"Wir haben von der Regierung noch keine einzige Rupie erhalten", so Menuka Gurung, die Witwe eines des bei der Katastrophe vom 18. April getöteten Sherpa, empört. Und die 19-jährige Tochter eines anderen Verunglückten ergänzt: "Dieses Land verdient so gut an den Bergtouren. Es ist entmutigend, dass sie sich einen Dreck um die Familien der Leute scheren, die diesen Verdienst erst ermöglichen."
Umgerechnet rund 300 Euro Soforthilfe hatte die nepalesische Regierung den Familien der Opfer in den Tagen nach dem Drama zugesichert. Aber nicht nur das! Das Tourismusministerium in Kathmandu hatte den Angehörigen auch eine Zahlung von 10.000 Dollar Lebensversicherung in Aussicht gestellt. Bislang haben die Hinterbliebenen jedoch noch keine einzige Rupie gesehen.
Schuld daran seien einzig und alleine bürokratische Hürden, die noch genommen werden müssten, so ein Regierungsvertreter gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: "Wir stehen zu unseren Zusagen. Der Vorgang wurde an das Finanzministerium weitergeleitet, und die Gelder werden freigegeben, sobald das Verfahren abgeschlossen ist."
Matthias Baumann möchte sich darauf nicht verlassen. Der Expeditionsarzt aus Deutschland war selber am Tag der Katastrophe vor Ort, um sich um die Verletzten zu kümmern. Das Ereignis lässt den 42-Jährigen nicht mehr los. Baumann gründete kurzerhand die "Everest Sherpa Lawinenopfer Hilfe" , um den betroffenen Familien langfristig finanziell zu unterstützen. "Beim Rückweg aus dem Basislager kam mir die Idee, die Energie meines Traumes einer Everest Besteigung zu transferieren und den Familien der betroffenen Sherpas zu helfen", so der Tübinger.
Quelle: diepresse.com
In ALPIN 06/2014 beleuchten wir die Geschehnisse am Everest auf sechs Seiten ausführlich. Stefan Nestler stellt die Frage, wie es weitergehen soll am Dach der Welt. Eine Everest-Chronik informiert über Highlights und Tiefpunkte der Besteigungsgeschichte und Tobias Hürter vom Philosophie-Magazin "Luft" fragt nach der Moral am Everest.