Expedition und Filmprojekt

Hans Kammerlander: Im Oktober noch zum Manaslu

Nachdem Hans Kammerlander 1991 zwei seiner besten Freunde am achthöchsten Berg der Erde verloren hatte, wollte der Südtiroler nie mehr an den Manaslu (8163m) zurückkehren. Doch der Extrembergsteiger hat es sich inzwischen anders überlegt.

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© facebook.com/ManasluFilm

Bereits im vergangenen Jahr hat der Südtiroler in einem Interview mit der Kronen Zeitung von der Idee gesprochen, "vielleicht 2017 oder 2018" doch noch einen Versuch am Manaslu zu wagen. Inzwischen hat der 60-Jährige seine Pläne konkretisiert: Noch im Oktober wird Kammerlander zu seinem "Schicksalsberg" zurückkehren, um mit Partner Stephan Keck den 8163 Meter hohen Berg zu besteigen. 

Allerdings stünde für ihn das Erreichen des Gipfels nicht mehr im Vordergrund, so Kammerlander auf seiner Homepage, und verrät: "Unsere Priorität liegt auf guten Filmaufnahmen". Der Achttausender ist nämlich (Haupt)schauplatz eines "großen Kinofilms" (Kammerlander), an dem der Südtiroler derzeit arbeitet.

In "Manaslu - Follow your Path", so der Arbeitstitel des Projektes, soll auch Kammerlanders Weg vom einfachen Bergbauernsohn bis zum weltbekannten Extrembergsteiger nachgezeichnet werden. Dazu wurden in den vergangenen Wochen bereits unter der Regie von Gerald Salmina erste Szenen in den Dolomiten abgedreht; Profikletterer Simon Gietl schlüpfte dabei in die Rolle des jungen Hans Kammerlander. 

Verlaufen die Dreharbeiten nach Plan, wird die Spielfilm-Dokumentation voraussichtlich Ende 2018 in die Kinos kommen.

Stefan Nestler von Abenteuer Sport hat sich im Juni mit Kammerlander über die Nepal-Expedition unterhalten. Hier noch einmal Auszüge aus dem Interview.

Manaslu heißt übersetzt "Berg der Seele". Liegt dir der Manaslu immer noch auf der Seele?

Ja, natürlich. Wenn du mit solchen Schicksalsschlägen konfrontierst wurdest, wie ich am Manaslu, wo ich bei einem Versuch meine zwei damals sehr, sehr engen Freunde verloren habe, dann liegt dir so ein Berg mehr auf der Seele als einer, an dem du die größten Erfolge erzielt hast, wie der Everest oder der Nanga Parbat.

Du hast damals gesagt: Dieses Erlebnis war so traumatisch, dass ich nie mehr zum Manaslu zurückkehren will. Warum der Sinneswandel?

Ich wollte wirklich nicht mehr zurück. Ich dachte immer, das könnte nur die Wunden aufreißen. Vor einigen Jahren (2006) ist in Nepal bei einem Versuch am (7350 Meter hohen) Jasemba – wir waren zu zweit – ein sehr guter Freund von mir (Luis Brugger) beim Abseilen tödlich abgestürzt. Wir waren zu zweit. Im Jahr danach war ich wieder dort, und ich habe mit Karl Unterkircher die Begehung erfolgreich abgeschlossen.

Ich habe festgestellt: Es ist besser, nach vorne zu gehen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken und aufzuhören. Da entstand die Idee, vielleicht doch noch einmal an den Manaslu zurückzukehren, ohne Leistungsdruck, einfach ganz entspannt versuchen, auf den Berg zu gehen und damit einen Weg zu beenden. Das werden wir in diesem Jahr versuchen. Wir werden einen großen Kinofilm drehen. Er soll nicht reißerisch sein, sondern in die Tiefe gehen. Es wird ein Porträt meines Lebens, mit Höhen und Tiefen. Und der Manaslu ist das Hauptthema.

Seit vergangenem Dezember bist du 60 Jahre alt. Wie bereitest du dich auf deine erste Achttausender-Expedition seit über 15 Jahren vor?

Ich bereite mich nicht besonders vor. Ich habe eine unglaubliche Routine. Ich weiß genau, was mein Körper schafft und was nicht. Diese Expedition soll ja auch mit Leistung nichts zu tun haben. Für mich persönlich soll es nur ein Weg sein, den ich gerne beenden möchte. Vielleicht gelingt es mir auch.

Und ich glaube, dann bin ich innerlich sehr ausgeglichen und kann sagen: Jetzt kannst du dich langsam zur Ruhe setzen. Jetzt hast du am Berg die großen Ziele erreicht. Das am Manaslu habe ich einfach nur abgewürgt, verschoben und mich nie mehr diesem Projekt gestellt.

Ob für Kammerlander der Einsatz von Flaschensauerstoff eine Option ist, welche Route er Manaslu favorisiert und ob er sich immer noch mitschuldig am Tod seiner beiden Freunde Friedl Mutschlechner und Karl Großrubatscher fühlt, lest Ihr hier im kompletten Interview mit Stefan Nestler. 

5 Kommentare

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Hoferin

Jeder wird "seinen Weg irgendwann beenden".

Nach dem Manaslu wartet dann noch immer der Shisha Pangma. Damit wären dann alle 14 Achttausender abgehakt.

Und dann?

Muerken

Vor einigen Jahren durfte ich ihn an der Talschlusshütte auch kennenlernen, er ist ein ganz natürlicher und nicht abgehobener Typ, immer für ein Gespräch zu haben ??

ellese

Es ist doch sehr ruhig um ihn geworden. Und sich nicht besonders vorzubereiten, wirkt unreif. Die Chance des Scheiterns ist am Manaslu sehr hoch - ist er bereit, rechtzeitig abzubrechen? Oder zwingt ihn der kommerzielle Druck dazu, dieses Projekt, koste es was es wolle(inkl. Leben) - durchzusetzen? Mache mir Sorgen!

Axel Wimmer auf Facebook

Ein ganz feiner Typ. Ich habe ihn persönlich kennenlernen dürfen.

Raoul Sous auf Facebook

Er ist besser drauf als 90% der Everest Aspiranten. Denke er wird so seinen Frieden mit dem Berg machen.