Ralf Dujmovits im Interview

"Es ist ein Stück weit eine Erstbesteigung"

Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger wird fünf Wochen in einer Hypoxiekammer verbringen.

"Es ist ein Stück weit eine Erstbesteigung"

Ralf Dujmovits hat als erster und bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender der Erde bestiegen, und im Laufe seiner langen Bergsteigerkarriere so manches erlebt. Doch einen Siebetausender zu besteigen, ohne dabei einen einzigen Höhenmeter zurückzulegen, das ist auch für den 56-Jährigen völlig neu.

Möglich macht dies eine Pilotstudie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) an der Dujmovits mit seiner Lebensgefährtin, der kanadischen Alpinistin Nancy Hansen, gerade teilnimmt. Am vergangenen Dienstag haben die zwei Höhenbergsteiger eine rund 110 Quadratmeter große Hypoxiekammer bezogen. Fünf Wochen werden die beiden Probanden hier Tag und Nacht verbringen und Unmengen Tests absolvieren...und über sich ergehen lassen.

Das Besondere: Nach und nach wird der Sauerstoffgehalt in den Räumlichkeiten immer weiter abgesenkt, so dass Dujmovits und Hansen am Ende des Experiments mehrere Tage in einer simulierten Höhe von 7000 Metern verbringen werden.

Stefan Nestler von Abenteuer Sport hat sich mit Ralf Dujmovits über diese ungewöhnliche Herausforderung unterhalten.

Ralf, ihr könnt nicht raus, ihr habt kein Tageslicht, und euch wird quasi der Sauerstoff abgedreht. Das klingt nicht gerade nach Ferienwohnung.

Nein, es ist keine Ferienwohnung. Aber wir haben uns ja über einen langen Zeitraum darauf eingestellt. Wir haben es so angenommen. Wir haben uns fast ein Dreivierteljahr mental darauf vorbereitet. Jetzt sind wir hier und fühlen uns auch eigentlich ganz wohl.

Wie fühlt sich die Aussicht an, wochenlang gewissermaßen eingesperrt zu sein und nicht an die frische Luft zu können? Das muss doch für einen Bergsteiger fast wie Folter sein.

Gar nicht mal so. Ich habe das große Privileg, dass ich sehr viel draußen sein durfte. Ich sehe kein großes Problem darin, dass ich jetzt mal fünf Wochen drinnen bin. Wir wurden darauf schon oft angesprochen. Aber weder Nancy, noch ich haben große Sorgen, dass wir nicht damit umgehen können. Wir beiden können uns sehr auf etwas fokussieren. Wir haben uns darauf eingelassen und nehmen es so an, wie es ist.

Wie habt ihr euch auf dieses Experiment vorbereitet? Habt ihr noch einmal so viel Frischluft und Natur wie möglich getankt?

Wir waren noch einmal eine Woche lang im Wallis. Wir haben zum Schluss zwei Nächte auf der Gnifetti-Hütte auf 3700 Metern verbracht und anschließend eine Nacht im Winterraum der Capanna Margherita auf der Signalkuppe auf 4550 Metern. Wir haben quasi Natur pur für uns gehabt. Auf der Capanna Margherita waren wir 24 Stunden lang völlig für uns alleine. Wir standen schon um halb sechs auf, um den tollen Sonnenaufgang zu genießen. Anschließend fuhren wir bei schönstem Pulverschnee mit Skiern zur Monte-Rosa-Hütte ab. Wir haben wirklich noch einmal aufgetankt, es uns dort gut gehen lassen und uns damit natürlich auch schon ein Stück weit vorakklimatisiert.

Was motiviert euch denn überhaupt, an dieser Studie teilzunehmen?

Nancy hatte in ihrem familiären Umfeld einige Fälle von Herzinfarkten, die entweder tödlich ausgingen oder nach denen sich die Angehörigen nur sehr schwer erholen konnten. Daher ist für sie die Motivation wirklich, im Bereich der Forschung etwas vorwärts bringen zu können. Ähnlich ist es auch bei mir. Das Interesse an der Medizin war immer da und wird auch weiterhin bleiben. Jetzt dabei sein zu können, wie sich unter Umständen eine neue Behandlungstechnik für Herzinfarktpatienten entwickelt, ist doch eine klasse Geschichte.

Vielleicht trägt ja auch zu eurer Motivation zusätzlich bei, dass dieser "Siebentausender", den ihr jetzt besteigt, noch unbestiegen ist.

Natürlich ist es ein Stück weit eine Erstbesteigung. (lacht) Aber es ist gar nicht so diese Erstlingstat, die uns motiviert, sondern vielmehr die Unterstützung, in der Herzinfarkt-Forschung ein Stück weiter zu kommen.

Das komplette Interview mit Ralf findet Ihr hier. Darin erfahrt Ihr, wie es sich anfühlt, Tag und Nacht in der Hypoxiekammer zu verbringen, was Ralf in den kommenden Wochen über sich selbst lernen wird und ob er befürchtet, als körperliches Wrack das Experiment zu beenden.

0 Kommentare

Kommentar schreiben