Interview: Alpenüberquerung im Laufschritt

Fotogalerie zum Gore-Tex-Transalpine-Run

Alpenüberquerungen sind für jeden Bergfreund von besonderem Reiz. Egal ob als Wanderer, auf dem Mountainbike oder als Tourengänger. Die Alpen im Laufschritt zu überwinden ist eine relativ neue Idee, findet jedoch immer mehr Anhänger. Der 8. Gore-Tex-Transalpine-Run führte 2012 über 600 Trailrunner auf 320 Kilometern über 15.000 Höhenmeter von Ruhpolding nach Sexten.

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Sieger bei den Herren: Philipp Reiter (Deutschland, hinten) und Iker Karrera (Spanien, vorne).
Sieger bei den Herren: Philipp Reiter (Deutschland, hinten) und Iker Karrera (Spanien, vorne).

Noch nie war das Teilnehmerfeld mit Läufern aus 32 Nationen so international besetzt und noch nie war es so hart als Team die Ziellinie zu überqueren. Umso mehr freuten sich jene 450 Läufer, die nach 8 Tagen das begehrte Finisher-Shirt überstreifen durften.

Die acht Tagesetappen von durchschnittlich 40 Kilometern und 1.900 Höhenmetern forderten von Beginn an alles von den Läufern. Zahllose Gipfel und steinige Trails galt es zu bewältigen, imposante Schluchten und Grate zu passieren, außerdem mahnte das wechselhafte Wetter zur Vorsicht: Erst erforderten Regen, Wind und extrem matschige Pfade speziell bergab eine gute Technik und griffige Schuhe, in der zweiten Wochenhälfte dann sehr niedrige Temperaturen am Start und Sonnenschein tagsüber die Anpassungsfähigkeit der Athleten und ihrer Bekleidung.

Klicken Sie sich durch die Slideshow des 8. Gore-Tex-Transalpine-Run.

Von 300 gestarteten Zweier-Teams, beendeten schließlich 175 Paare das Rennen gemeinsam, 82 Läufer mussten sich nach dem Ausscheiden ihres Teampartners als Individual-Finisher feiern lassen. Mit sieben Etappensiegen in Folge und zwei Streckenrekorden bildeten Philipp Reiter (GER) und Iker Karrera (ESP) das stärkste Zweiergespann. Das Team "Salomon International" sicherte sich nach insgesamt 31:53 Stunden den Gesamtsieg.

Nicht ohne: Höhenprofil der 6. Etappe.
Nicht ohne: Höhenprofil der 6. Etappe.

Die meisten Finisher kamen aus Deutschland, gefolgt von Spanien. Aber auch Läufer aus Israel, Australien, Japan oder Brasilien gehörten zu den glücklichen Alpencrossern.

Im kommenden Jahr führt die Strecke auf der Westroute von Oberstdorf nach Latsch. Die Startplätze sind auf 250 Teams beschränkt, die Anmeldung ist ab Dezember auf www.transalpine-run.com möglich.

Bild- und Textquelle: PLAN B event company GmbH

Andreas Ambach hat in diesem Jahr erstmals am Transalpine-Run teilgenommen. Wir haben uns mit dem 38-jährigen Nürnberger unterhalten.

Am Ende der ersten Etappe: Andreas Ambach in St. Johann in Tirol.
Am Ende der ersten Etappe: Andreas Ambach in St. Johann in Tirol.

alpin.de: Bei Dir hat es leider nicht ganz gereicht. Warum hat es nicht geklappt, Dir in Sexten das begehrte Finisher-Shirt überzustreifen?

Andreas Ambach: Ich musste leider nach der fünften Etappe wegen einer Sehnenverletzung aussteigen. Dennoch war es das faszinierendste und beste Erlebnis meines bisherigen Sportlerdaseins: Perfekt organisiert von Plan B, grandiose Landschaften, wirklich freundschaftliche und familiäre Atmosphäre unter den Teilnehmern.

alpin.de: Wie hast Du Dich vorbereitet?

Andreas Ambach: Ich habe eigentlich gar nicht so viel gemacht, hatte keinen speziellen Trainingsplan und habe auch bis auf den Lichtenstein Alpin Marathon keine Vorbereitungswettkämpfe absolviert. Vielleicht war das ein Fehler. Vor allem habe ich versäumt, über das eigentliche Lauftrainig hinaus, Muskelaufbau und Stretching einzubauen. Das werde ich nächstes Jahr ändern.

Noch guten Mutes: Andreas Ambach vor der vierten Etappe.
Noch guten Mutes: Andreas Ambach vor der vierten Etappe.

alpin.de: War der Lauf so hart, wie Du ihn erwartet hattest?

Andreas Ambach: Klar sind es viele Kilometer und viele Höhenmeter, die es zu absolvieren gilt. Die steilen Aufstiege sind für alle außer den absoluten Spitzen-Atlethen nicht laufbar. Das ist dann eher Speed-Wandern, man geht so schnell man kann. Auf der anderen Seite sind die Zeitlimits, also die Höchstdauer, in der man die Zwischen-Checkpoints und das Ziel erreichen muss, moderat. Man kann sich unterwegs Zeit lassen, sich mit anderen unterhalten und das Laufen und die Landschaft genießen.

alpin.de: Wie ist das Verhältnis zu den anderen Teilnehmern?

Andreas Ambach: Das ist eine der schönsten Erfahrungen wärend des Rennens. Man ist eine ganz große Familie, sieht sich jeden abend während der Pasta-Partys, läuft und leidet gemeinsam, unterhält sich, feuert sich gegenseitig an. Man kommt sich sehr viel schneller näher, als das unter 'normalen' Umständen sein könnte.

Um vier Uhr morgens denkst Du Dir: "Nicht schon wieder"

alpin.de: Der Lauf führt zum Teil durch alpines fast hochalpines Gelände, höchster Punkt ist die 2667 Meter hohe Birnlücke. Fürchtet man unterwegs um seine Sicherheit?

Andreas Ambach: Nein, absolut nicht. Normalerweise läuft man im Zweier-Team, das heißt, man hat immer seinen Partner um sich herum. Und selbst wenn der Partner aussteigen muss, sind immer andere Läufer kurz vor oder hinter einem. Zudem gibt es die Checkpoints zwischendurch und über die Strecke verteilt sind Rettungskräfte im Einsatz. Zur Pflichtausrüstung, die mitzuführen ist, gehört außerdem Regenbekleidung, Handschuhe und Mütze, warme Kleidung, Erste-Hilfe-Set, Rettungsdecke, Pfeife sowie ein Handy mit eingespeicherter Rescue-Nummer. Ich hatte nie das Gefühl, das etwas passieren kann.

Das will Andreas Ambach 2013: Finishen!
Das will Andreas Ambach 2013: Finishen!

alpin.de: Von wirklichen Unfällen oder Verletzungen mal abgesehen: Wie schmerzhaft ist der Lauf?

Andreas Ambach: Fast jeden Tag einen Marathon mit bis zu 2.300 Metern im Auf- und fast 2.500 Höhenmeter im Abstieg ist schon eine Riesenbelastung. Es gibt wohl niemanden, der ohne Schmerzen den Transalpine finisht. Das gehört einfach dazu. Jeden morgen um vier beim Aufstehen, spürst Du Deine diversen Blessuren, Belastungssschmerzen, Blasen und denkst Dir: 'Das darf nicht wahr sein, nicht heute schon wieder so einen krassen Lauf.' Und dann triffst Du die anderen, denen es genauso geht, motivierst Dich gegenseitig, hörst am Start im Pulk mit den anderen 'Highway to Hell' von AC/DC und freust Dich, dass es endlich wieder losgeht.

alpin.de: Also trotz aller Schmerzen und Deines verletzungsbedingten Ausstiegs willst Du 2013 wieder dabei sein?

Andreas Ambach: Auf jeden Fall. Und dann wird gefinished!