Mit Kids in den Bergen: Das rät die Expertin für die Tourenplanung

"Bloß nicht übertreiben!"

Drei Fragen an DAV-Familiengruppenleitern und ALPIN-Autorin Ute Watzl.

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© Ute Watzl

Also zunächst einmal auch das, was Erwachsene brauchen: Genug zu trinken, etwas zu essen, Regen-, Kälte- und Sonnenschutz (Regenjacke, Fleck, Sonnencreme, Sonnenbrille). Regen- bzw. Matschhosen machen für Kinder Sinn und ein Sonnenhut im Sommer ist für sie noch wichtiger als für uns Erwachsene. Mit kleinen Kindern sollte man besser nicht ohne Wechselkleidung losziehen, wenn man sich Stress wegen nasser Füße am Bach ersparen möchte. Für Reservesocken, aber auch -unterwäsche ist immer Platz. Zur Standardausstattung gehört – egal ob große oder kleine Kinder – auch das Erste-Hilfe-Set mit einer Notfallapotheke für unterwegs. Für mich gehört dazu auch Traubenzucker für die Kinder, oder eben Gummibärchen u. ähnliches. Zu Motivationszwecken sollte man für die Kleineren immer etwas zum Spielen bei sich tragen. Bewährt haben sich bei uns zum Beispiel Becherlupen für Krabbeltiere und Kindertaschenmesser, unser Kindertourenbuch zum Stempelsammeln, für Größere auch die Kinderkamera zum Fotografieren. Ob Gurt, kurzes Seil und Karabiner auf eine Tour mit Kindern gehören, und ob das Gehen am kurzen Seil den Kindern (und den Eltern) wirklich Schutz bietet, darüber scheiden sich die Geister.

<p>DAV-Familiengruppenleitern und ALPIN-Autorin: Ute Watzl.</p>

DAV-Familiengruppenleitern und ALPIN-Autorin: Ute Watzl.

Regel Nummer Eins – und die musste ich auch erst lernen: Bloß nicht übertreiben! 200 Höhenmeter mit einem/einer Dreijährigen werden schnell zur Tagestour, wenn man sich ganz auf das Kind einlässt. Je nach Lauffreudigkeit des Kindes können mit vier/fünf Jahren schon mal Touren bis 400 Höhenmeter unternommen werden. Auch dabei gibt es bei Kindern riesige Unterschiede. Im Schulalter geht dann auch schon mal mehr. Lange flache Forstwege durch den Wald sind übrigens gähnend langweilig für Kinder. Sie sind leichter für schmale und abwechslungsreiche Pfade mit Wurzeln und Steinen zu begeistern. Klettern ist einfach spannender als laufen. Außerdem: Kinder lieben Tiere. Für Abwechslung auf der Tour sorgen sämtliche Vierbeiner auf Almen und Weiden. Ein verlockendes Ziel für viele Kinder sind Almhütten, die selbst noch Viehzucht betreiben und wo die Kids Tiere füttern können. An Spannung kaum zu übertreffen ist auch Wasser auf der Tour zum Steinchen werfen, Schiffchen schwimmen lassen oder Dämme bauen. Besonders spannend ist deshalb auch eine Wanderung durch eine Klamm.

<p>Die neunseitige Titelgeschichte "Familien-Berge" von Ute Watzl finden Sie in ALPIN 12/2016.</p>

Die neunseitige Titelgeschichte "Familien-Berge" von Ute Watzl finden Sie in ALPIN 12/2016.

© www.alpin.de

Die Wahl fällt mir schwer. Die Wanderung zur Tegernseer Hütte ist natürlich spannend, aber eben auch ein Klassiker. Weniger bekannt, aber für die Kinder wunderbar abwechslungsreich ist die Tour zum Taubensee. Nach dem Aufstieg in den See springen und danach nebenan einkehren – das hat schon was. Da müssen wir unbedingt mal wieder hin im nächsten Sommer.

Ute Watzl ist freie Journalistin und schreibt über ihre privaten Familienabenteuer in den Bergen auf ihrem Blog "Zwerg am Berg". Sie ist ehrenamtliche Familiengruppenleitern beim Deutschen Alpenverein und als solche immer wieder mit Kindern in den Bergen unterwegs. Auf der Suche nach Motivationsrezepten, wenn die Kleinen mal wieder am Berg schlapp machen, entwickelte sie das erste Tourenbuch für Kinder. So entstand im eigenen kleinen Verlag "Meine Berge", ein Stempel- und Ausfüllbuch zum Wandern, das im Buchhandel und auf www.zwerg-am-berg.de verkauft wird.

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