"Oblivion" in den Dolomiten

Imposante Erstbegehung von Gietl und Oberbacher

Im Mai 2017 eröffnete Kletterprofi Simon Gietl zusammen mit Andrea Oberbacher die neue Route "Oblivion" am Piz d’Ander im Edelweißtal oberhalb von Kolfuschg/Colfosco, Alta Badia in den Dolomiten.

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© Matteo Mocellim

Simon Gietl hat bereits zwischen 2014 und 2016 drei neue Routen ("Neolit", "Spaßbremse" und "Hart Aber Fair") in der Südwest-Wand der La Dorada eröffnet.

Rechts der bestehenden Routen liegt eine große, gelbe nach Südosten ausgerichtete Wand mit einem großen Dach. Noch nie zuvor ist jemand hier geklettert.

<p>Im gigantischen Dach der Südost-Wand der La Dorada sind wilde Überhang-Manöver fast garantiert.</p>

Im gigantischen Dach der Südost-Wand der La Dorada sind wilde Überhang-Manöver fast garantiert.

© Matteo Mocellim

Simon und Andrea haben die neue Route "Oblivion"mit Friends, Klemmkeilen und Schlaghaken gesichert – Bohrhaken gibt es hier nicht. Das Paar benötigte fünf Tage um die Route einzurichten, bevor Simon am 21. Mai 2017 eine Rotpunkt-Begehung gelungen ist.

Die ersten drei Seillängen führen von links nach rechts über teilweise brüchiges Gestein zu einer großen Verschneidung. Von dort aus sind es weitere drei Seillängen bis zu dem gigantischen Dach. Die einzige Möglichkeit diesen Bereich zu klettern, ist genau dort, wo das Dach am weitesten nach vorne ragt – wilde Überhang-Manöver sind also gefragt.

Oberhalb des Dachs ist der extrem kompakte Fels mit feinen Rissen durchsetzt. Hier ist es zwar schwierig, die Sicherungen zu platzieren, aber der Fels bietet kleine Griffe und Tritte für die Schlüsselseillänge. Ab dieser Stelle bleibt die Felsqualität gut und auf den letzten Seillängen wird das Klettern noch einmal fordernd und anstrengend.

<p>Der gelbe Fels ist charakteristisch für die Südost-Wand der La Dorada.</p>

Der gelbe Fels ist charakteristisch für die Südost-Wand der La Dorada.

© Matteo Mocellim

"Zum ersten Mal kam ich vor drei Jahren in das Edelweißtal. Ich wollte mit meinem Bergführer-Kollegen Vitto Messini die Routen "Neolit" und "Spaßbremse" klettern. Seitdem hat mich das Tal in seinen Bann gezogen. Die Südost-Wand mit ihrem charakteristischen gelben Felsen und dem massiven Dach hat gleich zu Beginn großen Eindruck bei mir hinterlassen.

Zusammen mit meinen Freunden war ich wirklich heiß darauf, eine Linie durch die Wand zu finden. Ich bin noch nie so etwas steiles im alpinen Gelände geklettert", beschreibt Simon Gietl die Route. Auf die Frage, woher der Name der Route stammt, erklärt er: "Wir haben die Route "Oblivion" (dt. "in Vergessenheit geraten") getauft. Die Wand machte einfach den Anschein, als wäre sie bisher vergessen worden.“

Der Zustieg ist einfach über die Edelweiß Hütte zu erreichen. Das Edelweißtal ist ein abgeschiedenes, wenig bekanntes Paradies inmitten der Dolomiten. Dank der Südwände kann dort bereits früh im Jahr, ab März oder April, geklettert werden.

Fakten

  • Route: Oblivion

  • Erstbegeher: Simon Gietl und Andrea Oberbacher am 21. Mai 2017 (Rotpunkt)

  • Schwierigkeitsgrad: 9

  • Seillängen: 9

  • Absicherung:Schlaghaken, ein Satz Friends und ein Satz BD Cams bis Größe 2. Alle geschlagenen Haken wurden belassen, es wurden keine Bohrhaken verwendet.

  • Gebiet: Dolomiten

  • Gruppe: Puez-Odle

  • Gipfel: Piz d’Ander (La Dorada)

  • Höhe: 2.250 m

  • Land: Italien

  • Region: Alta Badia, Südtirol

  • Anreise: Auf der SS 244 nach Kolfuschg/Colfosco. Dort der Beschilderung Richtung „Edelweißhütte“ folgen. Am Ende der Forststraße parken.

  • Zustieg: Bis zur Edelweißhütte und anschließend linker Hand der Forststraße rund 45 Minuten bis zum Fuß der Wand folgen. Einstieg: Nach der Südost-Seite der gelben Wand mit dem großen Dach Ausschau halten – es ist kaum zu verfehlen. Abstieg: Den Gipfelrundweg nach rechts auf den Wanderweg Nr. 4 absteigen. Dieser führt direkt zurück zur Edelweißhütte.

  • Besonderheiten: Steile Felskletterei mit einem großen Dach und anstrengenden Seillängen bis zum Gipfel. Zunächst brüchiges Gestein, später exzellente Felsbeschaffenheit.

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