Geplante Winterüberschreitung im Karakorum gescheitert

Nach Sturz: Moro und Lunger beenden Gasherbrum-Expedition

Extrembergsteiger ziehen sich bei Sturz in Gletscherspalte Verletzungen zu.

Nach Sturz: Moro und Lunger beenden Gasherbrum-Expedition
© facebook.com/tamaralunger

Die Doppel-Überschreitung der beiden Achttausender Gasherbrum I (8080 m), auch Hidden Peak genannt, und Gasherbrum II ( 8034 m) im Alpinstil war bisher nur dem kongenialen Duo Messner-Kammerlander gelungen. 35 Jahre nach dieser historischen Traverse wollten Tamara Lunger und Simone Moro das Künststück der beiden Südtiroler wiederholen - aber im Winter unter verschärften Bedingungen. 

Ein Spaltensturz am Gasherbrum I beendete nun die Ambitionen der beiden Italiener vorzeitig. Moro und Lunger waren am vergangenen Samstag gerade auf dem Weg ins Camp I, um dort die Nacht zu verbringen. Kurz vor Erreichen ihres Zieles stürzte Moro beim Überqueren einer Gletscherspalte rund 20 Meter kopfüber in die Tiefe. 

Durch die Heftigkeit des Sturzes wurde Lunger, die das Hindernis bereits überquert hatte, an den Rand der Spalte geschleudert. Nach einiger Zeit gelang es Moro, eine Eisschraube zu setzen - und dadurch vermutlich sein Leben wie auch das seiner Expeditionspartnerin zu retten.

"Diese Eisschraube hielt mich davon ab, weiter abzurutschen und - höchstwahrscheinlich - Tamara mit in die Spalte zu ziehen", schildert Moro auf seiner Facebook-Seite.

Nach über zwei Stunden gelang es Moro schließlich, sich aus dem stockfinsteren und nur 50 cm breiten Loch zu befreien. Der 52-Jährige zog sich bei dem Sturz zahlreiche Prellungen zu, bei Tamara Lunger wurde die Hand schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die 33-Jährige schrieb dazu auf Facebook:

"Wir haben beide alles getan, um Simone aus dem 20m tiefen Loch herauszubekommen. Wir sind jetzt sicher, aber meine Hand hat schwer darunter gelitten, ich hatte die 90kg von Simone mit Rucksack 2min lang auf meinem Daumen (ich dachte ich müsse mich zwischen dem Verlieren meiner Hand oder dem Tod entscheiden). Ich habe geschrieen wie jemand der gerade umgebracht wird, es war mir klar, was gerade im Gange war. Die ganze Arbeit musste mit einer Hand gemacht werden, zwischen Tränen und Vertrauen."

Nachdem sie sich wieder gesammelt hatten, stiegen Lunger und Moro zum Basislager ab. Nach einem umfassenden medizinischen Check in Skardu entschieden sich die beiden Extrembergsteiger schließlich dazu, die Expedition nicht nur kurz zu unterbrechen, sondern endgültig zu beenden.

4 Kommentare

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Raphael Wellig

Hallo Tamara und Simone

Ich wünsche Euch gute und rasche Besserung. Das kommt wieder gut.
Ihr ward der Expedition gewachsen, und hattet grosses Pech.

Dank Eurer unglaublichen grossen Erfahrung und Wissen, hättet ihr die Ueberschreitung von G 1 und G 2 geschafft. Ich glaube an Euch.

Ich wünsche Euch schöne Expeditionen.
Mit alpinen Grüssen
Raphael Wellig aus der Schweiz.

Wilhelm Martini auf Facebook

Die 2 Profis werden genau das richtige getan haben.Ist im übrigen auf jedem Berg so.Groß oder klein.

Colala Olala auf Facebook

Warum müssen Menschen immer wieder so dermasen extreme Dinge tun, warum eine Überschreitung im Winter!! Warum immer diese Sucht und Ehrgeiz nach noch mehr der Beste Grösste sein. Es ist doch logisch das solche Dinge an der einen oder anderen Stelle....passieren....müssen. Die Menschen scheinen mir verlernt zu haben bescheiden unbekannt in der absoluten Stille schweigend die Natur wirklich zu HÖREN ....viele verstehen wahrscheinlich nicht einmal was ich meine.......

Höfner Paul

Vernünftige Entscheidung. Alles Gute den Beiden!