Am 30.04.2017 tödlich verunglückt

04.10.1976: Geburtstag von Ueli Steck - Keiner war wie er

Ueli Steck war einer der besten Alpinisten aller Zeiten. Und ein liebenswerter Mensch. Am 30.04.2017 verunglückte er tödlich, am 04.10.2023 würde er 47. Geburtstag feiern.

Ueli Steck: Keiner war wie er

Am 30. April 2017 Jahr erschütterte die Meldung vom Unfall-Tod Ueli Stecks die internationale Bergsteigerszene. Auch wir von ALPIN waren und sind sehr traurig und vermissen Ueli. Er bleibt uns – auch sechs Jahre nach seinem Tod – unvergessen. 

Anlässlich des Geburtstags von Ueli Steck am 04.10. hier der Nachruf unseres Portalmanagers Holger Rupprecht vom Tag nach dem Unglück 2017:

Nachruf auf Ueli Steck

Am frühen Morgen des 30. April erschienen die ersten Meldungen, die sich über die sozialen Medien wie ein Lauffeuer in der Bergsteigerszene verbreiteten. Ueli Steck ist im Himalaja tödlich verunglückt. Unfassbar für die meisten. Auch für uns, die wir wider besseren Wissens geglaubt hatten, Ueli sei einer derjenigen, die am Berg unsterblich seien.

Im Laufe der nächsten Stunden erschienen hunderte von Online-Meldungen, Nachrichten, Beileidsbekundungen, Kommentare und Nachrufe. Das Schweizer Fernsehen änderte sein Programm und zeigte am Abend zur besten Sendezeit die Dokumentation "Ueli Steck – der schnellste Mann am Berg". In den Fußballstadien des Landes wurde eine Schweigeminute für einen nationalen Helden abgehalten. Warum all das?

Weil keiner war wie er. Ueli Steck war der Mann, der immer wieder mit schier unglaublichen Rekorden am Berg von sich reden machte.

Er war der Mann, der in zwei Stunden 22 Minuten und 50 Sekunden durch die Eiger Nordwand sprintete, Geschwindigkeitsrekorde in der Grandes-Jorasses-Nordwand und an der Matterhorn-Nordwand aufstellte, mit Gasherbrum II, Shisha Pangma, Cho Oyu, Mount Everest und Annapurna fünf Achttausender auf zum Teil außergewöhnliche Weise bestieg, alle 82 Viertausender der Alpen innerhalb von 62 Tagen abhakte, als Läufer Ultra-Trails absolvierte undundund ...

Mehr Infos aus dem leben des Aunahmealpinisten findet ihr in unserer Fotogalerie zu Ueli Steck:

In seiner kreativen Art, sich dem Bergsteigen zu nähern, inspirierte "The Swiss Machine" eine ganze Generation junger Bergsteiger. Erfolgreicher Spitzenalpinismus geht extrem schnell, leicht, und solo – so seine Botschaft an die internationalen Bergsteiger-Kollegen, von denen viele in Ueli Steck den Besten ihrer Zunft sahen. Verdientermaßen erhielt Ueli für seine außergewöhnlichen Leistungen unter anderem zwei Mal den renommierten Piolet d'Or.

Und der Mensch Ueli Steck? Wer den gelernten Zimmermann persönlich traf und einen überheblichen, machohaften Bergpromi erwartete, war angenehm überrascht. Ueli war bei allem Ehrgeiz und allen Erfolgen ein angenehm zurückhaltender Zeitgenosse, dem Star-Allüren völlig fremd waren.

Authentizität und Ehrlichkeit waren ihm wichtig, deswegen trafen ihn die Vorwürfe hart, er habe bei der Darstellung der Solo-Durchsteigung der Annapurna-Südwand geschummelt. Aufrichtig und glaubhaft bemühte sich der 1976 in Langnau im Emmental geborene Schweizer um Aufklärung und beantwortete ruhig und höflich diesbezügliche kritische Fragen.

Dass das, was er tat, potentiell lebensgefährlich war, wusste Ueli. Im großen ALPIN-Porträt im Dezember 2014 sagte er: "Je mehr man sich exponiert, umso größer ist die Chance, dass es einen erwischt. Irgendwann ist eben Feierabend. An der Annapurna bin ich zu viel Risiko eingegangen, das darf ich nicht wiederholen. Das zu wissen, ist das eine. Aber es dann auch umzusetzen, das andere. Warum? Weil ich weiß, wozu ich fähig bin. Letztlich riskiert man noch mehr und irgendwann geht es schief."

Trotz des Wissens um die Risiken, konnte und wollte Ueli Steck nicht von seiner Leidenschaft lassen. Im Video-Interview mit alpin.de sagte er im November vor seinem Tod: "Bergsteigen muss ich ein Leben lang".

Der letzte Post in Ueli Stecks Instagram-Kanal (datiert vom 26. April 2017):

Dass dieses Leben nur ein halbes Jahr später zu Ende sein würde, hätte er sich, hätten wir uns nicht vorstellen können und wollen. Nun ist es so. Und es ist unfassbar traurig für seine Familie, seine Freunde und die weltweite Bergszene. Wir haben einen unserer Besten verloren. Die Lücke, die Ueli Steck hinterlässt, wird ewig bleiben. 

Die Redaktion von ALPIN wird Ueli Steck als überragenden Bergsteiger und liebenswerten Menschen in Erinnerung behalten. Wir möchten Uelis Frau Nicole und seinen Angehörigen und Freunden unser tief empfundenes Mitgefühl ausdrücken.

Text von Holger Rupprecht

9 Kommentare

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dreamingof8a

@huettentraum:
"Aber warum mußte es passieren. Er ist gut - verdammt gut. Warum noch mehr wollen?"

Weil das nun mal zu einem (ambitionierten) Sportler dazu gehört. Ich bin weit davon entfernt, auch nur annähernd in so einer Liga zu spielen. Trotzdem gehe ich auch immer wieder an meine Grenzen. Nur so wird man besser. Ob das aktuell hauptsächlich beim Klettern oder Bergsteigen ist, so war es früher halt beim Fußballspielen oder Tischtennis.
Stillstand ist Rückschritt - das gilt eben auch beim Sport. Der große Unterschied ist natürlich, dass Fußball und Tischtennis nicht gerade lebensgefährlich sind ... aber Bergsteigen eben schon.

Und ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Nuptse Besteigung für Ueli relativ gesehen nicht schwieriger/riskanter war, als für unsereins vielleicht eine ausgesetzte T6 Wanderung oder meinetwegen eine Kraxelei im 1. oder 2. Grad. Es ist zwar nur Spekulation, da es wohl niemals Details zum Unfallhergang geben wird. Aber ich nehme an, dass ihm ein blödes Abrutschen oder ähnliches zum Verhängnis wurde. Also quasi so, als ob ich an einer etwas ausgesetzten Stelle einer Bergwanderung blöd ausrutsche und in den Abgrund falle, obwohl der Weg eigentlich deutlich unter meinem Limit liegt. Wie es ja auch jedes Jahr vielfach in den Bergen passiert (ich rede jetzt nicht von Turnschuhtouristen auf dem Mt. Blanc).

Würde ich deswegen nur noch angeseilt wandern gehen? Oder nur noch auf breit gewalzten Wanderwegen spazieren gehen? Niemals. Diese (im Vergleich zu Extrembergsteigern bescheidene) Erfahrung der Ausgesetztheit, und ja, in gewisser Weise auch das Risiko, sind neben dem körperlichen Anspruch eben Bestandteil der Herausforderung, die viele Menschen suchen.

huettentraum

was Sie "Nose" sagen, dem möchte ich mitgehen. Wahrscheinlich - keiner weiß es - vielleicht seine Familie - (bestimmt diese) mein tiefstes Beileid, dass es passierte, wahrscheinlich nur eine kleine Unaufmerksamkeit oder Ablenkung (alles spekulativ). Aber warum mußte es passieren. Er ist gut - verdammt gut. Warum noch mehr wollen?

Sergej Mikolajewski

meiner Meinung nach, er stand so mächtig unter Druck. Immer neue Recorde für die Medien und Sponsoren zu liefern ist nicht einfach und dann noch oft unter den Umständen, die nicht immer von einem selbst abhängen. Ein großartiger Bergsteiger, der zu früh gestorben ist

JohnPereira

He was truly an inspiration and leaves behind a larger-than-life climbing legacy.

Can someone please upload the documentary "Der schnellste Mann am Berg" with english subtitles?

Thank you in advance.

Nose

Ich kannte Ueli Steck nur aus den Medien und dennoch gilt mein aufrichtiges Beileid unbekannterweise insbesondere seiner Frau und seiner Familie.

Aber auch wenn ich mich damit unbeliebt mache, muss ich doch manches in Frage stellen:

Ueli Steck war unbestritten ein herausragender Extrembergsteiger. Dean Potter war unbestritten ein herausragender Extremkletterer. Aber mal ehrlich, was überrascht mehr? Dass sie plötzlich verunglückt sind oder vielleicht, dass sie überhaupt so alt geworden sind?

Steck ist einer, von mittlerweile nicht wenigen, die extrem unterwegs sind. Dabei stellt sich mir die Frage: Handelt es sich beim Verhalten vieler extremer Protagonisten um kalkuliertes Risiko oder vielleicht um eine Art unbewusstem suizidalem Verhalten? Wehe dem, der ein solches Verhalten in Frage stellt. Man stellt damit die heutigen Helden und auch das damit verbundene System in Frage.

Was steckt hinter der Glorifizierung solcher Extremen? Extrembergsteiger gehen im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen. Alle Extrembergsteiger kennen jemand der tödlich verunglück ist, viele waren sogar bei den Unglücken dabei. Aber wer stellt oder darf das, was da geschieht in Frage stellen? Welchen Wert hat dabei noch das einzelne Menschenleben? Hat dieses nicht vermeintlich höheren Idealen wie Leistung, Erfolg, heroischen Taten zu dienen und wer definiert diese?

Diese Helden werden in keinem geringen Maße letztlich auch durch Marketing Strategien zu solchen. Wer kennt sie nicht: Steck, Papert, House, Kaltenbrunner, etc.. Doch wer kennt eigentlich die vielen Sherpas, die auf extrem hohem Niveau im Schatten der westlichen Helden ebenso unterwegs sind. Sind wir doch ehrlich, wir kennen keinen. Was ist das?

Wer würde denn heute noch einen Energydrink oder noch mehr Outdoorprodukte konsumieren, wenn wir sie nicht mit "Extremen" verbinden könnten und uns dadurch mit den Protagonisten und ihren teilweise äußerst waghalsigen Abendteuern verbunden fühlen dürfen, aus unserem gleichgeschalteten Alltagstrott heraus?

Der deutsche Titel von Marc Twight´s Buch lautet: "Steig oder stirb". Der deutsche Titel von Kilian Jornet´s Buch lautet: "Lauf oder stirb". Klar geht es bei der Titelwahl auch um Verkaufsstrategie. Aber bei allem Respekt, was ist das für ein Ausdruck einer beschränkten Weltsicht, was ist das für ein Schwachsinn, was für eine Verzweiflung? Ueli Steck`s Buchtitel lautet: "Der nächste Schritt". Auf seinem Weg führte er in den Tod.

Reinhard Karl hat den Satz geprägt: "... nach jedem oben wurde ich ein anderer unten". Aber das setzt voraus, dass man unten auch ankommt: lebend. Für Reinhard Karl galt das am Schuss auch nicht mehr.

Jetzt ist Ueli Steck tot. Vielleicht ist er gar nicht in seinen geliebten Bergen gestorben. Vielleicht ist er gar nicht in seinen großen Träumen und Leidenschaften gestorben. Vielleicht ist er an seiner Verzweiflung gescheitert - vielleicht auch nicht?

Ich will nicht falsch verstanden werden. Es ist tragisch, keine Frage. Aber vielleicht ist es an der Zeit, manches in unserer heutigen Zeit bewußt in Frage zu stellen.

Was machen wir da eigentlich auf diesem wunderschönen Planeten mit unserer Umwelt, mit den Tieren, mit unseren Mitmenschen und nicht zuletzt mit uns selbst? Ueli Steck wurde nur 40 Jahre alt.

Christel Brosch auf Facebook

Ueli , du bist mein Vorbild . Unfassbar, dass du nicht mehr da bist . Tiefe Verehrung und Verneigung . 1000 m im felsigen Eis abstürzen, wie unglaublich traurig .... Ruhe in Frieden

Michaela Koupilek

Lese gerade sein Buch "Der nächste Schritt" bin fasziniert von ihm und jetzt zu tiefste erschüttert! Ruhe in Frieden in Deinen Bergen!!!

Claudio Großner auf Facebook

Was für ein Verlust! Ein ambitionierter, aber immer zuvorkommender, natürlicher Typ. Ganz und gar nicht abgehoben, in jeder Hinsicht Top.
Die Nachricht ist ein echter Schock!
Machs gut, Ueli, du warst wirklich ein ganz Großer!

Ironmuggers

ich habe Ueli Steck im Rahmen des Fernwehfestivals im November2016 in Erlangen erlebt. Ein ausgesprochen angenehmer motivierender Redner und spektakulärer Alpinist. Auch wenn klar war wie schmal der Grad ist auf dem er wandelt - Ihm hatte man diesen Grad auf jedem Fall zugetraut. Seine Lücke wird nur schwer zu schliessen sein. Om mani padme hum.