Einstweilige Verfügungen gegen Mitbewerber

Gore versus Sympatex

Das Landgericht Hamburg hat einer Unterlassungsklage der Sympatex Technologies GmbH gegen W.L. Gore & Associates GmbH mit Wirkung zum 12. April 2017 stattgegeben.

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Mit der Ankündigung, bis zum Jahr 2023 bei seinen wasserabweisenden Imprägnierungen und in der Herstellung seiner Membranen auf ökologisch bedenkliche PFCs zu verzichten, konnte Branchen-Primus Gore auf der letzten ISPO für einen Paukenschlag sorgen.

Gore hatte im Februar angekündigt, die ersten Produkte mit einer PFC-freien Imprägnierung bereits zur Herbst-Wintersaison 2018 auf den Markt bringen zu wollen. Das US-Unternehmen setzt bei der Entwicklung alternativer Lösungen verstärkt auf Polytetrafluorethylen (PTFE). Das Polymer sei Gore zufolge als umweltfreundlich einzustufen, sofern es ohne ökologisch bedenkliche PFCs hergestellt wird.

Gegen diese Darstellung klagte nun Mitbewerber Sympatex. Die Pressemitteilung im Wortlaut:

Die Zivilkammer 12 des Landgerichts Hamburg hat einer Unterlassungsklage der Sympatex Technologies GmbH gegen W.L. Gore & Associates GmbH mit Wirkung zum 12. April 2017 stattgegeben. Demnach darf Gore nicht länger behaupten, dass das ökologisch umstrittene PTFE – das Grundprodukt von Gore – umweltfreundlich sei, sofern es ohne bedenkliche PFC hergestellt werde – eine Umstellung, die Gore jüngst zumindest für Outdoor-Bekleidung für die kommenden Jahre angekündigt hat. Die inkorrekte Aussage des Unternehmens, dass dies angeblich sogar wissenschaftlicher Konsens sei, ist ebenfalls Teil der stattgegebenen Unterlassungsklage.

"Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, nachdem mehrere Aufforderungen, diese wahrheitsverzerrende Aussage zu korrigieren, über Wochen fruchtlos blieben", erklärt Dr. Rüdiger Fox, CEO Sympatex Technologies, den Schritt des Unternehmens. "Wenn wir als Zivilgesellschaft zulassen, dass die inzwischen weltweit unübersehbaren ökologischen Kollateralschäden industriellen Handelns in dieser Form verniedlicht werden, gelten wir irgendwann als die Generation, die wissentlich sich nicht ihrer Verantwortung gestellt hat."

Die Argumentation von Sympatex stützt sich unter anderem auf den bei der Herstellung von PTFE-Membranen gegenüber der eigenen Technologie 50fach (Berechnung auf Basis von SAC Daten per kg / Apparel Coalition) höheren Ausstoß von Klimagasen, die zur globalen Erwärmung beitragen – laut der Einschätzung des World Economic Forums (WEF The Global Risks Report 2016) das größte und gleichzeitig wahrscheinlichste Risiko für die Menschheit.

Auch gibt es bisher keinerlei industriell etablierten Wege einer umfassend werterhaltenden Rohstoffnutzung der Funktionstextilien am Ende des Lebenszyklus durch Recycling – während die unkontrollierte Verbrennung, immer noch einer der häufigsten Entsorgungswege insbesondere von gesammelten Alttextilien in Drittländern, bei PTFE bekanntermaßen zu unmittelbaren Gesundheitsrisiken wie "Teflon-Fieber" führen kann.

"Selbst wenn es Gore schaffen sollte, wie zur ISPO versprochen, bis 2020 seine Membran ohne ökologisch bedenkliche PFC herzustellen, bleiben immer noch eine ganze Reihe entscheidender ökologischer Fragen ungelöst", fasst Fox zusammen.

"Angesichts von jährlich ca. 1,4 Mio. Tonnen Alttextilien allein in Deutschland haben wir alle noch eine ganze Reihe an Hausaufgaben in der Textilindustrie, bis wir den Nutzungskreislauf so geschlossen haben, dass die kommenden Generationen nicht unsere Altlasten ausbaden müssen. Zu versuchen, den Endverbraucher durch 'alternative Fakten' zu täuschen, um von der Problematik abzulenken, setzt die Glaubwürdigkeit unserer gesamten Branche auf’s Spiel."

Gore reagiert

Gore bestätigte gegenüber alpin.de den Erhalt einer durch Sympatex veranlassten einstweiligen Verfügung. Zu der laufenden rechtlichen Auseinandersetzung möchte man derzeit nicht öffentlich Stellung nehmen, man prüfe derzeit noch den vorliegenden Beschluss des Gerichts, heißt es von Seiten des Membran-Marktführers.

Unabhängig davon werde das Unternehmen an dem formulierten Ziel, "bis spätestens Ende 2023 ökologisch bedenkliche PFCs aus sämtlichen Vorprodukten für Outdoor-Kleidung zu eliminieren, ohne dabei Kompromisse in Sachen Funktion und Langlebigkeit zu machen", weiterhin festhalten. Man sei überzeugt davon, damit einen "wichtigen Beitrag zum Thema Umweltschutz" zu leisten.

Gore verweist darauf, dass der eingeschlagene Weg von Greenpeace nicht nur als "Revolution" bezeichnet wurde, sondern von der Umweltschutzorganisation auch öffentlicht unterstützt werde. 

Von der Klage des Mitbewerbes sei man überrascht, da Sympatex am 06. Februar in einer direkten Reaktion auf das vorgestellte Innovationsprogramm eine Pressemitteilung mit dem Titel "Sympatex gratuliert Gore-Tex zum NoPFC-Commitment" veröffentlicht habe.

Inzwischen hat auch Gore rechtliche Schritte gegen den Mitbewerber eingeleitet. Die einstweilige Verfügung wurde am 26. April Landgericht München erlassen. Diese untersagt Sympatex über das einstweilige Verfügungsverfahren vor dem Landgericht Hamburg zu informieren oder informieren zu lassen.

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