Kunst auf der Zugspitze

Die fabelhafte Welt der Ameli Neureuther

Auf die Spitze getrieben: Am 01. Juli eröffnete das neue Gipfelrestaurant "Panorama 2962". Auf Deutschlands höchstem Berg treffen hier Bau-, Koch- und Malkunst aufeinander.

Die fabelhafte Welt der Ameli Neureuther
© Franziska Horn

Fast geräuschlos schnurrt die rundum verglaste Gondel vom karibisch schillernden Eibsee hinauf in Gletscherregionen. Rund zehn Minuten braucht sie für die rund 2000 Höhenmeter bis zur Zugspitze, Deutschlands höchsten Punkt. Eine Spitzenleistung, buchstäblich. 

Das neu konstruierte, weit auskragende Gipfelrestaurant zeugt von Baukunst – und vom Mut der Architekten vom Saalfeldener Büro Hasenauer.

<p>Baukunst, doch der eigentliche Star ist die Natur: Panoramablick aus dem neuen Zugspitz-Gipfelrestaurant.</p>

Baukunst, doch der eigentliche Star ist die Natur: Panoramablick aus dem neuen Zugspitz-Gipfelrestaurant.

© Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG, Matthias Fend

"Panorama 2962" heißt die fünfteilige Gipfelgastronomie. Am 01. Juli offiziell eröffnet, bietet sie innen 450 Plätze, 850 auf der Terrasse. Auf den Teller kommt ausgewogene Vier-Länder-Küche plus regionale Spezialitäten. Kochkunst also. 

<p>Tradition trifft Moderne: Innenansicht des neuen Zugspitz-Gipfelrestaurants.</p>

Tradition trifft Moderne: Innenansicht des neuen Zugspitz-Gipfelrestaurants.

© Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG, Matthias Fend

Der eigentliche Star aber ist die Natur, auf die schaut man durch bodentiefe Fenster, umgeben von Lodenpolstern und von massiver Eiche. Gestalterisch beraten hat Franz Grasegger das Projekt. Sein heimisches Garmischer Trachtengeschäft ist eine Institution für gelebte Traditionen. Drum zieht sich hier viel Authentisches als Leitmotiv durchs Objekt – statt volkstümelnder Folklore oder Jodelkitsch.

In einer Ecke des Restaurants finden Bohnenfans die rot gekachelte Dallmayr Kaffeebar. Davor gstand'ne Holztische, über ihnen als Highlight ein farbig leuchtendes vierteiliges Wandbild. 

<p>Vor einem ihrer Werke: Ameli Neureuther (li.) mit ALPIN-Autorin Franziska Horn.</p>

Vor einem ihrer Werke: Ameli Neureuther (li.) mit ALPIN-Autorin Franziska Horn.

Gemalt hat es Ameli Neureuther, Designerin und Illustratorin, auf einem iPad und mit einer App namens Sketchbook. Die studierte Modedesignerin entwarf zuvor für erste Adressen wie Marc Jacobs in New York oder für Wolfgang Joop in Berlin. Heute lebt Ameli wieder in der Heimat, mit Söhnchen Oskar und nah bei den Eltern, bekannt als Gold-Rosi und Skirenn-As Christian Neureuther.

Amelis farbiger Bildkosmos porträtiert Klein-Oskar, ihren Vater Christian, rasante Skifahrer und dazu das bekannte Zugspitz-Inventar aus Gipfelkreuz, Zahnradbahn, Speed-Gondel, Kircherl und Höhensonne.

Analoge Wahrzeichen also, mit markantem Strich gezeichnet, digital übersetzt und farbenfroh an die Wand gebannt. "Ich habe mich dabei von alten Plakaten inspirieren lassen und vom Retro-Stil", sagt die Künstlerin bei der Eröffnung. 

Und setzt damit eine ambitionierte Tradition fort, die schon früher begann: Von 1995 bis 2002 holte Peter Hirt, ehemaliger Vorstand der Zugspitzbahn, internationale Künstler wie Rosemarie Trockel, Tony Cragg oder Richard Long in das Museum Kunsthalle Zugspitzgipfel.

Mehr zum Thema "Berge, Kunst, Kommerz" lest Ihr in Franziska Horns achtseitiger Reportage zu Kunstprojekten im Alpenraum in ALPIN 09/2018 (ab 11. August am Kiosk).

Text von Franziska Horn

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