Gebirgsdurchquerung bei Kaiserwetter

Karwendelmarsch 2016: Hitzeschlacht im Ahornboden

2.500 Teilnehmer gingen am 27. August bei der 8. Ausgabe des legendären Wander- und Lauf-Events an den Start. Darunter auch Online-Redakteur Wolfgang Dengler.

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© Wolfgang Dengler

Auf dem Weg nach Scharnitz, dem obligatorischen Startpunkt des Karwendelmarsches, komme ich bei einer Meldung kurz ins Grübeln: "Am Samstag erreicht die Ozonkonzentration einen Maximalwert von bis zu 180 µg/m³. Das Bundesgesundheitsamt rät daher, anstregende körperliche Betätigungen im Freien zu vermeiden."

Vielleicht ist es doch keine so gute Idee, drei Tage nach überstandener Magen-Darm-Grippe den Körper gleich wieder voll belasten zu wollen!

Als kleiner Trost bleibt, dass ich mich von vornherein nur für die 35 Kilometer-Wander-Variante angemeldet habe statt auf die Volldistanz (52 Kilometern) zu gehen. Irgendwie wird's schon klappen.

Nach kurzer Nacht fällt am Samstag um Punkt sechs Uhr, die Sonne geht gerade auf, der Startschuss zur 8. Ausgabe der inzwischen schon legendären Gebirgsdurchquerung.

Wie im vergangenen Jahr, so machen sich auch 2016 wieder 2500 Trailrunner und Wanderer - die Veranstaltung ist seit Wochen ausgebucht - auf den Weg Richtung Eng, beziehungsweise Pertisau am Achensee.

Und der "bunte Block" legt gleich von Beginn an ein ordentliches Marschtempo vor. Schnell ist klar: Die Sache hier wird von allen Teilnehmern ernst genommen - vom Grundschüler bis zum Senior (mitgeführte Hunde einmal ausgenommen).

Bis zur ersten Labestation im Schafstallboden hat man rund 10 Kilometer Zeit, um richtig wach zu werden und sein Tempo zu finden. Die Anstrengung hält sich noch in engen Grenzen, denn Höhenmeter sind so gut wie keine zu bewältigen.

Das ändert sich schlagartig beim Anstieg zum Karwendelhaus. Das Feld zieht sich auseinander, erste Lücken entstehen. Die Sonne ist jetzt auch voll da.

Ein Blick in die Runde verrät: Es gibt kaum jemanden, dessen Funktionsshirt noch nicht am Körper klebt. Über das Teilnehmerfeld hat sich inzwischen eine schwere Schweißglocke gelegt, die an Intensität erst wieder verlieren wird, als der Pulk die Waldzone verlässt.

Bei Kilometer 18,2 - auf Höhe des Karwendelhauses (1771m) - ist die zweite Verpflegungsstation erreicht. Es gibt Früchtebrot, Kartoffelsuppe, Wurst- und Käsebrote sowie Bananen und Äpfel - alles in Bioqualität wohlgemerkt!

Ein besonderes Lob haben sich auch die vielen freiwilligen Helfer verdient, die dem Massen-Ansturm erstaunlich professionell und mit einem Lachen im Gesicht begegnen.

Während ich das nächste Etappenziel, den Kleinen Ahornboden, in Angriff nehme, frage ich mich, wo sich wohl gerade die Spitze des Zuges befindet. Bereits auf der Falkenhütte? Oder sogar schon in der Eng? Egal, für mich geht es heute nur ums Ankommen, also weiter. 

"Ab jetzt wird's erst richtig spaßig" begrüßt ein Bergwachtler die Eintreffenden an der Labestation Kleiner Ahornboden (1399m). Wenig später ist allen klar, was der Mann damit gemeint hat. 

In praller Mittagssonne und bei Temperaturen um die 30 Grad ist der nächste große Anstieg zu bewältigen. Die rund 450 Höhenmeter zur Falkenhütte (1848m) lassen den Schweiß in Strömen fließen. Es wird gestöhnt, geflucht, pausiert...am Ende beißt sich schließlich jeder die Anhöhe hinauf.

Glücklicherweise verläuft die anschließende Querung von der Falkenhütte unterhalb der Laliderer Spitze zum Hohljoch fast komplett im Schatten.

Die letzten Kilometer zur Engalm (1227m) ziehen sich dann nochmal. Als das Ziel endlich erreicht ist, bin ich so froh bei dieser Gluthitze nicht mehr weiterlaufen zu "müssen", dass ich zunächst völlig vergesse, mich in die Finisher-Liste eintragen zu lassen.

Knapp unter acht Stunden habe ich schließlich bei meinem Debut für die 35 Kilometer gebraucht, und lande mit dieser Zeit im Mittelfeld. Der spätere Sieger in der Distanz, Sascha Pirke, benötigte gerade einmal die Hälfte. Sei's drum, der Weg ist das Ziel- und das gilt für den Karwendelmarsch in ganz besonderem Maße!

Bei den Trailrunnern konnte sich übrigens erneut Vorjahressieger Konrad Lex durchsetzen: Die 52 Kilometer bis nach Pertisau bewältigte der Deutsche in gerade einmal 4:21:19 Stunden.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.karwendelmarsch.info

Alle Ergebnisse finden Sie unter: www.pentek-timing.at

Text von Wolfgang Dengler

1 Kommentar

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preisi

Danke an das ganze TEAM. Super leistung