Andy Lewis gewinnt Slackline-Gesamtweltcup, Diskussion "Frauen und Berge"

IMS: Von Slacklines und Frauenalpinismus

Es geht Schlag auf Schlag beim IMS in Brixen: Am Freitag, 5.11.2010 fand im Rahmen des IMS Boulderfestival das Finale des ersten Gibbon Slackline Contests statt. Mit dem Finale in Brixen endete auch der erste Gesamtweltcup im Slackline. Einen Tag später diskutierte die umstrittene Höhenbergsteigerin Oh Eun Sun mit Journalistinnen und Bergsteigerinnen. Dazu wurden Beiträge von Gerlinde Kaltenbrunner und Reinhold Messner eingespielt.

IMS: Von Slacklines und Frauenalpinismus
Auf Linie: Andy Lewis, Maurice Wiese und Bernd Hassmann (v. li., Foto: IMS).
Auf Linie: Andy Lewis, Maurice Wiese und Bernd Hassmann (v. li., Foto: IMS).

Am Freitag, 5.11.2010 fand in Brixen im Rahmen des IMS Boulderfestival das Finale des ersten Gibbon Slackline Contests statt. Mit dem Finale in Brixen endete auch der erste Gesamtweltcup im Slackline. Aus den ersten beiden Wettkämpfen haben sich die besten acht für das große Finale beim International Mountain Summit in Brixen qualifiziert: Azcan (JP), Nick ten Hoopen (NL), Janek Galek (PL), Bernd Hassmann (DE), Felix Hachfeld (DE), Luis Meier, (DE), Maurice Wiese (DE), Andy Lewis (USA).

Nach einer Stunde atemberaubender Tricks standen die beiden Finalisten fest. Was keiner erwartet hatte, ist eingetreten: Der 15-jährige Maurice Wiese trat gegen den Sieger von München und Friedrichshafen Andy Lewis an. Der Wettkampf war lange ausgeglichen, letztlich votierte die dreiköpfigen Jury für Maurice Wiese.

Seine saubere Technik und die Vielzahl an Tricks sprachen letzlich für den Frankfurter. Andy Lewis musste sich mit dem zweiten Platz begnügen! Was für den U.S.-Amerikaner nicht weiter tragisch war, denn aufgrund seiner Siege in München und Friedrichshafen reichte es für Lewis zum Gewinn des Gesamtweltcups.

IMS Kongress „Frauen und Berge“

Am Samstag, den 6. November kam es bei der Bergplattform IMS zum mit Spannung erwarteten Gipfeltreffen der Frauen im Bergsport. In der von Kay Rush moderierten Runde diskutierte die südkoreanische Höhenbergsteigerin Oh Eun Sun mit Journalistinnen und Bergsteigerinnen. Dazu wurden Beiträge von Gerlinde Kaltenbrunner und Reinhold Messner eingespielt.

Kay Rush stellte mit ihren Fragen nicht nur den Wettkampf der Frauen um die Besteigung aller 14 Achttausender in den Mittelpunkt. Mit Unterstützung der italienischen Publizistin Ingrid Runggaldier warf sie zunächst einen Blick in die Vergangenheit des Frauenalpinismus und erinnerte an erste Vertreterinnen wie Marie Paradis oder Fanny Bullock. Letzterer wurde trotz der Besteigung einiger Alpengipfel die Aufnahme in den englischen Alpenverein verweigert. „Klettern war damals für Frauen oft auch eine politische Angelegenheit. Sie kämpften als Feministinnen um ihr Stimmrecht in der Gesellschaft“, führte Runggaldier aus.

„Bergsteigerinnen haben fast nie Kinder"

Auch heutzutage sehen sich Alpinistinnen noch mit Vorurteilen konfrontiert. Die ALPIN-Autorin und Bergsteigerin Billi Bierling präzisierte: „Wenn eine Frau heutzutage eine Expedition anführt, dann muss sie sich gegenüber den Männern beweisen.“ Und auch Oh Eun Sun hat das erlebt: „Manchmal ist es schwierig, mit Männern in eine Gruppe zu gehen, weil sie denken, dass ich schwächer bin. Mit Frauen ist es etwas leichter.“

Volles Haus: Die Podiumsdiskussion "Frauen und Berge" stieß auf reges Zuhörerinteresse (Foto: IMS).
Volles Haus: Die Podiumsdiskussion "Frauen und Berge" stieß auf reges Zuhörerinteresse (Foto: IMS).

Noch heute haben Frauen als Alpinistinnen Nachteile gegenüber männlichen Kollegen. Die österreichische Journalistin Eva Maria Bachinger stellte fest: „Bergsteigerinnen haben fast nie Kinder. Männer haben ihre Kinder und Familien zu Hause. Frauen wie Ines Papert werden hingegen immer gefragt: „Wie kannst du das verantworten? Hier herrscht noch keine Gleichberechtigung.“

Spannend wurde es auch, als Kay Rush gleiche Fragen an zwei sehr unterschiedliche Bergsteigerinnen stellte. Gerlinde Kaltenbrunners Antworten waren zuvor per Video aufgezeichnet worden. Während Kaltenbrunner gerade den Wettkampfgedanken bei der Besteigung der 14 Achttausender von sich wies, war die Konkurrenzsituation für Oh Eun Sun beflügelnd:

„Hätte die Konkurrenz nicht existiert, hätte ich keine Motivation gehabt und mein Ziel vielleicht nicht geschafft. Ich hätte vielleicht jährlich ein bis zwei Gipfel versucht.“ In anderen Fragen vertraten beide ähnliche Standpunkte. So haben beide einen kleinen Glücksbringer auf ihren Expeditionen dabei und beide haben sich bewusst gegen Kinder entschieden, um Bergsteigen zu können, wobei die Koreanerin Kinder für ihre Zukunft nicht ausschließt.

„Der Berg hat mit Moral nichts zu tun"

Illustre Runde: Oh Eun Sun, Billi Bierling, Eva Bachinger, Ingrid Runggaldier und Kay Rush (v. li., Foto: IMS).
Illustre Runde: Oh Eun Sun, Billi Bierling, Eva Bachinger, Ingrid Runggaldier und Kay Rush (v. li., Foto: IMS).

In der Frage der Kletterethik ergriff dann, ebenfalls per Videobotschaft, Reinhold Messner das Wort und verteidigte Oh Eun Suns Leistung. „Der Berg hat mit Moral nichts zu tun, es gibt keine Regeln,“ proklamierte er und stellte fest: „Miss Oh wird viel vorgeworfen, das meiste davon ist erstunken und erlogen. Ich möchte mich nicht zum Richter aufschwingen, aber aus Gründen der Fairness muss man sie verteidigen.“

Der Frauenalpinismus hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Sowohl bei Sponsoren wie auch bei der persönlichen Ausgestaltung ihres Lebens stehen Frauen den Männern kaum in etwas nach. Ein Beleg dafür sind die Erfolge der großen Alpinistinnen, wie Oh Eun Sun, Kaltenbrunner, aber auch Nives Meroi oder Edurne Pasaban. Die Stilfrage, also die Nutzung von Sauerstoff, Hubschraubern oder vielen Sherpas, bleibt eine Geschmacksfrage, die das Erreichen der Gipfel selbst nicht in Frage stellt.

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