Manaslu-Expedition abgebrochen

Moro & Lunger: Nichts ging mehr!

Das hatten sich Simone Moro und Tamara Lunger sicher anders vorgestellt: Statt wie geplant die erste Wintertraverse vom 7992 Meter hohen Ost- zum Hauptgipfel (8163m) des Manaslu in Angriff nehmen zu können, hieß es für die beiden italenischen Profi-Bergsteiger in den vergangenen Tagen nur Schaufeln, Schaufeln, Schaufeln...

Moro & Lunger: Nichts ging mehr!
© simonemoro.com

Starke Schneefälle und dichter Nebel hielten Lunger und Moro seit dem 26. Februar im Basislager fest; an eine Fortsetzung der Expedition war nicht mehr zu denken."I have been on 13 winter mountaineering expeditions and thinking back on all those experiences, with or without summiting, I can't remember ever seeing anything of the sort", so Simone Moro auf seiner Homepage. Die Situation im Base Camp sei "nicht mehr lustig", so Tanja Lunger am 03. März in ihrem Expeditionsblog. Nach dem Abgang einer Lawine in unmittelbarer Nähe des Basislagers waren bei allen Beteiligten die letzte Zweifel über einen Abbruch der Expedition schlagartig beseitigt.

"Das krasse ist, wir kommen nur mit dem Heli weg, zu Fuß wäre wirklich Selbstmord, denn der Weg runter ins Tal nach Sama ist sehr steil", so Lunger in ihrem letzten Blogeintrag vom Dienstag. Am Mittwochvormittag war es dem Piloten Steven Bruce Bokan gelungen, mit seinem Helikopter im Base Camp zu landen. Eine Verschlechterung der Wetterbedingungen verhinderte jedoch zunächst das Ausfliegen der Expeditions-Crew. Im Laufe des Nachmittags konnte schließlich ein Wetterfenster zur sicheren "Flucht" nach Samagaon genutzt werden.

Die große Traverse

Bis auf dem K2 und dem Nanga Parbat, an dem Simone Moro zuletzt 2013 mit David Göttler gescheitert war, sind alle Achttausender bereits im Winter bestiegen worden. Am Manaslu war dies 1984 den beiden Polen Maciej Berbeka und Ryszard Gajewski gelungen. Keine zwei Jahre war es wiederum eine polnische Expedition, die am achthöchsten Berg der Erde für den nächsten Paukenschlag sorgte: Jerzy Kukuczka und Artur Hajzer gelang mit ihrer Route erstmals die Verbindung von Ost- und Hauptgipfel. Eine Wiederholung dieser spektakulären Doppelbesteigung, noch dazu im Winter, steht noch aus.

Der Mentor mit seiner "Schülerin": Simone Moro und Tamara Lunger im Manaslu-Basislager.
Der Mentor mit seiner "Schülerin": Simone Moro und Tamara Lunger im Manaslu-Basislager.
© www.facebook.com/tamaralunger

Winterspezialist Moro hätte dies nur zu gerne geändert. Der 47-Jährige zählt bei dieser Expedition auf die Unterstützung von Tamara Lunger. Die junge Südtirolerin verfügt über ausreichend Erfahrung als Höhenbergsteigerin, und konnte im vergangenen Jahr mit der Besteigung des K2 ohne Einsatz von künstlichen Sauerstoff ein starkes Ausrufezeichen setzen. Ist die 28-Jährige im Himalaja erfolgreich, wäre sie nach Marianne Chapuisat die zweite Frau, die im Winter auf einem Achttausender gestanden hätte. Der Schweizerin Chapuisat war dies erstmals 1993 am Cho Oyu gelungen. 

Nach ersten Akklimatisierung-Touren hatten Lunger und Moro am 24. März Lager I in Rund 5700 Meter Höhe einrichten können. Am folgenden Tag waren beide wieder ins Basislager zurückgekehrt und konnten es seitdem aufgrund der extrem schlechten Wetterbedingungen nicht mehr verlassen. Die Manaslu-Expedition 2015 ist damit noch längst nicht Geschichte.

Sobald es die Verhältnisse erlauben, möchte Simone Moro zum achthöchsten Berg der Erde zurückkehren, wie der Italiener auf seiner Homepage schreibt: "Our permit to climb Manaslu lasts 75 days and even if we will miss the chance to make the winter ascent, we still want to keep our options open in regards of a springtime ascent." So leicht gibt der Mann aus Bergamo dann doch nicht auf!

Der Verlauf der Expedition kann unter dem Hashtag #manaslu2015 auf Facebook mitverfolgt werden.

Quelle: simonemorro.com / Abenteuer Sport / tamaralunger.com

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