohl ich mir noch zwei Tage vorher mit eingeklemmten Wirbeln nicht vorstellen konnte, auf die Zugspitze zu laufen. Angekommen an der Pestkapelle, der ersten Verpflegungsstation, lächelt dann auch Hauke. "Jetzt bin ich langsam im Trott", sagt er und reißt das Kohlenhydratgel auf. "Ihr seid im guten Mittelfeld", höre ich einen Helfer zu zwei Frauen sagen. Meine Motivation steigt: Wir sind wohl doch nicht so langsam.

Nach der Verpflegungsstation geht der Berglauf für mich erst richtig los: matschige, schmale, steile Bergpfade. Das Laufen wird jetzt eher zu einer Art "Speed-Hiking". Zwischendurch schmerzen meine Waden. Bei Hauke muss es noch schlimmer sein, denke ich. Gemein, vielleicht. Aber es hilft. Als sich die Wolken endlich für kurze Zeit verziehen, blicken wir auf die grandiose Landschaft des Wetterstein-Gebirges.

Der Weg bis zum Gatterl, der Grenze zwischen Deutschland und Österreich, ist nass und schlammig. Andauernd rutsche ich zurück oder zur Seite. "Hinfallen ist erlaubt, nur nicht verletzen." Das hatte mir mal ein Bergläufer gesagt. Gut, hauptsache ich rutsche nicht im Geröllfeld wieder ein paar Meter nach unten. Das passierte mir bei einem Trainingslauf in den Bergen. Heute aber nicht, denke ich und laufe vorsichtiger. Auch die anderen Läufer sind jetzt langsamer und vorsichtiger geworden.

<p>Keine idealen Bedingungen: Dichte Wolken, schlammige Trails.</p>

Keine idealen Bedingungen: Dichte Wolken, schlammige Trails.

"Es ist richtig kalt", rufe ich Hauke zu und mache einen kurzen Zwischenstopp kurz vor dem Gatterl. Der Wind pfeift, ein paar vereinzelte Schneeflocken kommen runter. Vor dem Start hatte es strenge Kontrollen der Veranstalter gegeben: Lange Kleidung, Handschuhe, Mütze, Erste-Hilfe-Set, Handy und Rettungsdecke hatten zur Pflichtausrüstung gehört. Spätestens jetzt müsste auch jeder Läufer wissen, warum.

Trotz des starken Windes freue ich mich auf den kommenden Part: Der einzige Downhill-Teil. Hauke lasse ich hinter mir und renne hinunter. Für mich das Schönste am Berglaufen. Die Angst auszurutschen oder umzuknicken hat mein Unterbewusstsein jetzt vollständig verdrängt. Ich rase euphorisch den Weg runter. Kurz bevor es wieder hoch geht, kommt ein Schild: "Dangerous Section". Es geht steil hinauf: Die Läufer müssen sogar Hand an den Fels legen. Mit Laufen hat das nichts mehr zu tun.

Mittlerweile ist auch Hauke wieder hinter mir. Nach den einigen steinigen Kletterpassagen erreichen wir die Knorrhütte (2051), der zweiten kleinen Verpflegungsstation. "Alles okay bei dir? Du siehst so blass aus?", fragt mich ein Mann der Medical Crew. "Ja, ich bin immer so blass", antworte ich und ärgere mich über meinen hellen Hauttyp. "Noch drei Kilometer und 500 Höhenmeter", ruft mir Hauke zu. Dann sind wir gleich da! Siegessicher lächeln wir uns an.

<p>Geschafft: Nach drei Stunden und 30 sind Rabea und Hauke glücklich im Ziel.</p>

Geschafft: Nach drei Stunden und 30 sind Rabea und Hauke glücklich im Ziel.

Doch der letzte Anstieg hat es in sich. Es geht steil, teilweise über kleinere Schneefelder, nach oben. Das Atmen fällt mir schwer. Merke ich die Höhenluft? Meine Finger wahrscheinlich schon. Die sind nämlich ziemlich angeschwollen. Warum, weiß ich nicht. Zum Glück trage ich keinen Ring, denke ich und versuche es zu vergessen.

Irgendwann komme ich wieder in den Trott: Hoch, Hoch, Hoch! Ein paar Wanderer feuern uns an. Auf den letzten Metern ist der Wind eisig. Meine Motivation steigt, als ich die Sonnalpin sehe. Ein paar Läufer kann ich noch überholen. Nach drei Stunden und 30 Minuten stehe ich im Ziel, Hauke kurz hinter mir.

Oben angekommen hören wir, dass Philipp Brugger aus Österreich und Thomas Kühlmann aus Deutschland in einer Zeit von 1:48 ins Ziel als erste ins Ziel gekommen sind. Wahnsinn. Welchen Platz wir gemacht haben, ist uns egal. Für uns zählt nur eines: Wir sind auf die Zugspitze gelaufen!

Text und Fotos: Rabea ZühlkeWeitere Informationen: www.zugspitz-trailrun-challenge.com