Reisewarnungen bald aufgehoben?

Nach dem Erdbeben: Aktueller Bericht aus Nepal

Nepal drängt Regierungen weltweit, die Reisewarnungen für das Land aufzuheben. Manfred Häupl, Hauser Exkursionen, hat sich vor Ort ein Bild von der Lage gemacht und war dabei in dreifacher Mission unterwegs.

Aufbau Durbar Square in Nepal
© Manfred Häupl

„Der persönliche Eindruck ist das Wichtigste“, so lautet das Credo von Manfred Häupl. Er ist Inhaber des auf Wander- und Trekkingreisen spezialisierten Unternehmens Hauser Exkursionen mit Stammsitz in München. Gleichzeitig ist er Vize-Vorstand der Sir Edmund Hillary Stiftung Deutschland und erster Vorsitzender im „forum anders reisen“. Somit war er im Juli in Nepal in dreifacher Mission unterwegs.

Als Touristiker hat er mit den nepalesischen Partnern die Möglichkeiten für die Reisesaison 2015 ausgelotet. In seiner Funktion als Vorstandsmitglied der Hillary-Stiftung ging es darum, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Himalayan Trust das Vorgehen für den Wiederaufbau des Krankenhauses in Paphlu in der Everest-Region zu beraten. Die Koordinierung des neuen Gemeinschaftsprojektes „Neue Energie für Nepal“ war im Zusammenhang mit dem „forum anders reisen“ Thema.

"Neue Energie für Nepal": Alle Partner an einem Tisch.
"Neue Energie für Nepal": Alle Partner an einem Tisch.
© Manfred Häupl

Erste Eindrücke in Nepal

„Auf dem Weg vom Flughafen Kathmandu in die Stadt erscheint alles normal. Das übliche Gehupe und Stop and Go. Die Menschen wuseln in den Straßen, Händler schieben überladene Fahrräder am Straßenrand. Ab und an klafft eine Lücke in den Häuserreihen. Die Spuren des Erdbebens muss man in der Hauptstadt suchen, trotzdem war es eine Zäsur. Nepal ist aufgewacht. Die Lethargie hat sich in Gemeinschaftssinn gewandelt“, berichtet Häupl.

Fast jeder, mit dem er gesprochen hat, hat ihm die eigene Erdbebengeschichte, aber auch eine persönliche Hilfsgeschichte erzählt. Spontan haben die Menschen angepackt, Lebensmittel, Kleidung und Küchengeräte geteilt. Andere haben ihren Garten geöffnet und Platz zum Zelten angeboten. „Selbst die zerstrittenen Politiker scheinen sich zusammenzureißen und verabschieden endlich die seit Jahren überfällige Verfassung.“

Bitter war für ihn der Besuch der Königsstadt Bhaktapur: abgestütze Fassaden, daran gelehnt die aus den Trümmern geborgenen jahrhundertealten kunstvoll geschnitzten Holzfenster, die Straßen voller Schutt, der aus den Innenhöfen geräumt wurde.

Neue Energie für Nepal

Es geht um den Aufbau. Gemeinsam mit dem „forum anders reisen“ und "atmosfair" unterstützt Hauser Exkursionen deshalb das Projekt „Neue Energie für Nepal“. Privathäuser, Schulen, Krankenstationen sowie Lodges werden nicht nur repariert oder neu errichtet, sondern sie werden mit Kleinbiogasanlagen und Solarkochern bis hin zu Photovoltaik- und Wasseraufbereitungssystemen ausgestattet. Ziel ist die kostengünstige und Ressourcen sparende Versorgung mit Strom, Licht, Warmwasser und Kochmöglichkeiten, also die nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen in den zerstörten Bergregionen.

„Neue Energie für Nepal“ soll den Menschen Nepals auch im übertragenen Sinn Energie für den Wiederaufbau geben. Alle CO2-Kompensationszahlungen der beteiligten Veranstalter und deren Reisegäste fließen in das Vorhaben ein. Zudem unterstützt Hauser Exkursionen das Projekt ab 2016 mit 50 Euro pro Nepalbuchung. Begonnen mit dem Auf- und Ausbau wird im Helambu-Langtang-Gebiet. Teams zur Bedarfsermittlung waren in der Region unterwegs. Auf dem künftigen Climate Trail soll eine Kette von komfortablen Trekking-Lodges entstehen, betrieben mit 100 Prozent erneuerbarer Energie.

Spendenübergabe: "Neue Energie für Nepal"
Spendenübergabe: "Neue Energie für Nepal"
© Manfred Häupl

Übergabe von Spendengeldern

Die Freude war groß bei der Übergabe der Spendengelder, die Hauser-Reisegäste namentlich gebunden „ihrem“ Reiseleiter gespendet haben. Außerdem erhielten alle nepalesischen Mitarbeitenden, die durch das das Erdbeben Haus oder Wohnung verloren hatten, aus den frei verfügbaren Spenden (über 400.000 Euro kamen zusammen) ein finanzielles Startpaket für Baumaterial und andere notwendige Dinge.

In die Dörfer der Reiseleiter wurde schon vorher Baumaterial geliefert. Es wird gehämmert und gehobelt. Die Dorfbewohner reparieren ihre Häuser oder bauen sie neu. Allein 300 Menschen aus dem unmittelbaren Mitarbeiterkreis von Hauser haben konkrete Hilfe erhalten. Und mehrere tausend Dorfbewohner profitieren mit. In einem zweiten Schritt wird es darum gehen, den Bedarf an Unterstützung von Schulen und Gemeinschaftseinrichtungen zu ermitteln.

Erste Reisegruppe in Nepal - Herbsttouren garantiert

Anfang August startet die erste Hauser-Reisegruppe nach Nepal zum Trekking in Mustang, Mitte September die nächsten Gruppen in unterschiedliche Regionen Nepals. Alle Teilnehmer sind hoch motiviert und freuen sich auf die Reise.

Auch Manfred Häupl freut sich: „Unsere Partner in Nepal sind sehr glücklich, dass wir die Herbsttouren durchführen. Außer natürlich die in den vom Erdbeben stark betroffenen Regionen Manaslu und Helambu-Langtang.“

Safe Zone am Durbar Square in Kathmandu.
Safe Zone am Durbar Square in Kathmandu.
© Manfred Häupl

Reisewarnungen für Nepal aufheben

2014 haben 800.000 Touristen Nepal besucht, das Land braucht das Geld aus dem Tourismus. Deshalb hat Tourismusminister Kripasur Sherpa im Juli die Regierungen gebeten, die Reisewarnungen für Nepal aufzuheben oder zumindest zu lockern. Er legte dar, dass die meisten Landesteile zu bereisen sind. Nur 15 Prozent Nepals seien vom Erdbeben betroffen gewesen. Seine Befürchtung ist, dass wegen des Erdbebens im April der Tourismus 2015 um 40 Prozent einbrechen wird.

Um das zu verhindern, hat die Regierung von Nepal bereits im Juni die Wiedereröffnung von vielen UNESCO Weltkulturerbe Stätten bekannt gegeben. Seit 23. Juli ist auch die Annapurna-Route wieder offen. Die Strecke wurde von der US-Ingenieurfirma Miyamoto International auf die Sicherheit hin untersucht, als nächstes untersucht sie die Routen im Everest-Gebiet.

Pläne für das Hospital in Paphlu

Beim ersten Beben leicht beschädigt, beim zweiten komplett zerstört - auch das Hillary-Hospital in Paphlu muss neu gebaut werden. Gedacht ist an ein energieeffizientes „green hospital“ in traditioneller Architektur, eingebettet in die Landschaft und mit Dorfcharakter. Ein zentrales Gebäude für Aufnahme, Administration und Ambulanz soll mit kleinen, energieautarken Satellitengebäuden verbunden werden.

„Oberste Priorität für die Hillary-Stiftung Deutschland haben dabei die Qualität der medizinischen Versorgung und die Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, macht Häupl klar.

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