Streit zwischen Gemeinde Mittenwald und Betreibern eskaliert

Karwendelbahn droht die Schließung

Schock in Mittenwald: Die Betreiber der Karwendelbahn haben Anfang der vergangen Woche die Belegschaft per Zettelaushang darüber in Kenntnis gesetzt, dass Anfang Mai der Betrieb der Seilbahn eingestellt werde.

Karwendelbahn droht die Schließung
© Picture Alliance

Der Markt Mittenwald, mit immerhin 32 Prozent an der Karwendelbahn AG beteiligt, wurde vorab nicht über den Schritt der privaten Mehrheitseignerin, der Reich-Gruppe aus Heidenheim, informiert. Entsprechend verärgert reagierte man im Rathaus auf die Ankündigung.

"Wir werden für diese wichtige Touristenattraktion und für den Erhalt der Arbeitsplätze am Karwendel kämpfen. Mit allen rechtsstaatlichen Mitteln", so Mittenwalds 1. Bürgermeister Adolf Hornsteiner in einer ersten Stellungnahme.

Über 120.000 Berg- und Talfahrten verzeichnete die Karwendelbahn zuletzt jährlich im Schnitt. Die Einstellung des Betriebs würde die Tourismusindustrie vor Ort hart treffen. 

So müsste eine der "Attraktionen", das erst 2008 eröffnete und neben der Bergstation der Karwendelbahn gelegene Naturinformationszentrum "Bergwelt Karwendel", wohl schließen. 

<p>Stößt bei Naturschützern auf berite Ablehnung; Das 2008 eröffnete Naturinformationszentrum.</p>

Stößt bei Naturschützern auf berite Ablehnung; Das 2008 eröffnete Naturinformationszentrum.

© Picture Alliance

Denn es darf stark bezweifelt werden, dass Tagesgäste und Urlauber die über 1300 Höhenmeter Aufstieg zum umstrittenen "Fernrohr" mehrheitlich auch zu Fuß zurücklegen würden.

Aber auch Touren-Klassiker wie der Mittenwalder-Höhenweg, der Heinrich-Nöe-Steig oder Karwendelsteig wären ohne Seilbahnunterstützung für die allermeisten Bergsteiger als Tagestour nicht mehr machbar.

Bürgermeister Hornsteiner sieht die angedrohte Schließung als Teil einer Strategie des privaten Investors:

"Der Reich-Gruppe wäre es am liebsten, der Markt Mittenwald würde Millionen ausgeben und ihr die Aktien an der Karwendelbahn AG zu völlig überhöhten Preisen abkaufen. Und das hat der Markt Mittenwald abgelehnt."

Wie es mit der Karwendelbahn weiter geht, bleibt abzuwarten.

13 Kommentare

Kommentar schreiben
Anora

An Huettentraum:

Das hat gar nichts mit Egoismus zu tun sondern mit Realismus.
Wenn ich, aus welchen Gründen auch immer, nicht auf die Berge kann, dann ist das zwar sehr schade, aber ich muss dann auch einfach so realistisch sein, es zu akzeptieren.

Ich habe seit anderthalb Jahren eine Verletzung am Knie und kann deshalb im Moment auch nur im Tal spazieren gehen. Natürlich ist das schade, aber ich muss es halt einfach akzeptieren. Ich werde erst wieder auf den Berg steigen, wenn ich es ohne Hilfe hoch und runter schaffe.

Außerdem ist mir das ziemlich egal, ob ich von irgendjemand Beifall bekomme. In die Berge sollte man nur für sich selbst gehen!
Und auch das mit dem technischen Fortschritt sehe ich etwas anders. Nicht alles was der Mensch bauen kann, sollte er auch bauen.

huettentraum

Anmerkung zum Kommentar von Anora -

na toll, das ist ja egoistisch! Wer nicht kann, der darf nicht!
Das klingt im Alter der Hochtechnologie doch etwas rückschrittig. Genau durch den jetzigen technischen Fortschritt haben auch andere Menschen die Möglichkeit Träume wahr werden zu lassen. (Behinderung oder nicht die Fähigkeit dieses Hobby auszuüben).
Wenn es diese Möglichkeit gibt auch mit der Bahn hochzufahren, warum denn nicht. Du steigst Deinen Berg hoch, dafür erntest Du doch trotzdem Beifall, auch von den Menschen, die es nicht können.
Deinen Kommentar empfinde ich unpassend. Ich hoffe, Du kannst Dein Hobby sehr lange und immer gesund ausüben.

Ma Si auf Facebook

Zum Kommentar von alexius: Sollen die Alpenbewohner wieder zu Neandertaler werden? Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle für viele Gebiete in den Alpen. Dieser muss natürlich mit Bedacht und im Einklang mit der Natur durchgeführt werden. Aber ein bedingungloser Rückbau ist sicherlich nicht mit Bedacht durchgeführt Tourismus. Außerdem findet an Der Karwendelspitze in Mittenwald mit Sicherheit kein Massentourismus statt.

Helmut Reitmeir auf Facebook

Ösis betreiben Bergtourismus aggressiver als die Bayern, haben aber auch wesentlich mehr Berge. Der Vergleich mit dem Schwimmbad hinkt. Ich glaube nicht, dass es der Reich-Gruppe ausschließlich darum geht, die Bahn still zu legen, die wollen sie nur für viel Geld los werden, weil der Betreiber offensichtlich nicht genügend damit verdient. Wenn der Landkreis, bzw. die Mittenwalder Bevölkerung die Bahn weiterhin haben will, müssen sie halt den Anteil der Reich Gruppe übernehmen.

alexius

Ich bin für Mountain Wildernis. Das heißt: bedingungsloser Abbau aller technischen Hilfsmittel und Hütten. Wir müssen die wilden Berge zurückgewinnen. Der Tourismus in Mittenwald ist langfristig ohnehin nicht zu retten.

Anora

Dabei macht doch vor allem der Tourismus im großen Stil dieses Paradies kaputt.
Wer wirklich auf die Berge gehört, der schafft den Aufstieg auch ohne Seilbahnhilfe. Alle anderen müssen sich halt mit Talwanderungen begnügen. Da gibt's ja schließlich auch schöne.

Bergfex

Als hier lebende und hier und direkt auf dem Berg aufgewachsene. Ist das ein Schlag ins Gesicht..
Eben Fernglas hin oder her. Die Karwendelbahn gehört zu mittenwald!!
Und ist ein Muss, das diese in Betrieb bleibt.
Nach der baldigen Schließung des Schwimmbades nun dieser Supergau..
Langsam können wir ein geschlossen Schild vor Mittenwald hängen :(.

Wie schwer ist es 20 km weiter zu schauen wie Tourismus funktioniert. In Tirol ist auch nicht alles Gold was glänzt, aber es funktioniert besser als bei uns. Die haben tolle Schwimmbäder mit wahnsinnig schönen Sauna, die haben Bergbahn,die fahren.
Wenn es mit den Wintern so schlecht wird kann man nicht auch noch den Sommer Tourismus kaputt machen..
Wir leben hier im Paradies.
Macht es nicht kaputt!!!!

langerheinz

Mit den Bergen als Kulisse lässt sich schon seit vielen Jahrzehnten gutes Geld verdienen. Dabei ist die Verteilung nicht anders wie sonst wo. Den Einen reicht es zum Leben, die anderen bekommen vor lauter Gier den Hals nicht voll. Dabei verstehen es die letzteren meist sehr gut, die erst genannten in den Bann zu ziehen. Hat Mittenwald von der Bahn wirklich profitiert? Uns Bergsteigern würde die Stilllegung und der hoffentlich baldige Abbau nicht wehtun. Steht doch das Karwendel als Synonym für faires Bergsteigen. Über die Zukunft sollte jedoch die Mittenwalder Bevölkerung entscheiden, so wie in der Nachbarschaft als es um Olympia ging.

MaSch81

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bahn für immer ihren Betrieb einstellen wird. Wie bereits geschrieben, wird die Reich-Gruppe (welch passender Name) sicher nur an Gewinnmaximierung interessiert sein. Eigentlich gehört so eine Bahn in die Hand der Kommune und nicht (teils) in die Hand von Privatinvestoren, schließlich ist es auch ein Stück Gemeinwohl, den Tourismus in der Alpenregion entsprechend zu fördern und steuern. Daher hoffe ich sehr, dass sich die Gemeinde Mittenwald einerseits nicht erpressen lässt, andererseits die Bahn aber doch nicht aufgegeben wird.
Vielleicht schafft man es ja die Investoren am langen Arm verhungern zu lassen und am Ende die Bahn wieder in Betrieb zu nehmen als 100%igeS Eigentum der Gemeinde - sonst gibt es im nächsten Winter nur noch eine Dammkar Abfahrt am Tag ;-)

Tom Schulze auf Facebook

Das ist auch ohne Bahn eine schöne Tour, Karwendelsteig hoch und den Abstieg über das Damkar ?? nur wüden es wohl Einbußen von 90% für die Hütte und das Museum bringen. Ein wirtschaftlicher Gau für die Betreiber

Seite 1 / 2 Next