Medizin

Feuer im Bauch: Sodbrennen

Fast jeder fünfte Deutsche ist davon betroffen: Sodbrennen! Mitunter ist auch sportliche Aktivität wie Bergsteigen ein Auslöser oder deftige Hüttenkost.

Feuer im Bauch: Sodbrennen
Brennende Schmerzen vom Bauch bis in den Hals? Viele kennen das unangenehme Gefühl des Sodbrennens (Foto: picture-alliance).
Brennende Schmerzen vom Bauch bis in den Hals? Viele kennen das unangenehme Gefühl des Sodbrennens (Foto: picture-alliance).

Das Problem ist weit verbreitet: Schätzungen zufolge kennen rund 20 Prozent der Bevölkerung den unangenehmen Druck hinter dem Brustbein oder die Schmerzen, die sich vom Bauch bis in den Hals ausbreiten. Regelmäßig allerdings trifft es nur einen Teil. Die Schwachstelle, die für das unangenehme und schmerzhafte Empfinden verantwortlich ist, liegt am Mageneingang.

„Sodbrennen entsteht, wenn der Schließmuskel schwächelt“, erklärt der Bremer Internist Dr. Uwe Menzinger, „denn dann dringt saurer Mageninhalt in die Speiseröhre vor.“ Daher nennen Mediziner das Problem auch Reflux, lateinisch für Rückfluss. Doch Sodbrennen ist eben nicht nur unangenehm. Die Säure bekommt der Schleimhaut der Speiseröhre überhaupt nicht: Wenn nun ein Reflux häufiger auftritt, nistet sich dort eine dauerhafte Entzündung ein.

Diese kann zu Geschwüren und Veränderungen des Gewebes führen – sehr selten auch zu einer Krebserkrankung. „Auch aus diesem Grund ist es sinnvoll, Sodbrennen nicht einfach hinzunehmen, sondern etwas dagegen zu tun“, rät Menzinger. Die Selbstanalyse steht zu Beginn jeder Behandlung. „Ich empfehle meinen Patienten, sich selbst zu beobachten und alles aufzuschreiben, was sie mit Sodbrennen in Verbindung bringen“, sagt der Internist.

Mögliche Ursachen: Süßigkeiten, Alkohol, Rauchen, größere Mahlzeiten, Stress

Tritt das Gefühl nach dem Genuss von Süßigkeiten, Wein oder anderen alkoholischen Getränken auf? Oder aber nach körperlicher Aktivität wie beispielsweise Bergsteigen oder klettern? Bei manchen Menschen findet sich ein Zusammenhang mit Rauchen, bei anderen, wenn sie abends eine größere Mahlzeit essen. Und auch Stress hat einen Einfluss auf die Häufigkeit von Sodbrennen.

Notiert werden sollte alles, was einem auffällt und wichtig erscheint. Zusammen mit dem Arzt lassen sich anhand dieser Informationen geeignete Vermeidungsstrategien entwickeln, ohne dabei zunächst auf Medikamente zurückgreifen zu müssen. Dabei gilt: Je exakter sich die Ursachen eingrenzen lassen, umso größer sind die Erfolgsaussichten. Mitunter bedeutet das, auf Alkohol, Süßigkeiten, fette Speisen oder auch Nikotin soweit wie möglich zu verzichten. Oder abends nur kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen.

Eine deftige Hüttenmahlzeit wie das Tiroler Gröstl gehört für viele zum Berg-Idyll. Doch zu deftige Mahlzeiten können leicht auf den Magen schlagen (Foto: picture-alliance).
Eine deftige Hüttenmahlzeit wie das Tiroler Gröstl gehört für viele zum Berg-Idyll. Doch zu deftige Mahlzeiten können leicht auf den Magen schlagen (Foto: picture-alliance).

Darüber hinaus gibt es weitere Ansatzpunkte. „Bei Übergewichtigen bessern sich die Beschwerden oft, wenn sie abnehmen“, stellt Menzinger fest. Zu viel Fett im Bauch erhöht den Druck auf den Schließmuskel des Magens, die Schwachstelle bei Sodbrennen. Wird dieser Druck durch einen Gewichtsverlust gemindert, bessert sich die Funktionsfähigkeit des Muskels.

Zudem gilt es, die psychischen Begleitumstände im Auge zu haben: Betroffene mit viel Stress profitieren erfahrungsgemäß davon, wenn sie ein Entpannungstraining erlernen, beispielsweise Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga oder autogenes Training. Und wer vor allem nachts von Sodbrennen heimgesucht wird, der sollte mit leicht erhöhtem Oberkörper schlafen. Als ideal gilt eine Neigung von 25 bis 30 Grad. Auch wenn viele dieser Vermeidungsstrategien hilfreich sind, nicht immer lässt sich das Problem zufriedenstellend lösen.

Wenn keine Medikamente helfen, muss eine Magenspiegelung folgen

„Mitunter ist die Einnahme von Medikamenten nötig“, erklärt Menzinger. Rezeptfreie, säurebindende Arzneien (Antazida), sowie H2-Antihistaminika, die den Säuregehalt im Magen mindern, können bei leichteren Beschwerden helfen. Helfen die Mittel nicht, werden sogenannte Protonenpumpenhemmer eingesetzt. Sie sind teilweise ohne Rezept erhältlich und senken die Säureproduktion im Magen.

Internist Menzinger: „Nach vier Wochen sollten die Beschwerden verschwunden sein.“ Ist die Behandlung erfolgreich, wird in Absprache mit dem Arzt die Dosis langsam reduziert. Später reicht es, die Arzneien bei Bedarf einzunehmen. Helfen die hochwirksamen Medikamente jedoch nicht, empfehlen Ärzte eine Magenspiegelung. Bei der Untersuchung lässt sich unter anderem klären, ob die Schleimhaut der Speiseröhre bereits verändert ist und welche weiteren Maßnahmen sinnvoll sind.

Wodurch wird Sodbrennen verstärkt? Wodurch gelindert? (Foto: picture-alliance)
Wodurch wird Sodbrennen verstärkt? Wodurch gelindert? (Foto: picture-alliance)

Facts

  • Vermeidungsstrategien helfen bei leichten Beschwerden.
  • Medikamente neutralisieren die Magensäure oder senken die Säureproduktion.
  • Unbehandeltes, über Jahre bestehendes Sodbrennen kann zu Geschwüren in der Speiseröhre führen und birgt ein gewisses Krebsrisiko.

Text: Dr. Ralph Müller-Gesser/ Beratung: Dr. Uwe Menzinger

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