Umweltorganisation fordet Verzicht auf PFC-haltige Imprägnierungen

Vaude reagiert auf Greenpeace-Test

Zwischen Juni und September 2012 lies die Umweltschutzorganisation Greenpeace in zwei unabhängigen Laboren aktuelle Outdoorbekleidung auf Schadstoffe untersuchen. Das Ende Oktober veröffentlichte Testergebnis sorgte anschließend für ein großes mediales Echo. Nicht ohne Grund, denn laut Greenpeace konnten in allen 14 Proben Spuren von Perfluorcarbonen (PFC) nachgewiesen werden - darunter auch bei zwei Produkten von Vaude.

Vaude reagiert auf Greenpeace-Test
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<p>Aufgeschnitten: Proben von 14 Outdoorjacken ließ Greenpeace für den großen Outdoor Report 2012 im Labor untersuchen (Foto: Greenpeace).</p>

Aufgeschnitten: Proben von 14 Outdoorjacken ließ Greenpeace für den großen Outdoor Report 2012 im Labor untersuchen (Foto: Greenpeace).

Darüber, dass perfluorierte Chemikalien (PFC) alles andere als umweltverträglich und gesundheitsfördern sind, besteht kaum Zweifel. Doch findet man Spuren dieser Fluor-Carbon-Verbindungen nach wie vor an jedem Kleidungsstück, dass maschinell mit einer DWR-Imprägnierung ("durable water repellency") versehen worden ist.

Zwar sei die an der "Oberfläche der Aussenstoffe angebrachte Beschichtung für den Vebraucher in der Verwendung der Produkte gesundheitlich unbedenklich", wie es in einer Erklärung des Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. (BSI) heißt, dennoch stellen die Substanzen "im Herstellungsprozess in den Produktionsländern, beim späteren Waschen des fertigen Produkts sowie bei der Produktentsorgung...jedoch ein Risiko für Mensch und Umwelt dar. Sie reichern sich in der Umwelt und über die Nahrungskette im menschlichen Organismus an und sind nicht bzw. kaum biologisch abbaubar."

Noch keine Alternative zu DWR

Man habe die Problematik längst erkannt und arbeite daran, auf die Verwendung von PFC-haltigen Substanzen bald möglichts verzichten zu können, so der BSI. Ein ambitioniertes Ziel, denn die wenigen, bis dato auf dem Markt erhältlichen PFC-freien Alternativprodukte können es - was die öl-, wasser- und schmutzabeweisenden Eigenschaften anbelangt - mit der Qualität von DWR nicht aufnehmen. Und von einem adäquaten Ersatz, der auch den hohen Erwartungen des Kunden gerecht wird, ist man trotz intensiver Forschung noch ein gutes Stück weit entfernt.

Greanpeace sieht das anders. Durch die Verwendung von Wachsen, Paraffine, Dendrimere oder Silikone könne schon jetzt auf Beschichtungen mit PFC-Anteil verzichtet werden, ohne dass der Käufer Abstriche in Sachen Funktionalität in Kauf nehmen müsse, argumentiert die Umweltschutzorganisation.

Als einer der ersten Hersteller hat Vaude auf das Ergebnis der Greenpeace-Studie reagiert. Das Familienunternehmen aus Tettnang setzt sich seit Jahren für einen möglichst umweltverträglichen Umgang von Ressourcen und eine effiziente Reduzierung von chemischen Schadstoffen in seinen Produkten ein. Daher begrüße man es auch ausdrücklich, dass sich Greenpeace mit seiner Detox-Kampagne des Themas PFC angenommen und in die Öffentlichkeit gebracht habe, so heißt es in einer Stellungnahme von Vaude.

Allerdings konnten auch in den beiden getesteten Artikeln der deutschen Vorzeige-Outdoormarke Spuren von PFC nachgewiesen werden. Für Vaude kein Widerspruch. Zwar arbeite man fieberhaft an Alternativen, bekennt aber auch, dass man momentan auf DWR (noch) nicht verzichten könne.

Vaude gibt Antworten

Warum verzichtet Vaude nicht einfach auf diese Substanzen ?

Anders als bei Membranen gibt es für DWR schlichtweg bisher keine Technologie ohne PFC, die eine gleichwertige Wasser-, Öl- und Schmutzabweisung beim Endprodukt bietet.

Wir haben leider mit PFC-freien Alternativen bisher sehr häufig schlechte Testergebnisse erzielt. Zum einen lassen sich die wenigen auf dem Markt vorhandenen PFC-freien Alternativen in der Serienproduktion noch nicht zuverlässig genug applizieren. Zum anderen lassen die Produkte Wasser und Schmutz nicht einfach "abperlen", sondern saugen sich an der Oberfläche beispielsweise mit Regenwasser voll, was für den Benutzer des Produktes zu einem klammen, feuchten Gefühl beim Tragen führt.

Die Erwartungshaltung der Kunden an die Funktionalität der Produkte ist in diesem Aspekt besonders hoch, aber die Sensibilität für die Umwelt- und Verbraucherschutz-Probleme, die diese DWR mit sich bringen, bislang noch nicht sehr ausgeprägt.

Trotzdem arbeiten wir mit Hochdruck weiter daran, PFC-freie Alternativen zu finden und schrittweise unsere gesamte Kollektion umzustellen. Bis Ende 2014 werden wir komplett aus der C8-Technologie aussteigen, und somit in der gesamten Kollektion dann PFOA-frei sein. Wir sehen das ganz klar nur als einen Zwischenschritt an auf dem Weg zum kompletten Ausstieg aus PFC. Dies ist unser erklärtes Ziel.

<p>Grün auf Weiss: Das Ergbenis der Greenpeace - Untersuchung (Grafik: Greenpeace).</p>

Grün auf Weiss: Das Ergbenis der Greenpeace - Untersuchung (Grafik: Greenpeace).

Pflegespezialist Nikwax führt seit Jahren PFC-freie Produkte in seinem Sortiment. Warum greift man nicht einfach darauf zurück?

PFC-freie Imprägniersprays - wie sie etwa Nikwax angeboten werden - sind ausschließlich zum Nachimprägnieren für den Hausgebrauch bestimmt. Die Technologie ist nicht dafür ausgelegt, Stoffe in industriellen Maßstäben auf der Rolle auszurüsten. Außerdem fehlen ihnen in Asien die Personalkapazitäten, um solche Produktionen zu begleiten. Nikwax arbeitet aber daran, und evtl. könnte Nikwax in der Zukunft wirklich zu einer Alternative beitragen. 

Es gibt doch auch gewachste Outdoor-Jacken ohne PFC. Warum verwendet Vaude kein Wachs als DWR?

Gewachste Jacken haben erheblich niedrigere Atmungsaktivität, ein höheres Gewicht und damit weniger Tragekomfort. Die Öl- und Schmutzabweisung von paraffinbasierten Wachsen ist wesentlich geringer. Zudem ist es nur für bestimmte Stoffarten anwendbar und muss regelmäßig erneuert werden.

Warum unterschreibt VAUDE nicht einfach die Forderungen von Greenpeace ?

Wir stimmen Greenpeace in ihren Forderungen grundsätzlich zu. Die technologischen Innovationen, die der Branche dafür aber gelingen müssen, sind in dem von Greenpeace geforderten Zeitraum nicht realistisch.

Der schnelle Ausstieg aus PFC kann nur gelingen, wenn möglichst die gesamte Branche eng miteinander und mit der Zulieferindustrie zusammenarbeitet. Wir würden uns das Vertrauen und die Chancen zur Zusammenarbeit in unserer Branche verspielen, wenn wir die Forderungen von Greenpeace in einem nicht realisierbaren Zeitraum unterschreiben würden.