ALPIN Markt aus ALPIN 02/14

Protektoren: Knautschzone für den Körper

Beim Skifahren ist man oft ganz schön zügig unterwegs. Stürze und Kollisionen sind manchmal unausweichlich. Grund genug, sich vor deren Folgen zu schützen.

Protektoren: Knautschzone für den Körper
Es gibt fast kein Körperteil das man nicht schützen kann.
Es gibt fast kein Körperteil das man nicht schützen kann.

Zunehmend mehr Wintersportler greifen zum Protektor. Rund zehn Prozent der Skifahrer und 30 Prozent der Snowboarder nutzen die "Schutzschilde" bereits.

Der Grund: Zwar nehmen die Verletzungszahlen deutscher Skifahrer seit Jahren kontinuierlich ab. Die Fälle von Kollisionen allerdings nehmen zu. Jede siebte Verletzung ist inzwischen auf einen Zusammenstoß zurückzuführen.

Die Aufgabe eines Protektors ist es, die Energie, die bei einem Auf- oder Anprall auftritt, zu absorbieren. Er schützt also den Körper vor Verletzungen durch Wurzeln, Steine oder andere mehr oder weniger punktuell wirkende Objekte.

Kauf-Tipps:

  • Der Protektor muss möglichst exakt am Körper anliegen, darf nicht verrutschen und muss dennoch bequem zu tragen sein.
  • Nach Passform, nicht nach Aussehen kaufen.
  • Er sollte idealerweise von den Nacken- bis zu den Lendenwirbeln und über die Schulterblätter reichen.
  • Schiebt sich ein Protektor beim Sitzen nach oben, ist er zu lang.
  • Breitere Protektoren schützen auch die Rippenansätze n Bei der Anprobe Arme bewegen, Oberkörper beugen und drehen: Die Bewegungsfreiheit darf nicht oder nur wenig eingeschränkt sein.
  • Auch auf eine gute Belüftung des Protektors achten.

Verletzungen durch axiale Belastungen wie Stauchungen und Verdrehungen der Wirbelsäule können Protektoren dagegen kaum verhindern.

"Brauche ich einen Protektor?", wird sich nun der reine Tourengeher fragen. Und tatsächlich: Ein Test, den mehrere Schweizer Institute, darunter die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, im Hinblick auf den Verletzungsschutz von im Wintersport getragenen Protektoren durchgeführt haben, ergab, dass ein Daypack mit einem Wollpullover die Schutzklassen EN 1621-1 und -2 für Motorradprotektoren ebenfalls erfüllte.

Sportliche Freerider, die nur mit der minimalen Ausrüstung LVS-Gerät, Schaufel, Sonde und Erste-Hilfe-Set unterwegs sind, können mit einem Protektor allerdings durchaus ein Plus an Sicherheit für sich herausholen.

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Hart oder weich

Zur Zeit sind am Markt zwei Bauweisen zu finden: Soft- oder Hartprotektoren. Die Frage, welcher sinnvoller ist, ist eine Frage der Philosophie. Bequem können Vertreter beider Konstruktionsweisen sein.

Und welcher schützt besser? Kommt drauf an. "In der Regel fällt man beim Ski- und Snowboardfahren auf Schnee und die harte, flache Piste, dafür sind Softprotektoren völlig ausreichend", erklärt der Experte für persönliche Schutzausrüstung Frank Wittmann vom TÜV SÜD.

Protektoren: Bei einem Sturz sorgen Sie häufig für einen glimpflicheren Ausgang.
Protektoren: Bei einem Sturz sorgen Sie häufig für einen glimpflicheren Ausgang.

Harte Modelle bieten in der Regel mehr Durchdringungsfestigkeit und Schutz bei harten, spitzen Gegenständen. Softprotektoren bestehen oft aus Materialien, die sich beim Aufprall verhärten. Hartschalenprotektoren dagegen sind aus Kunststoff und oft weniger elastisch.

Wohlgemerkt: Beide Typen haben die gleiche Schlagdämpfung. "Entscheidend ist, was am Körper an Schlagkraft ankommt", erklärt der Experte vom TÜV SÜD. "Der Protektor muss durch Verformungsarbeit die Energie möglichst ,sanft‘ aufnehmen. Wie dies technisch vom Hersteller gelöst wird, ist letztlich nicht relevant."

Die Prinzessin auf der Erbse

In Sachen Tragekomfort scheiden sich die Geister. Softprotektoren, die meist in Westen eingearbeitet sind, sitzen unter der Skibekleidung oft besser als die "harten Kollegen" und fühlen sich beim Kauf im Fachgeschäft bei Raumtemperatur angenehmer an.

Allerdings ist man mit den harten Modellen flexibler, was die Stoffmenge unter dem Protektor angeht. Hüft- und Schultergurte lassen eine variablere Einstellung zu. Besser belüftet sind sie oft auch. Dafür sorgen beispielsweise Unterkonstruktionen mit Waben- oder Kanalstruktur. Das freut sportlichere Fahrer.

Wer es lieber etwas wärmer hat, ist mit der Protektor- Weste mit ihrer höheren Isolation gut bedient. Für den Aufstieg bei der Tour sind am Körper getragene Protektoren jedoch zu warm.

Für Tourengeher eignen sich Touren- Rucksäcke mit Protektoren. Hier ist die Dämpfungsplatte in das Rückenteil integriert. Die schützt nicht nur gegen Stöße von außen, sondern auch gegen den Inhalt des Rucksacks. Wer schon einmal auf seine Thermosflasche gefallen ist, weiß, was gemeint ist.

Tipp: Beim Kauf auf das GS-Zeichen achten, zum Beispiel vom TÜV SÜD. Wer auch seine Hüfte schützen will, kann dies mit einer sogenannten Crash Pant tun, einer Hose mit eingebauten Pads. Sie bietet einen gewissen Schutz vor Oberschenkelhalsbrüchen und Steißbeinverletzungen.