Bürgerentscheid in Obermaiselstein und Balderschwang

Riedberger Horn: Mehrheit votiert für Skischaukel

Landtagsopposition und Naturschutzverbände befürchten Abschaffung des Alpenplanes.

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Das Ergebnis ist eindeutig: Mit überwältigender Mehrheit haben sich am 18. September die Bürger der Gemeinden Balderschwang (85%) und Obermaiselstein (68,3%) für den Bau einer Skischaukel am Riedberger Horn ausgesprochen.

Der jahrelange Streit um den Zusammenschluss der beiden Allgäuer Skigebiete ist somit aber längst noch nicht vom Tisch. Damit am Riedberger Horn die Bagger anrollen können, müssen erst noch die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. 

<p>Geht es nach der Bürgermehrheit, soll die Skischaukel am Riedberger Horn möglichst bald Realität werden.</p>

Geht es nach der Bürgermehrheit, soll die Skischaukel am Riedberger Horn möglichst bald Realität werden.

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 "Nun ist die Staatsregierung am Zug", so Konrad Kienle, der 1. Bürgermeister von Balderschwang gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Ministerpräsident Horst Seehofer nahm den Ball am Rande einer Kabinettssitzung sogleich auf:

"Es ist meine Grundüberzeugung: Bei lokalen Dingen entscheiden die Menschen über die Lebensbedingungen ihrer Heimat. Wir Politiker haben dann die Aufgabe, die Natur zu schützen. Das werden wir durch eine Änderung des Landesentwicklungsprogramms sicherstellen."

Letzteres haben große Teile der Landtagsopposition im Einklang mit Natur- und Umweltschutzverbände schon länger befürchtet. Nicht nur Ludwig Hartmann sieht in den Plänen der Staatsregierung einen "Tabubruch":

"Das Votum von letztlich nur 560 Wählern, die teils eigene Interessen mit dem Liftprojekt verknüpfen, kann und darf nicht ein internationales Abkommen wie die Alpenkonvention außer Kraft setzen", betont der Fraktionschef der Grünen.

Beim Deutschen Alpenverein sieht man das genauso. Teile der geplanten Skischaukel verlaufen durch die Zone C ("Ruhezone") des Alpenplans. Technische Erschließungen sind in diesem Bereich eigentlich verboten. Daher könnte das Bauprojekt am Riedberger Horn nur durch eine Verschiebung der Zonengrenzen oder eine Änderung der Regeln für die Zone C ermöglicht werden.

Damit würde, so die begründete Befürchtung, ein Präzedenzfall geschaffen, der bei anderen Gemeinden in Bayern Begehrlichkeiten wecken könnte. Der seit über 40 Jahren bestehende Alpenplan könnte so Stück für Stück aufgeweicht werden und letztlich völlig an Bedeutung verlieren.

Für den DAV, den Landesverband für Vogelschutz, den Bund Naturschutz und weitere Naturschutzverbände steht daher außer Frage, dass sie gegen die Umsetzung des Projektes am Riedberger Horn Klage einreichen werden.

42 Kommentare

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Stefan B. aus Bad Grönenbach

Ich bin für naturverträglichen Skitourismus. - Puh, das klingt schön, doch ist das möglich? - Ich denke ja. Ich selbst gehe sowohl zum Pisteln als auch auf Skitour und kenne den Reiz von beidem. Aber ich sehe auch die Probleme BEIDER Betätigungen. Und da muss ich einfach sagen, dass Skitouristen bei weitem weniger Natur zerstören, als eine Piste, neue Liftanlagen, Parkplätze und neue "Almhütten", die der Verköstigung der Pistenskifahrer dienen. Sind die Birkhühner erstmal durch die großen Baumaschinen vertrieben, so werden sie nicht wieder kommen. Auch wenn wir uns das in 5 oder 10 oder 50 Jahren wünschen werden! Laut Bund Naturschutz gibt es über 20 weitere Vogel- und Tierarten, die in dieser Schutzzone C leben und mit dem Ausbau bedroht wären. - Darum bete ich dafür: "Bitte opfert nicht unsere wertvolle Natur dem kurzzeitigen Profit! " - Die vorhandenen Skigebiet waren seit Jahrzehnten attraktiv und werden auch in Zukunft gut besucht werden. Das ist gut so und es kann auch so bleiben. Denn denkt daran, DER SCHNEE WIRD VON JAHR ZU JAHR WENIGER !!!

Usermeinung im Abstimmungs-Tool

Abgesehen von der Schutzklasse ist das Gelände nicht prädestiniert für eine Erschließung zur Skiabfahrt in Zeiten der Klimaerwärnung. Südhang mit Schrägfahrt, uninteressant aus sportlicher Hinsicht. Das Risiko für ein Millionengrab besteht in jedem Fall. Die Dummheit der Lokalmatadoren gibt es halt überall. Da schau mer jetzt doch einfach nocht ins Pitztal. Der Vorteil von Balderschwang und Grasgehren war bisher preiswertes Skierlebnis für die Familien. Nach einer Erschließung wird das so nicht bleiben. Da gibt es dann nur noch Verlierer. Ignoranten und Großverdiener werden das aber nicht kapieren.

Angelika O.

Meine Meinung ist : Die Natur ist unser höchstes Gut, deshalb muss es ein Ende des Skitourismus geben, um die Natur in ihrer ursprünglichen Form für die Ewigkeit zu erhalten. Was geschieht nur mit unserer traumhaft schönen Bergwelt, wo eigentlich Ruhe und Ausgeglichenheit vorzufinden sein sollte. Aber bei uns will einfach jeder das große Geld machen. Deshalb immer größere zusammenhängende Skigebiete. Irgendwann kommt der große Knall und dann ist das Gejammer da, wenn die Naturkatastrophen kommen, dann will keiner Schuld haben.

Usermeinung im Abstimmungs-Tool

Es ist der Wahnsinn, jetzt diese Skischaukel zu bauen, man weiss doch schon, in etwa 15 Jahren wird es in dieser Höhenlage nicht mehr genügend Schnee für eine ganze Saison haben. Die Landschaft und die Natur werden zerstört, und das sind genau die Punkte, die die Touristen zukünftig noch, wenn mangels Schnee das Skifahren nicht mehr geht, anlocken würden. Die (im übrigen befangenen) Bewohner sägen also quasi am eigenen Ast..... Hoffentlich haben die Klagen gegen das Projekt großen Erfolg.

Jürgen T.

Die Bürger vor Ort, die dort im Einklang mit der Natur leben, wissen am Besten was ihnen und der Natur nützt und was ihr schadet. 85% Zustimmung in Balderschwang und 68,3% in Obermaiselstein sind ein klares Votum und Ausdruck gelebter Demokratie. Sie brauchen keine Belehrungen von uns naturverliebten Städtern, Naturschutzvereinen und Alpenverein, die gleich mit Klagen drohen und damit zeigen, was ihnen die Bürger und die Demokratie vor Ort Wert sind. Verbessert sich denn die Umweltbilanz, wenn immer mehr Skitouristen mit dem Auto, Bus oder Bahn weiter südlich in die großen Skigebiete nach Österreich fahren? Naturschutz von Oben (herab) hat noch nie funktioniert.

Uli B.

Was soll man da noch dazu sagen, die eigene Bevölkerung der beiden Gemeinden hebeln den Alpenplan aus, die Gier nach Profit ist größer und die Politik ebnet den Weg, wie perfide!

Usermeinung im Abstimmungs-Tool

Mit der Bürgerbefragung ist ja noch keine Entscheidung gefallen, eigentlich haben sich die Politiker vom Bürgermeister bis zum Ministerpräsidenten doch nur Rückendeckung bei der örtlichen Bevölkerung geholt. Außerdem finde ich die Wortwahl "Bau einer Schischaukel" für übertrieben. Soll hier doch nur ein Verbindungslift zwischen zwei bestehenden Skigebieten gebaut werden. "Bau einer Schischaukel" klingt als ob hier ein Riesiges neues Skigebiet entstehen soll, "neu" wird hier eine Abfahrt in Richtung Balderschwang. Eine Strecke die schon jahrelang von Touren- und Variantenskifahrern befahren wird. Ich bin für den "Bau dieser Schischaukel".

Anke

Alleine dass der Alpenplan umgangen und ein sehr geschützter Raum dadurch kaputt gemacht wird, ist traurig genug. Raum zu lassen, um die Natur zu schützen, scheint nicht die oberste Prio zu haben, sondern Gewinnstreben auf Kosten der Natur und der Menschheit, was bei immer weniger Schnee sowieso zweifelhaft ist. der Mensch lernt einfach nicht dazu. Schade.

Olli S.

Die Entscheidung ist sehr bedauernswert und wird sicher mein persönliches Verhältnis zur Region verändern. Ich kann die Argumentation der Gemeinden zwar nachvollziehen, halte sie jedoch für sehr kurzfristig gedacht. Man muss schon ein ausgesprochener Optimist sein, zu glauben mit dem Zusammenschluss ernsthafte Wettbewerbsfähigkeit zu den gigantischen Skischaukeln der restlichen Alpen herstellen zu können. Kaum ein weiterer Wintergast wird sich aufgrund dieser Erweiterung dazu bewegen lassen zukünftig seine Schwünge im (Kunst-)schnee schon vor Oberstdorf oder Tirol zu machen. Sommergäste werden sich aber sehr wohl fragen ob an ihre Bedürfnisse noch gedacht wird. Eine zersiedelte Berglandschaft entspricht kaum dem Wunsch der immer anspruchsvoller werdenden Sommergästen. Im Übrigen, wie sieht es den mit der Schneesicherheit aus ? Ist man den so hoffnungsvoll im Allgäu, daß Frau Holle in Zeiten des Klimawandels im schwäbischen Voralpenland eine Ausnahme macht oder einfach nur naiv? Die letzten drei Jahre waren weltweit mit die wärmsten, die Stagnation der Erwärmung beendet und eine Anomalie folgt der nächsten. Es wäre besser zukünftig in naturnahen Tourismus zu investieren und zu akzeptieren dass das goldene Zeitalter des Wintertourismus sich dem Ende neigt.

Roland M.

Es ist geradezu ein Witz dass ausgerechnet die Balderschwanger so deutlich für die Skischaukel votieren - vielleicht hätten sie lieber schon vor Jahren Ihr bestehendes,schönes Skigebiet mal mit ordentlichen Liften aufgerüstet! Ich bin auch Oberallgäuer, begeisterter Skifahrer, aber auch Tourengeher und fast alle meiner Freunde können den Wunsch einer Skischaukel zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachvollziehen! Wie auch am Grünten hat man den richtigen Zeitpunkt vor vielen Jahren versäumt! Grasgehren wird nie ein tolles Skigebiet (sorry) und ob ich oben (in Grasgehren ) parke oder noch die paar Kilometer nach Balderschwang runter rolle ist egal. Dafür habe ich aber auch mit Tourenski am Riedberger Horn meinen Spass.

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