Unglück am Nanga Parbat

Rettungsaktion für Nones und Kehrer

Drei Tage nach einem Unglück am Nanga Parbat ist am heutigen Freitag, 18. Juli 2008, eine Rettungsoperation für die beiden festsitzenden Südtiroler Bergsteiger angelaufen. Eurocopter-Hubschrauber vom Typ „Ecureuil“ flogen vom pakistanischen Luftwaffenstützpunkt Rawalpindi bei Islamabad aus nach Fairy Meadows, rund eine Stunde Fußmarsch vom Basislager am Nanga Parbat im Himalaya entfernt.

Rettungsaktion für Nones und Kehrer
Am Nanga Parbat im Rettungseinsatz: Silvio Mondinelli.
Am Nanga Parbat im Rettungseinsatz: Silvio Mondinelli.

Ein Sprecher des pakistanischen Tour-Anbieters Hushe Treks and Tours, Rashid Ahmad, sagte, die zwei Helikopter hätten die italienischen Bergsteiger Silvio Mondinelli und Maurizio Gallo an Bord. Sie würden bei der Rettungsoperation von pakistanischen Soldaten unterstützt.

Ahmad sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa, für den dritten Bergsteiger - den Südtiroler Karl Unterkircher, der am Dienstag in eine Bergspalte gestürzt war - bestehe keine Hoffnung mehr. „Nach unseren Informationen ist Karl Unterkircher tot, aber die anderen beiden Bergsteiger sind noch am Leben.“ Die Überlebenden - Simon Kehrer und Walter Nones - säßen auf 7000 Metern Höhe fest. Sie könnten nicht alleine ins Basislager zurückkehren, „weil Regen und Sturm viele Felsspalten weit geöffnet haben“. Ahmad warnte: „Die Zeit für die festsitzenden Bergsteiger läuft aus.“ Sie könnten vermutlich nur noch zwei oder drei Tage ohne fremde Hilfe überleben.

In der Nacht zu Freitag habe es geregnet, das Wetter habe sich am Tag aber etwas gebessert, sagte Ahmad. „Wenn es aufklart, werden wir die Rettungsoperation sofort beginnen. Ansonsten werden wir warten müssen.“ Man wolle versuchen, die Südtiroler mit Hubschraubern zu retten, das werde wegen der großen Höhe aber schwierig werden. Die bei solchen Operationen eingesetzten Helikopter vom Typ „Ecureuil“ oder „Lama“ flögen normalerweise nicht höher als 4500 Meter. Sollte eine Luftrettung nicht gelingen, müssten die Helfer zu den Festsitzenden aufsteigen, sagte Ahmad.

Auch italienische Experten hielten es für unwahrscheinlich, dass Helikopter Nones und Kehrer an Bord nehmen könnten. Eine Landung in der Höhe sei äußerst schwierig, zitierte die Zeitung „La Repubblica“ am Freitag den Alpinisten Agostino Da Polenza, der die Rettungsaktion von Italien aus koordiniert. Möglicherweise sollten von dem Hubschrauber Lebensmittel und andere Dinge abgeworfen werden, die zum Überleben der Alpinisten beitragen können. Erst wenn Nones und Kehrer den Nanga Parbat wieder ein Stück hinuntergestiegen seien, könnten Helikopter sie eventuell an Bord nehmen, hieß es weiter.

Freunde der Bergsteiger hatten von Italien aus vergeblich versucht, andere Alpinisten in der Gegend zu kontaktieren, um sie zu bitten, den beiden Südtirolern zu helfen. Die Saison für den Nanga Parbat sei fast zu Ende und die meisten Bergsteiger schon auf dem Rückweg.

Unterkircher im Basislager am Nanga Parbat. Foto: dpa
Unterkircher im Basislager am Nanga Parbat. Foto: dpa

Unterkirchers Ehefrau Silke Unterkircher nahm Nones und Kehrer im Zusammenhang mit dem Tod ihres Mannes in Schutz. Dem Fernsehsender Sky sagte sie: „Sie haben sicher alles getan, um ihn zu retten.“ Die von Unterkircher geleitete Gruppe hatte sich auf den Weg gemacht, den Nanga Parbat über die Rakhiot-Eiswand zu erklimmen. Der 37-Jährige, der in Wolkenstein Gröden in den Dolomiten lebte, hinterlässt seine Frau und drei Kinder.

Der Nanga Parbat, der auch als "König der Berge" und "Schicksalberg" bekannt ist, ist mit 8125 Metern Höhe der neunthöchste Gipfel der Erde. Unter Alpinisten gilt er als einer der anspruchsvollsten Achttausender und als einer der am schwierigsten zu besteigenden Berge überhaupt. Selbst auf der konventionellen, "einfachen" Normalroute (Kinshofer-Route) sind extrem lawinen- und steinschlaggefährdete Steilhänge zu durchqueren. Die Expedition um Karl Unterkircher hatte sich die bisher nie gestiegene Route durch die Rakhiot-Wand vorgenommen. Diese "verwunschene, zerklüftete Eiswand" wie Unterkirchner sie in seinem letzten Tagebucheintrag nannte, ist von extrem vielen Gletscherspalten durchzogen. Am vergangenen Dienstag war eine davon dem Südtiroler zum Verhängnis geworden.

Quelle: dpa, eigener Bericht