Regisseur Benedikt Kuby mit zwei Preisen großer Gewinner

Die Gewinner des 12. Bergfilm-Festival Tegernsee

184 Produktionen aus 23 Ländern, 85 Filme im Programm, 5500 Zuschauer vor Ort: So die nackten Zahlen zur 12. Ausgabe des Bergfilm-Festival Tegernsee. Dazu großartige Siegerfilme, die nicht gegensätzlicher sein könnten. Lesen Sie, wer dieses Jahr das Rennen gemacht hat - und -nach Ansicht der Jury - warum!

Die Gewinner des 12. Bergfilm-Festival Tegernsee
Jury mit Chef: Helmut Scheben, Schweiz; Karin Michalke, Deutschland; Eloise Barbieri, Italien; Bernadette McDonald, Kanada; Matthias Fanck, Deutschland; Festivaldirektor Michael Pause (v. li. / Foto: Thomas Plettenberg)
Jury mit Chef: Helmut Scheben, Schweiz; Karin Michalke, Deutschland; Eloise Barbieri, Italien; Bernadette McDonald, Kanada; Matthias Fanck, Deutschland; Festivaldirektor Michael Pause (v. li. / Foto: Thomas Plettenberg)

Großer Preis der Stadt Tegernsee

"Der Bauer bleibst Du" von Benedikt Kuby (Deutschland)

Der Film ist die Dokumentation einer handwerklich-bäuerlichen Welt, die am Verschwinden ist, die es eigentlich schon nicht mehr gibt. An einer Stelle heißt es: Es gibt moderne Maschinen für solche Feldarbeit, aber der Bauer tut diese Arbeiten mit dem alten Werkzeug, weil er den Faden nicht abreißen lassen will zu der Welt, aus der er stammt und zu der er gehört. Der Film erfasst diese Welt mit einer außergewöhnlichen Sensibilität und einer Kamera, die die Stille zum Tönen bringt.

Es ist eine Kamera, die Gesichter zum Sprechen bringt, auch wenn gerade kein Wort gesprochen wird. Der Einsatz der Musik ist extrem wirkungsvoll, weil er extrem sparsam ist. Es gibt keine Szene, die gestellt oder unglaubwürdig wirkt. Die Authentizität und Ehrlichkeit, mit der die Personen sich öffnen, lassen erahnen, wieviel Geduld und Verständnis der Autor aufgebracht hat, um diesen Film zu machen. Bei all dem wird kein romantisches Niemandsland gemalt, sondern die moderne heutige Welt ist präsent und die respektvolle Begegnung zwischen zwei Generationen ist Teil der Geschichte und der Dramaturgie.

Preis des Deutschen Alpenvereins für den besten Alpinfilm der Kategorie "Erlebnisraum Berg"

"Cerro Torre - Nicht den Hauch einer Chance" von Thomas Dirnhofer, Philipp Manderla (Österreich)

Der Cerro Torre ist einer der schönsten und spektakulärsten Berge der Welt, und die Kamera fängt diese Schönheit ein. Cerro Torre ist ein Film über eine wahrhaft epische Leistung, die eine ebenso epische Anstrengung erforderte, und zwar sowohl vom Kletter-Team als auch vom Film-Team. Ein langer Film, der ebensoviel Durchhaltevermögen und Geduld erfordert wie es das Projekt erfordert hat und das launische Wetter in Patagonien. Die Autoren haben keine Bedenken, uns die Momente des Scheiterns, der Frustration und der Langeweile miterleben zu lassen. Aber wir erleben auch Momente, in denen diese ernsthaften Spitzen-Alpinisten Blödsinn und Unfug miteinander treiben.

Der Abräumer: Benedikt Kuby - mit "Der Bauer bleibst Du" Gewinner des Großen Preises der Stadt Tegernsee und des Publikumspreises - mit Bürgermeister Johannes Hagn - Stadt Tegernsee und Festivaldirektor Michael Pause (v. li. / Foto: Thomas Plettenberg)
Der Abräumer: Benedikt Kuby - mit "Der Bauer bleibst Du" Gewinner des Großen Preises der Stadt Tegernsee und des Publikumspreises - mit Bürgermeister Johannes Hagn - Stadt Tegernsee und Festivaldirektor Michael Pause (v. li. / Foto: Thomas Plettenberg)

Andererseits sehen wir großartige Bilder einer alpinistischen Extremleistung sowie die damit verbundene Arbeit der Kamera-Teams. Wir sehen, was ein Team erreichen kann, wenn es zusammenhält. Der Film zeigt aber auch die Entwicklung eines Top-Kletterers vom Wunderkind zu einem reifen Alpinisten, der trotz seiner Jugend ein klares Wertesystem vertritt.

Cerro Torre ist ein Film, in dem wohltuend wenig von Heldentum die Rede ist, obwohl die Leistung heldenhaft ist. Darüber hinaus erfahren wir viel über die Geschichte des Cerro Torre. Ein neues Kapitel ist geschrieben, ein neues Kapitel auch in der Geschichte des Free Climbing.

Bester Film in der Kategorie "Lebensraum Berg"

"La lampe au beurre de Yak (Die Butterlampe)" von Hu Wei (Frankreich)

Ein tibetischer Wander-Fotograf mit seinem Assistenten, ein paar wechselnde Fotohintergründe und eine Reihe tibetischer Kunden, die vor diesen Hintergründen arrangiert werden, sind die Zutaten zu diesem außergewöhnlichen Film. Eine völlig statische Kamera beobachtet die Szenerie und doch wird der Zuschauer unmittelbar dazu bewegt, über asiatische Situationskomik und über die Lage der Tibeter nachzudenken - vielleicht mehr als durch viele wort- und bildreiche Dokumentationen und Spielfilme zu diesem Thema. Ein Meisterwerk in Sachen Reduktion und für die Jury einer der bewegendsten Filme des Festivals.

Spannender Moment: Ankündigung des 1. Preises in der Kategorie 'Erlebnisraum Berg - DAV-Preis' - "Cerro Torre - Nicht den Hauch einer Chance" von Thomas Dirnhofer (Foto: Thomas Plettenberg)
Spannender Moment: Ankündigung des 1. Preises in der Kategorie 'Erlebnisraum Berg - DAV-Preis' - "Cerro Torre - Nicht den Hauch einer Chance" von Thomas Dirnhofer (Foto: Thomas Plettenberg)

Bester Film in der Kategorie "Naturraum Berg"

"Dar Josejo-ye Palang-e Irani (Persischen Leoparden auf der Spur)" von Fathollah Amiri (Iran)

Trotz einiger filmischer Mängel erscheint uns diese Dokumentation über den Persischen Leoparden wert, mit einem Preis ausgezeichnet zu werden. Sie zeigt in einfacher, aber berührender Weise die viele Jahre dauernden Bemühungen einer Gruppe iranischer Naturschützer, etwas mehr über das "Fabelwesen" Persischer Leopard zu erfahren, seine Ansprüche an den Lebensraum, seine aktuelle Verbreitung, die Bedrohungen, denen er ausgesetzt ist. Mit einfachen Wildkameras, zu kurzen Teleobjektiven, aber unendlicher Geduld und Ausdauer versuchen sie, sich dieser hochgradig bedrohten Tierart zu nähern - der letzten Großkatzenart im Iran und im Kaspischen Raum nach der Ausrottung von Tiger und Löwe. Der Film endet mit dem Fund eines mit seinen beiden Jungen von Wilderern erschossenen Leopardenweibchens und hinterlässt zuerst ein Gefühl der Ohnmacht - emotionaler Begleiter vieler Naturschutzprojekte. Aber es bleibt die Gewissheit, dass diese Naturschützer weitermachen werden. Ein berührender und letztendlich Mut machender Film.

Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis

"Vigia" von Marcel Barelli (Schweiz)

Dass Lebensräume knapp werden, wissen wir alle. Wollen's aber so gern vergessen. Tausend schlechte Nachrichten, Zeitungsartikel und Dokumentationen darüber verhallen ungehört. Und da summt dieser kleine Film daher, mit spielerischer Leichtigkeit. Und wir merken uns die Geschichte, ob wir wollen oder nicht. Es ist die Geschichte über eine Biene. Wir sehen die Biene, witzig gezeichnet und so simpel, dass sie universell wird.

Dazu erklärt ein Großvater mit weiser alter Stimme seinem Enkel, wie man eine gute Bienen-Geschichte erzählen müsste: Zuerst geht's den Bienen gut. Dann die Verschmutzung ihres Lebensraums. Das Sterben beginnt. Als letzte Zuflucht bleiben die Berge. Aber dann… aus Heimweh… fliegt die Biene zurück. Das ist das Ende. Die Kombination aus witzigen Cartoons und einer uralten, erzählten Geschichte lässt uns vor der Wahrheit einfach nicht davon laufen. Vom kleinen Kind bis zum hochdekorierten Akademiker wird niemand mehr Vigia vergessen.

Weitere Informationenen finden Sie unter: www.bergfilm-festival-tegernsee.de