Diskussion um Kletterethik

Pit Schubert: "Klassiker nicht zu verändern ist Nonsens"

Pit Schubert ist Bergsteigern seit Jahrzehnten ein Begriff. Der Gründer des Sicherheitskreises des DAV hat sich unter anderem als Autor der Reihe "Sicherheit in Fels und Eis" großes Renomme verschafft. Klar, dass Schubert auch die Diskussion um Kletterethik, die Auseinandersetzung zwischen Plaisir-Kletterern und Traditionalisten interessiert mitverfolgt. Klar, dass der "Sicherheitspapst" hierzu eine dezidierte Meinung hat...

Pit Schubert: "Klassiker nicht zu verändern ist Nonsens"
Gründer des Sicherheitskreises des DAV: Pit Schubert.
Gründer des Sicherheitskreises des DAV: Pit Schubert.

Routen sanieren? - Man wird über kurz oder lang gar nicht drum herumkommen, weil die Zahl derer, die in Abenteuerrouten mit rostigen Uralthaken Kopf und Kragen riskieren wollen, ständig sinkt. Die klassischen Routen, die in der überwiegenden Mehrzahl inzwischen das ganze Jahr über menschenleer bleiben, sind ein deutliches Zeichen.

Ein eben solches Zeichen sind die vielen Neutouren, die Jahr für Jahr gleich eingebohrt und nachweislich auch angenommen (!) werden.

Das Argument, die Klassiker nicht zu verändern, ist Nonsens. Sie sind schon längst verändert. Manche Haken der Erstbegeher fehlen inzwischen, andere sind hinzugekommen, und die von den Erstbegehern stammenden halten längst nicht mehr das, was sie einmal hielten. Wenn man die Klassiker nicht sanieren will, dann wäre es besser, sie wenigstens vom Schrott zu befreien. Dann wüsste auch jeder, worauf er sich einlässt.

Klassiker sparsamst sanieren

Wenn man Klassiker saniert, muss dies ja nicht unbedingt im Plaisirstil erfolgen. Man kann sparsamer sanieren, als der vorhandene Schrott in seiner Hakenanzahl dazu animiert. Waren früher an schwierigen Stellen, an Überhängen und wo auch immer, zwei oder drei Normalhaken notwendig, weil man einem einzigen nicht trauen konnte, reicht heute ein (!) Bohrhaken (weil er sicher ist).

Es gibt inzwischen sparsamst sanierte Klassiker, in denen man - wenn man dies wollte - in nahezu jeder Seillänge noch zu Tode stürzen kann. Nur die Haken, auf die man trifft, die halten jeden Sturz. Den Rest kann man ja mit mobilen Sicherungsmitteln absichern, wenn einem der Sinn danach steht.

Mein Credo: Klassiker sparsamst sanieren, keine alten Normalhaken belassen. Und bei Neutouren auch etwas weniger Haken setzen als meist üblich - ausgenommen Plaisirrouten, wenn es solche sein sollen.

Pit Schubert

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