Mehrere medizinische Forschungs-Expeditionen zum höchsten Berg der Erde

"Labor" Everest: Wissenschaft in der Todeszone

Für Bergsteiger wie Mediziner ist die Anziehungskraft des Mount Everest ungebrochen. In jüngster Zeit hatten zwei Expeditionen den höchsten Berg der Erde zum Ziel, um dort unter Extrembedingungen nach den Auswirkungen schwerster körperlicher Belastungen auf den menschlichen Organismus zu forschen. Das Ziel: Millionen von Intensivpatienten aber auch Betroffenen von Volkskrankheiten wie Bluthochdruck und Schlafapnoe neue Behandlungsmethoden anbieten zu können.

"Labor" Everest: Wissenschaft in der Todeszone

Blutprobe auf 8.000 Höhenmetern

In weit über achttausend Metern Höhe, bei enormen Windgeschwindigkeiten und Temperaturen jenseits der Minus 20 Grad Marke wurde den Probanden einer britischen Expedition einiges abverlangt. Im Dienste der Wissenschaft mussten die Versuchspersonen nach den Strapazen des Aufsstiegs eine Blutentnahme über sich ergehen lassen.

Die gesammelten Blutproben wurden dann nach einem zweistündigen Schnellabstieg in das improvisierte Labor auf 6400 Meter Höhe gebracht, wo vor allem die Sauerstoffwerte der Bergsteiger bestimmt wurden.

Strampeln für die Forschung: Medizinische Tests auf über 6.000 Höhenmeter. Bild: DPA.
Strampeln für die Forschung: Medizinische Tests auf über 6.000 Höhenmeter. Bild: DPA.

Das verblüffende Ergebnis: Die Messungen lagen bedenklich weit unter dem normalen Grenzwert eines gesunden Menschen. Unter medizinischen Gesichtspunkten konnten die Spender alle als ernsthaft krank eingestuft werden. Um in unser Video-Center mit einer Großansicht aller Videos auf alpin.de zu kommen klicken Sie diesen Link. "Indem wir gesunde Menschen in großer Höhe untersuchen, in der der Sauerstoff knapp ist, erfahren wir etwas über physiologische Veränderungen im Körper", so Expeditionsleiter Mike Crocott vom University College London. Die Wissenschaftler versprechen sich nun neue Erkenntnisse für die Behandlung von Intensivpatienten, die in der Regel einen ähnlich niedrigen Sauerstoffspiegel aufweisen wie die getesteten Bergsteiger: Dies gilt besonders für Personen, die an akuten Atemnotsyndromen, Mukoviszidose, Emphysemen, septischen Schocks und ähnlichen schweren Erkrankungen leiden.

Hoffnung für chronisch Kranke

Bei einer zweiten Expedition mit 48 europäischen Teilnehmern untersuchten die Wissenschaftler, welche Auswirkungen die Höhe auf Blut, Herz und Kreislauf der Probanden hat. Von den Ergebnissen der Studie, die Ende März veröffentlich werden, sollen, so hoffen die Wissenschaftler, besonders Menschen mit Bluthochdruck oder Schlafapnoe profitieren.

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