Begraben unter einer bis zu 50 Meter dicken Eisschicht

Die Toten am Mont Blanc bleiben vorerst im Eis

In der Nacht zum Sonntag wurden am Mont Blanc du Tacul mehrere Bergsteiger von einer Lawinen verschüttet. Acht kamen ums Leben, ihre Leichen konnten bislang geortet aber noch nicht geborgen werden. Unter den Opfern befinden sich vier Deutsche, über deren Identität inzwischen mehr bekannt wurde.

Die Toten am Mont Blanc bleiben vorerst im Eis
Rettungskräfte im Einsatz. Bild dpa.
Rettungskräfte im Einsatz. Bild dpa.

Zu den Opfern gehören mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Tobias B. (28) und Ilka W. (31) aus dem Landkreis Lindau. Tobias Burkart war seit 2006 bei "Vaude" für den Bereich Sponsoring, Events und Kooperationen verantwortlich. Seine Lebenspartnerin Ilka W. war bei einer Firma in Immenstadt tätig, die Abenteuer-Events in der freien Natur anbietet.

Auch Dr. Oliver F. wird nie wieder an seinen Arbeitsplatz an einer Privatklinik in Ravensburg zurückkehren, wo der 43-jährige Mediziner unter anderem auch Beratung und Vorsorgeuntersuchungen für Bergsteiger im Hochgebirge anbot.

Über den vierten toten Deutschen weiß man bislang nur, dass es sich wohl um einen 39-jährigen Mann aus Nonnenhorn (alle Landkreis Lindau) handelt.

Zur zweiten verunglückten Seilschaft gehörten vermutlich ein 32 Jahre alter Schweizer Bergführer und ein Schweizer Paar im Alter von 28 und 34 Jahren. Weitere Bergsteiger wurden leicht verletzt, darunter fünf Franzosen und drei Italiener.

In der Nacht zum Sonntag hatte sich gegen 03:00 Uhr am Mont Blanc du Tacul in rund 3600 Metern Höhe ein Eisblock gelöst. Beim Hinunterrutschen entwickelte sich daraus eine rund 200 Meter lange Lawine , die mehrere Bergsteiger unter sich begrub.

Zwar konnten sieben der acht Toten durch die Signale aus ihren LVS-Geräten inzwischen geortet werden, eine Bergung ist derzeit aber nicht möglich.

Ein Sprecher der französichen Rettungskräfte sagte: "Alle sind unter einer 20 bis 50 Meter dicken Eis- und Schneeschicht begraben. Es kann Wochen oder Monate dauern, bis wir sie entdecken. Vielleicht werden die Eismassen sie aber nie mehr freigeben."

Kammerlander: "Zu hundert Prozent Pech"

In einem Gespräch mit dem NDR sagte Hans Kammerlander , den Bergsteigern könne kein Vorwurf gemacht werden. "Das ist unvorhergesehen, was da passiert ist." Der Unfall sei "zu hundert Prozent als Pech" zu bezeichnen.

Ähnlich äußerte sich Stefan Winter , Bergführer beim Deutschen Alpenverein: "Dass genau in dem Moment, in dem sie die Seracs querten, ein Eisschlag entsteht, war für sie nicht vorhersehbar. Wir bedauern diesen Unfall sehr, und hoffen, dass damit die Serie der großen Unfälle in diesem Jahr ein Ende gefunden hat."

Zahl tödlicher Unfälle unter DAV-Mitgliedern hat abgenommen

Durch die Serie spektakulärer Bergunfälle der vergangenen Wochen ( Extrem-Berglauf auf die Zugspitze , Unterkirchers tödlicher Spaltensturz am Nanga Parbat , Tragödie am K2 ) könnte derzeit der Eindruck entstehen, die Zahl der Unglücksfälle würde deutlich zunehmen.

Dem widersprach Stefan Winter: "Die gute Nachricht ist, dass die Zahl der tödlichen Unfälle unter DAV-Mitgliedern in den letzten zehn Jahren deutlich abgenommen hat. 2007 starben 34 Menschen beim Ausüben ihres Sports. 1997 waren es noch 88." Auch Andrea Händel, Pressesprecherin des DAV, sprach in Bezug auf die Anzahl schwerer Bergunfälle von einem "durchschnittlichen Sommer."

Blick auf die Nord-Seite des Mont Blanc du Tacul (li.). In der Bildmitte der Mont Maudit und rechts der Mont Blanc.
Blick auf die Nord-Seite des Mont Blanc du Tacul (li.). In der Bildmitte der Mont Maudit und rechts der Mont Blanc.

Die Zahl der tödlichen Bergunfälle in Österreich nimmt zu

Dem österreichichem Kuratorium für alpine Sicherheit zu Folge hat die Zahl der tödlichen Bergunfälle in Österreich dagegen zugenommen. So haben in den österreichischen Alpen im vergangenen Jahr 329 Menschen ihr Leben verloren. In diesem Jahr gab es schon 237 tödliche Unfälle. Fast die Hälfte der Opfer starb bei Bergwanderungen. Nur etwa fünf Prozent wurden beim Bergsteigen oder bei Skitouren getötet. Den Angaben zufolge sind Herzkreislaufprobleme bei den Todesfällen die Hauptursache. Rund zwei Drittel der Opfer waren Österreicher, ein Drittel kam aus Deutschland.

Der Mont Blanc du Tacul (4248 m) ist ein dem Mont Blanc (4810 m) vorgelagerter Gipfel. Er wird entweder als eigenständiges Ziel bestiegen oder im Rahmen einer Überschreitung zum Mont Blanc gequert. Die Normalroute führt durch einen 30 bis 40 Grad steilen Gletscherhang, in den einige Seracs und Querspalten eingelagert sind. Die Route ist sehr bekannt, vielbegangen und durch die Nähe zur Seilbahn auf die Aiguille du Midi und zur Cosmiques-Hütte gut erreichbar.

Eine Reportage einer Tour auf den Mont Blanc du Tacul aus der Rubrik Tourenbuch finden Sie hier.

In dieser Rubrik finden Sie auch eine ausführliche Reportage einer Tour auf den Mont Blanc .

Quellen: Pressemeldung des DAV, dpa