Damit die in Bergsteigerkreisen als "Miss Oh" bekannte Koreanerin ihr Achtausender-Pensum in wahrer Rekordzeit abspulen konnte, wurde von Seiten ihres Teams scheinbar nichts dem Zufall überlassen: kilometerlange Fixseile, Trägerkolonnen, Flaschensauerstoff - um Fragen des Stils mögen sich andere sorgen, für die Asiatin, so scheint es, zählt einzig der Gipfel.
Eine Auffassung, die offenbar auch von ihrer Landsmännin und Achtausender-Rivalin Go Min-Sun geteilt wurde. Ein Beobachter bemerkte etwas lakonisch, dass im koreanischen Lager alles so perfekt vorbereitet sei, dass die Bergsteigerinnen "nicht einmal die Eispickel mitnehmen müssen".
Dass trotz aller generalstabsmäßigen Planung die Besteigung eines Achtausenders ein hochrisikantes Unternehmen bleibt, zeigt jedoch der tragische Tod von Go Min-Sun. Die 41-Jährige verunglückte Mitte Juli beim Abstieg vom Nanga Parbat (8125m) tödlich.
Ohne künstlichen Sauerstoff
Vielleicht ist die Stil-Debatte auch nicht ganz spurlos an Oh Eun-Sun vorüber gegangen. Denn wie "Yonhap News" zu ihrem jüngsten Achtausender-Coup vermeldete, habe Sun die letzte Etappe am Gasherbrum ohne Atemmaske bewältigt - obwohl es ein beschwerlicher Weg durch felsiges, verschneites Terrain gewesen sei.
Eine Feststellung, die bei den europäischen Achtausender-Trio Kaltenbrunner, Pasaban und Meroi, wohl nur für ein kurzes Achselzucken gesorgt hätte.
Last but not least
Als letzte Hürde vor dem Erreichen des ganz großen Zieles stellt sich der Koreanerin mit der Annapurna (8091) ein extrem schwieriger Berg in den Weg. Die Besteigung soll entweder noch diesen Herbst oder aber im kommenden Frühjahr stattfinden.
Man darf davon ausgehen, dass die Vorbereitungen im koreanischen Lager bereits auf hochtouren Laufen. Weiss man doch nur zu gut, dass in den Geschichtsbüchern letztlich nicht nach dem "Wie?" gefragt werden wird. Läuft alles nach Plan, könnte dann im nächsten Jahr der Name Eun-Sun eingetragen werden.
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