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Die Gewinner des 9. Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee

Dass die Jury hart mit den Bergfilmen ins Gericht geht, versteht sich von selbst. In Tegernsee ist jedoch auch das Publikum äußerst kritisch: Tief beeindruckt waren Jury und Publikum von mehreren Filmen, der insgesamt 96 Filme im Programm. Den Sprung auf den "Preisgipfel" schafften schließlich die Naturdokumentation "Voyage au bout de l'hiver" und der Kletter -Thriller "Alone On the Wall" .

Die Gewinner des 9. Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee
Die Jury: Michael Pause, Hans-Martin Götz, Sarah Senn-Hauser, Ingrid Runggaldier, John Porter, Francoise Guais(vo.li., Foto: Thomas Plettenberg / Bergfilmfestival Tegernsee).
Die Jury: Michael Pause, Hans-Martin Götz, Sarah Senn-Hauser, Ingrid Runggaldier, John Porter, Francoise Guais(vo.li., Foto: Thomas Plettenberg / Bergfilmfestival Tegernsee).

"Am Anfang haben wir gedacht, 76 Minuten seien lang für einen Naturfilm", schildert die Journalistin Françoise Guais (Frankreich) die Überlegungen der Jury. "Auch wenn die Bilder wunderbar sind, könnte es allmählich langweilig werden." Das wurde es aber nicht bei "Voyage au bout de l'hiver" - bei der Reise ans Ende des Winters.

Denn die französischen Dokumentarfilmer Anne und Erik Lapied zeigen in ihrer Dokumentation nicht nur, wie sich die Natur im Gran-Paradiso-Nationalpark langsam für den Winter rüstet. Sie zeigen auch, wie geduldig und demütig man sein muss, um die Natur so filmen zu können wie sie. "Wenn der Schnee endlich kommt, wenn Lawinen das kleine Dorf isolieren, sind wir nicht mehr Zuschauer. Wir befinden uns inmitten der Geschichte."

Mitten drinnen im Geschehen - und in der Wand - ist man auch von Anfang an bei "Alone on the Wall", dem besten Alpinfilm des Festivals: Keine Effekt heischenden Bilder, dafür aber zum Beispiel dieses eine nervenzerreißende Aufrichten des Kletterers auf einem handtuchbreiten Felsband in der mauerglatten Wand des Half Dome. Ein Film, der die Jury überzeugte und den Nerv des Tegernseer Publikums getroffen hat.

Das Limit erreicht

Was in Tegernsee hingegen keine Gnade findet, sind Filme aus dem "Sonntagabend-Programm mancher Fernsehsender", wie sich ein Zuschauer ausdrückte. Ein Punkt, der dem Direktor des Festivals, Michael Pause, durchaus bewusst ist: "Es hat sich wieder gezeigt, dass beispielsweise ein Krimi, der in der Bergwelt spielt, kaum angenommen wird. Wir werden deshalb Filme, bei denen der Berg quasi künstlich im Raum steht, künftig eher nicht ins Programm nehmen."

Mehr geht nicht: Quantitativ sei man in Tergernsee "am Limit angelangt", so Festivaldirektor Michael Pause.
Mehr geht nicht: Quantitativ sei man in Tergernsee "am Limit angelangt", so Festivaldirektor Michael Pause.

Quantitativ sei man in Tegernsee am Limit, sowohl was die Zahl der Zuschauer angehe, als auch bei der Menge der Filme. "Es täte dem Festival auch nicht gut, den Rahmen noch weiter auszudehnen", so Pause.

Qualitativ sei der Weg hingegen trotz hohem Niveau nach oben weiter offen. "Wir werden unsere Stärken, nämlich die Präsentation authentischer, hochwertiger Dokumentationen, weiter ausbauen. Das ist es, was die Menschen hier sehen wollen", verspricht Pause. Auch wenn dieser Aufstieg ein mühsamer sein werde.

Das Festival habe zwar inzwischen weltweit einen guten Ruf, "von allein" kommen die guten Filme trotzdem nicht an den Tegernsee. "Wir werden uns noch intensiver aktiv in aller Welt auf die Suche nach den besten Produktionen machen und neue Kontakte knüpfen." Denn eines ist klar: Zum 10. Jubiläum im kommenden Jahr erwartet das anspruchsvolle Tegernseer Publikum ein Programm der Sonderklasse - "und das wird es auch geben", verspricht der Festival-Direktor.

Die Preisträger 2011

Großer Preis der Stadt Tegernsee (€ 3.000,-)

"Voyage au bout de l'hiver" von Anne und Erik Lapied (Frankreich)

Preis des Deutschen Alpenvereins für den besten Alpinfilm der Kategorie "Erlebnisraum Berg" (€ 1.000,-)

"Alone on the Wall" von Peter Mortimer und Nick Rosen (USA)

Bester Film in der Kategorie "Lebensraum Berg" (€ 1.000,-)

"Summer Pasture" von Lynn True, Nelson Walker und Tsering Perlo (USA)

Bester Film in der Kategorie "Naturraum Berg" (€ 1.000,-)

"Sulle tracce dei ghiacciai" von Massimiliano Sbrolla und Paolo Aralla (Italien)

Bester Film in der Sonderkategorie "Wasser am Berg" (€ 1.000,-)

"Die Traun - Ein Fluss wie ein Kristall" von Klaus Feichtenberger und Erich Pröll (Österreich)

Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis

"Vertical Sailing Greenland" von Seán Villanueva O'Driscoll (Belgien)

Beste Kameraleistung (undotiert)

"Trou de Fer" von Pavol Barabáš (Slowakei)

Überzeugendste Landschaftsdarstellung (undotiert)

"Wildes Deutschland - Die Berchtesgadener Alpen" von Jan Haft (Deutschland)

Besondere Erwähnung der Jury (undotiert)

"A Sleepless Night" von Samuel Tilman (Belgien)

Lobende Erwähnung (undotiert)

"Das zweite Leben des Tal Niv" von Tom Dauer (Deutschland)

"The Boy Mir - Ten Years in Afghanistan" von Phil Grabsky (Großbritannien/ Deutschland)

Publikumspreis

"Voyage au bout de l'hiver" von Anne und Erik Lapied (Frankreich)

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